Brigitte Krause

Vor den Landfrauen erwies sich Markus Söder als fantasievoller Redner voller Visionen. Kreisbäuerin Cäcilie Werner und Kreisobmann Klaus Merkel hatten Söder ein einem gespielten Dialog mit den Nöten der Landwirte konfrontiert, vom Biber über die Gänseplage im Maintal bis hin zu Glyphosat und überbordender Bürokratie. Die Landwirte werden mit viel Kleinkram gepiesackt, wurde deutlich.
Söder wusste, wie er doppeldeutig anmerkte, den "freundlichen Empfang" draußen und auch diesen Dialog zu schätzen, in dem einiges an Kritik untergebracht war. Nichtsdestotrotz zeigte er Verständnis - die Landfrauen hatten ihn ja auch ganz begeistert in Empfang genommen. Söder hatte viele Hände geschüttelt, als fränkischer Charming-Boy gewann er mühelos die Herzen. Ob er von der Digitalisierung sprach, vom "Zukunftsraum Bayern", in dem ländlicher Raum und Stadt auf Augenhöhe stehen (inzwischen sind 35 000 Kilometer Glasfaser verlegt, mehr als das Staatsstraßen- und Kreisstraßennetz). Oder ob er von der Heimatkultur sprach: Einwanderer müssten sich an die christlich-abendländische Kultur anpassen. Auch viele Aspekte des täglichen Lebens griff er auf: bessere Pflege, Respekt vor dem Menschen, gesunder Menschenverstand. Nicht immer mehr Verbote und Vorschriften, sondern klare Regeln. Söder sprach sich für den modernen Staat aus, in dem Drohnen Grenzen überwachen, in dem die Identität von (ausländischen) Straftätern schnell festgestellt werden kann und in dem die Menschen, die etwas leisten, gewürdigt werden. Die Landfrauen bezeichnete er als die Seelen, die die Unternehmen zusammenhalten, die Kinder erziehen und das Ehrenamt stützen. Mütter und Frauen seien das Rückgrat in der Landwirtschaft.
Sehr geschickt flocht er persönliche Erfahrungen ein: Der Vater, der in der Palliativstation menschliche Zuwendung erfuhr, er selbst als Fünfjähriger zu Besuch bei der Tante auf dem Land, wie er die neuen Schuhe ruinierte, als er vom (verwaltungstechnisch nicht ausreichend geprüften) Steg kippte und "knietief in landwirtschaftlicher Produktionsleistung stand". Das Publikum lachte Tränen und wollte natürlich wissen, was Söder heute in Veitshöchheim trägt. Das verriet er nicht. Nur so viel. Als Ministerpräsident wird er dereinst den Smoking tragen, diesmal darf's noch ein Kostüm sein, "halt nicht so farbig".