Andreas Oswald
Zuerst die gute Nachricht: Die 16-jährige Austauschschülerin aus Zypern, die im Kletterwald in Veilbronn bei Heiligenstadt am Samstag vor einer Woche von einer fünf Meter hohen Plattform gestürzt ist, ist bereits wieder wohlbehalten in ihrer Heimat. Sie hatte sich augenscheinlich nur Prellungen und Schürfwunden zugezogen. Und auch die 31-Jährige, die im Hochseilgarten Betzenstein am gleichen Tag am Ende eines Parcours vier Meter tief abgerutscht war, kam mit leichten Verletzungen davon. Dies teilte Polizeihauptkommissar Bernd Elzinger auf Nachfrage unserer Zeitung mit.
Er ist einer von drei Sachbearbeitern für Berg- und Kletterunfälle im Polizeipräsidium Oberfranken in Bayreuth. Elzinger betreibt selber Bergsport und weiß: "Wenn etwas passiert, dann liegt es meistens an menschlichem Fehlverhalten, an Unachtsamkeit".
"Hals- und Beinbruch", der gut gemeinte Wunsch kann leider allzu schnell Wirklichkeit werden - diesen Eindruck könnte man gewinnen beim Blick in das Hochseilgarten-Forum "Ropes Course". Dort gibt es mehrere Seiten mit Unfallanalysen. Die Auflistung liest sich schauerlich: "Halsverletzung weil verheddert", "Zwei Abstürze, weil Backup-System versagt hat", "Absturz wegen morschem Balken" - und immer wieder werden Strangulations-Unfälle verzeichnet. Allerdings: Die Auflistung geht bis auf das Jahr 2011 zurück und umfasst die Unfälle bundesweit, teils werden auch Unglücke im Ausland analysiert, wie ein tödlicher Absturz 2016 in den USA.
Beim Blick auf die Statistik, die die Sachbearbeiter für Berg- und Kletterunfälle im Polizeipräsidium Oberfranken führen, stellen sich die Risiken in Kletterparks allerdings als vergleichsweise gering dar:
Zwischen November 2016 und November 2017 wurden in Oberfranken insgesamt 80 Alpinunfälle verzeichnet. Davon 20 Kletterunfälle, sechs Unglücke mit Mountain-Bikes, elf Berg- bzw. Wanderunfälle, sage und schreibe 42 Ski- bzw. Schlittenunfälle - aber nur ein Unfall in einem Hochseilgarten (Bischofsgrün).
Zur Einordnung: Davon gibt es 14 in ganz Oberfranken, darunter drei in der Fränkischen Schweiz (siehe Karte). Die einzigen Unfälle, die sich bislang heuer dort ereigneten, sind die oben beschriebenen Vorkommnisse von vergangener Woche.
"Wir hatten bisher einen Unfall in 14 Jahren bei weit über 100 000 Besuchern", erklärt Christof Mahler auf Anfrage. Er betreibt den Hochseilgarten Betzenstein, in dem sich nach Recherchen unserer Zeitung allerdings bislang zwei Unfälle ereigneten (2012 und 2013). Laut Betreiber sei beim Vorfall am Samstag vor einer Woche eine Person außerhalb der Anlage am Boden ausgerutscht. Auf Grund des abschüssigen Gelände habe es zunächst schlimmer ausgesehen, als es gewesen sei, erklärt Christof Mahler.
Es komme in seinem Hochseilgarten nicht "immer wieder" zu Verletzungen, zumindest nicht mehr als bei einer Wanderung in der Fränkischen, betont der Betzensteiner Kletterparkbetreiber.
"Wenn man aufpasst und sich an die Reglen hält, ist es eigentlich sehr sicher in den Kletterwäldern", bestätigt der Sachbearbeiter für Kletterunfälle, Bernd Elzinger.
Die Teilnehmer bekämen eine gute Einweisung und das zur Verfügung gestellte Material werde stets überprüft. Wenn ein Kletterwald errichtet werde, müsse er vom TÜV abgenommen werden, betont Elzinger - räumt aber ein, dass danach die Überprüfung auf freiwilliger Basis erfolge.
Hans Donner, dessen Sohn Christian als staatlich geprüfter Berg- und Skiführer den Kletterwald Veilbronn seit sechs Jahrn betreibt, betont, dass der TÜV jedes Jahr komme: "Da wird im Prinzip jede Schraube angeschaut". Darüber hinaus nehme regelmäßig ein Baumgutachter das Klettergehölz unter die Lupe.
Was die technische Ausrüstung betrifft , setzt man im Kletterwald Veilbronn auf doppelte Sicherheit: Mit dem System des Herstellers "Edelrid" Typ "Smart Belay" ausgestattet, hängt der Baumwipfelgänger mit seinem Gurt an zwei Karabinerhaken.
