Sigismund von Dobschütz
Beeindruckend und tiefgründig ist der einer Novelle gleichende, gerade einmal 160 Seiten starke Roman "Das Fell des Bären" von Matteo Righetto (45), der im November im Verlag Karl Blessing erschien. Es ist das erste in deutscher Übersetzung veröffentlichte Werk des italienischen Literaturwissenschaftlers, das bereits vor fünf Jahren in Italien zum Bestseller und 2016 dort verfilmt wurde. Wie der Titel vermuten lässt, geht es im Buch um etwas Großartiges, um ein Abenteuer, wie es der Junge Domenico anfangs vermutet - nicht ahnend, dass es letztlich ums Ganze geht: um Sieg oder Niederlage, um Leben und Tod.
Wir sind im Jahr 1963. Der zwölfjährige Domenico lebt allein mit seinem Vater Pietro, einem armen Tischler, im kleinen ladinischen Bergdorf in den Dolomiten. Die Mutter starb zwei Jahre zuvor. Seitdem ist der Vater verbittert, in sich gekehrt, spricht kein Wort mit dem Sohn, der sich nach väterlicher Liebe sehnt, sondern verbringt seine Freizeit in der Kneipe, allein in einer Ecke. Er ist noch nach Jahren ein Auswärtiger, der ins Dorf eingeheiratet hat. Der kleine Domenico ist intelligent, ein strebsamer Schüler, schätzt die liebevolle Zuwendung der Lehrerin mehr als die gute Schulnote, ist aber als "Streber" in der Klasse ebenso ein Außenseiter wie sein Vater.
Als sich Pietro eines Tages entschließt, gemeinsam mit seinem Sohn einen in den Bergwäldern lebenden gewaltigen Bären zu erlegen, der den Talbewohnern zu einer Gefahr und schon zum Mythos geworden ist, beginnt für Domenico das vermeintliche Abenteuer, mit dem er glaubt, nach erfolgreicher Rückkehr seiner von ihm heimlich angehimmelten Schulfreundin als "Bärentöter" imponieren zu können. Nicht nur er will etwas beweisen, auch sein Vater will es den Männern im Dorf zeigen.
Mit jedem Schritt der beiden hinein in die Wildnis der Bergwelt entwickelt sich Righettos Erzählung zu einer berührenden und schließlich dramatisch sich entwickelnden Vater-Sohn-Geschichte. Im griesgrämigen und unnahbaren Witwer erwacht wieder der gefühlvolle Vater, der seinen Sohn fürsorglich umsorgt, ihm aus glücklichen Jahren mit der Mutter erzählt. Der Zwölfjährige ist dankbar für das Vertrauen, reift in der Zweisamkeit mit dem Vater binnen weniger Tage zum Jüngling und kehrt schließlich nach gefährlichem Abenteuer als Ehrenretter seines Vaters ins Dorf zurück.
"Das Fell des Bären" ist eine poetische, atmosphärische und vielschichtige Geschichte. Der Roman beeindruckt vor allem durch die Schilderung des Geschehens aus Sicht des Zwölfjährigen. In schlichter Sprache bringt der Autor sowohl die noch kindlich-unschuldige Sichtweise des Jungen als auch die einfache, naturverbundene Lebensweise der ärmlichen Bergregion bestens zum Ausdruck. Alles in allem ist Matteo Righetto ein außergewöhnlicher, auch spannender, dabei zugleich feinsinniger Roman gelungen, der nicht nur von Erwachsenen gelesen werden sollte, sondern durchaus auch für Jugendliche geeignet ist.
Beeindruckend und tiefgründig ist der einer Novelle gleichende, gerade einmal 160 Seiten starke Roman "Das Fell des Bären" von Matteo Righetto (45), der im November im Verlag Karl Blessing erschien. Es ist das erste in deutscher Übersetzung veröffentlichte Werk des italienischen Literaturwissenschaftlers, das bereits vor fünf Jahren in Italien zum Bestseller und 2016 dort verfilmt wurde. Wie der Titel vermuten lässt, geht es im Buch um etwas Großartiges, um ein Abenteuer, wie es der Junge Domenico anfangs vermutet - nicht ahnend, dass es letztlich ums Ganze geht: um Sieg oder Niederlage, um Leben und Tod.
Wir sind im Jahr 1963. Der zwölfjährige Domenico lebt allein mit seinem Vater Pietro, einem armen Tischler, im kleinen ladinischen Bergdorf in den Dolomiten. Die Mutter starb zwei Jahre zuvor. Seitdem ist der Vater verbittert, in sich gekehrt, spricht kein Wort mit dem Sohn, der sich nach väterlicher Liebe sehnt, sondern verbringt seine Freizeit in der Kneipe, allein in einer Ecke. Er ist noch nach Jahren ein Auswärtiger, der ins Dorf eingeheiratet hat. Der kleine Domenico ist intelligent, ein strebsamer Schüler, schätzt die liebevolle Zuwendung der Lehrerin mehr als die gute Schulnote, ist aber als "Streber" in der Klasse ebenso ein Außenseiter wie sein Vater.
Als sich Pietro eines Tages entschließt, gemeinsam mit seinem Sohn einen in den Bergwäldern lebenden gewaltigen Bären zu erlegen, der den Talbewohnern zu einer Gefahr und schon zum Mythos geworden ist, beginnt für Domenico das vermeintliche Abenteuer, mit dem er glaubt, nach erfolgreicher Rückkehr seiner von ihm heimlich angehimmelten Schulfreundin als "Bärentöter" imponieren zu können. Nicht nur er will etwas beweisen, auch sein Vater will es den Männern im Dorf zeigen.
Mit jedem Schritt der beiden hinein in die Wildnis der Bergwelt entwickelt sich Righettos Erzählung zu einer berührenden und schließlich dramatisch sich entwickelnden Vater-Sohn-Geschichte. Im griesgrämigen und unnahbaren Witwer erwacht wieder der gefühlvolle Vater, der seinen Sohn fürsorglich umsorgt, ihm aus glücklichen Jahren mit der Mutter erzählt. Der Zwölfjährige ist dankbar für das Vertrauen, reift in der Zweisamkeit mit dem Vater binnen weniger Tage zum Jüngling und kehrt schließlich nach gefährlichem Abenteuer als Ehrenretter seines Vaters ins Dorf zurück.
"Das Fell des Bären" ist eine poetische, atmosphärische und vielschichtige Geschichte. Der Roman beeindruckt vor allem durch die Schilderung des Geschehens aus Sicht des Zwölfjährigen. In schlichter Sprache bringt der Autor sowohl die noch kindlich-unschuldige Sichtweise des Jungen als auch die einfache, naturverbundene Lebensweise der ärmlichen Bergregion bestens zum Ausdruck. Alles in allem ist Matteo Righetto ein außergewöhnlicher, auch spannender, dabei zugleich feinsinniger Roman gelungen, der nicht nur von Erwachsenen gelesen werden sollte, sondern durchaus auch für Jugendliche geeignet ist.