Das Besondere: Beim Umhängen von einem Sicherungsseil auf das nächste, lässt sich jeweils nur ein Karabinerhaken öffnen. Das heißt: "Während des Umhängvorgangs ist man immer über einen Haken gesichert, erklärt Hans Donner. Dies sei der Standard, den alle Kletterwälder mit diesem System hätten."Unsere Kunden werden bei der Einweisung explizit darauf hingewiesen, dass sie sich mit beiden Karabinern sichern müssen, bereits wenn sie noch am Boden stehen", betont der Kletterwaldbetreiber.
Eigentlich narrensicher, dieses System - aber wie kam es trotzdem zu dem Unfall?
Hans Donner zeigt die Stelle, an der die Austauschschülerin verunglückt ist: Das Mädchen sei gesichert aufgestiegen - dies habe das Aufsichtspersonal geprüft. Auf der ungefähr fünf Meter hohen Plattform stehend müsse die junge Frau wohl die Sperre auf eine Weise manipuliert haben, dass sich beide Karabiner gleichzeitig ausklinken ließen.
"Aus welchem Grund auch immer sie das gemacht hat - wir wissen es nicht", bedauert Hans Donner den Unfall, der glücklicherweise noch einmal glimpflich ausging.
"Mit der Sicherung kann man nichts verkehrt machen - bei dem System habe ich keine Bedenken", erklärt der Sozialpädagoge Norbert Kotz. Mit seiner Zusatzausbildung als Erlebnispädagoge ist er prädestiniert dafür, um mit seiner achtköpfigen Klasse der Forchheimer Pestalozzischule einen Ausflug in den Kletterwald Veilbronn zu machen.
"Die Kinder sind auf den Kletterparcours sehr konzentriert unterwegs. Sie lernen Geduld, Teamfähigkeit und gewinnen Selbstvertrauen", beschreibt er den pädagogischen Effekt eines solchen Kletterwald-Abenteuers.
"Wie war's", fragen wir den elfjährigen Noah, als er am Ende des Parcours von der Leiter steigt. Der Viertklässler sagt nur ein Wort, das aber alles sagt: "Cool" .
Zuerst die gute Nachricht: Die 16-jährige Austauschschülerin aus Zypern, die im Kletterwald in Veilbronn bei Heiligenstadt am Samstag vor einer Woche von einer fünf Meter hohen Plattform gestürzt ist, ist bereits wieder wohlbehalten in ihrer Heimat. Sie hatte sich augenscheinlich nur Prellungen und Schürfwunden zugezogen. Und auch die 31-Jährige, die im Hochseilgarten Betzenstein am gleichen Tag am Ende eines Parcours vier Meter tief abgerutscht war, kam mit leichten Verletzungen davon. Dies teilte Polizeihauptkommissar Bernd Elzinger auf Nachfrage unserer Zeitung mit.
Er ist einer von drei Sachbearbeitern für Berg- und Kletterunfälle im Polizeipräsidium Oberfranken in Bayreuth. Elzinger betreibt selber Bergsport und weiß: "Wenn etwas passiert, dann liegt es meistens an menschlichem Fehlverhalten, an Unachtsamkeit".
Unfall-Analysen im Netz
"Hals- und Beinbruch", der gut gemeinte Wunsch kann leider allzu schnell Wirklichkeit werden - diesen Eindruck könnte man gewinnen beim Blick in das Hochseilgarten-Forum "Ropes Course". Dort gibt es mehrere Seiten mit Unfallanalysen. Die Auflistung liest sich schauerlich: "Halsverletzung weil verheddert", "Zwei Abstürze, weil Backup-System versagt hat", "Absturz wegen morschem Balken" - und immer wieder werden Strangulations-Unfälle verzeichnet. Allerdings: Die Auflistung geht bis auf das Jahr 2011 zurück und umfasst die Unfälle bundesweit, teils werden auch Unglücke im Ausland analysiert, wie ein tödlicher Absturz 2016 in den USA.
Wandern gefährlicher als Klettern
Beim Blick auf die Statistik, die die Sachbearbeiter für Berg- und Kletterunfälle im Polizeipräsidium Oberfranken führen, stellen sich die Risiken in Kletterparks allerdings als vergleichsweise gering dar:Zwischen November 2016 und November 2017 wurden in Oberfranken insgesamt 80 Alpinunfälle verzeichnet. Davon 20 Kletterunfälle, sechs Unglücke mit Mountain-Bikes, elf Berg- bzw. Wanderunfälle, sage und schreibe 42 Ski- bzw. Schlittenunfälle - aber nur ein Unfall in einem Hochseilgarten (Bischofsgrün).
Zur Einordnung: Davon gibt es 14 in ganz Oberfranken, darunter drei in der Fränkischen Schweiz (siehe Karte). Die einzigen Unfälle, die sich bislang heuer dort ereigneten, sind die oben beschriebenen Vorkommnisse von vergangener Woche.
Ausrutscher in Betzenstein
"Wir hatten bisher einen Unfall in 14 Jahren bei weit über 100 000 Besuchern", erklärt Christof Mahler auf Anfrage. Er betreibt den Hochseilgarten Betzenstein, in dem sich nach Recherchen unserer Zeitung allerdings bislang zwei Unfälle ereigneten (2012 und 2013). Laut Betreiber sei beim Vorfall am Samstag vor einer Woche eine Person außerhalb der Anlage am Boden ausgerutscht. Auf Grund des abschüssigen Gelände habe es zunächst schlimmer ausgesehen, als es gewesen sei, erklärt Christof Mahler.Es komme in seinem Hochseilgarten nicht "immer wieder" zu Verletzungen, zumindest nicht mehr als bei einer Wanderung in der Fränkischen, betont der Betzensteiner Kletterparkbetreiber.
"Wenn man aufpasst und sich an die Reglen hält, ist es eigentlich sehr sicher in den Kletterwäldern", bestätigt der Sachbearbeiter für Kletterunfälle, Bernd Elzinger.
Die Teilnehmer bekämen eine gute Einweisung und das zur Verfügung gestellte Material werde stets überprüft. Wenn ein Kletterwald errichtet werde, müsse er vom TÜV abgenommen werden, betont Elzinger - räumt aber ein, dass danach die Überprüfung auf freiwilliger Basis erfolge.
Jährlicher Check in Veilbronn
Hans Donner, dessen Sohn Christian als staatlich geprüfter Berg- und Skiführer den Kletterwald Veilbronn seit sechs Jahrn betreibt, betont, dass der TÜV jedes Jahr komme: "Da wird im Prinzip jede Schraube angeschaut". Darüber hinaus nehme regelmäßig ein Baumgutachter das Klettergehölz unter die Lupe. Was die technische Ausrüstung betrifft , setzt man im Kletterwald Veilbronn auf doppelte Sicherheit: Mit dem System des Herstellers "Edelrid" Typ "Smart Belay" ausgestattet, hängt der Baumwipfelgänger mit seinem Gurt an zwei Karabinerhaken.
Das Besondere: Beim Umhängen von einem Sicherungsseil auf das nächste, lässt sich jeweils nur ein Karabinerhaken öffnen. Das heißt: "Während des Umhängvorgangs ist man immer über einen Haken gesichert, erklärt Hans Donner. Dies sei der Standard, den alle Kletterwälder mit diesem System hätten."Unsere Kunden werden bei der Einweisung explizit darauf hingewiesen, dass sie sich mit beiden Karabinern sichern müssen, bereits wenn sie noch am Boden stehen", betont der Kletterwaldbetreiber.
Eigentlich narrensicher, dieses System - aber wie kam es trotzdem zu dem Unfall?
Hans Donner zeigt die Stelle, an der die Austauschschülerin verunglückt ist: Das Mädchen sei gesichert aufgestiegen - dies habe das Aufsichtspersonal geprüft. Auf der ungefähr fünf Meter hohen Plattform stehend müsse die junge Frau wohl die Sperre auf eine Weise manipuliert haben, dass sich beide Karabiner gleichzeitig ausklinken ließen.
"Aus welchem Grund auch immer sie das gemacht hat - wir wissen es nicht", bedauert Hans Donner den Unfall, der glücklicherweise noch einmal glimpflich ausging.
Mit der Klasse im Klettergarten
"Mit der Sicherung kann man nichts verkehrt machen - bei dem System habe ich keine Bedenken", erklärt der Sozialpädagoge Norbert Kotz. Mit seiner Zusatzausbildung als Erlebnispädagoge ist er prädestiniert dafür, um mit seiner achtköpfigen Klasse der Forchheimer Pestalozzischule einen Ausflug in den Kletterwald Veilbronn zu machen."Die Kinder sind auf den Kletterparcours sehr konzentriert unterwegs. Sie lernen Geduld, Teamfähigkeit und gewinnen Selbstvertrauen", beschreibt er den pädagogischen Effekt eines solchen Kletterwald-Abenteuers.
"Wie war's", fragen wir den elfjährigen Noah, als er am Ende des Parcours von der Leiter steigt. Der Viertklässler sagt nur ein Wort, das aber alles sagt: "Cool" .