Matthias Litzlfelder

Wer aktuell bei der Weltmeisterschaft in Russland Ausschau nach fränkischen Produkten hält, stößt zunächst am Fernsehbildschirm auf die Herzogenauracher Sportartikelhersteller Adidas und Puma, die mit ihren Marken präsent sind.
Führend ist dabei wieder Adidas. 13 WM-Spielbälle hat das Unternehmen bisher entwickelt. Nach "Brazuca", mit dem Deutschland 2014 in Brasilien Weltmeister wurde, rollt diesmal der "Telstar 18" auf dem Rasen der russischen Stadien. Als offizieller Partner und Ausrüster der Fifa kleidet Adidas nicht nur sämtliche Schiedsrichter, Balljungen, Helfer und Funktionäre mit seinen drei Streifen ein. Die Herzogenauracher haben diesmal mit zwölf Nationalteams auch mit Abstand die meisten Mannschaften unter Vertrag - unter anderem Deutschland.
Konkurrent Puma hat da deutlich das Nachsehen. Das beginnt schon damit, dass Italien - das normalerweise von Puma ausgestattet wird - dieses Mal die Qualifikation verpasste. Die vier von Puma in Russland ausgestatteten Mannschaften waren und sind alles andere als Favoriten: Serbien, Senegal, Uruguay und die Schweiz.


Mehr Trikots als vor vier Jahren

Der Weltmeistertitel allein ist aber kein Kriterium für gute Geschäfte. Obwohl Deutschland bereits in der Vorrunde aus der Fußballweltmeisterschaft ausgeschieden ist, erwartet Hauptsponsor Adidas mehr Trikotverkäufe als bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren.
Längst die Geschäfte abgeschlossen hat die Firma Rehau (Verwaltungssitz in Rehau/Lkrs. Hof), ein Kunststoff- und Polymerspezialist in den Branchen Bau, Automobil und Möbel. In den meisten der zwölf WM-Stadien sorgen Rasenheizungen von Rehau und weitere polymere Systeme des Unternehmens dafür, dass die Rasenflächen auch lange nach der WM - im russischen Winter - gut bespielbar bleiben.
Neben den Rasenheizungen hat Rehau in den meisten WM-Stadien zusätzlich Trinkwasser- und Heizungsrohre sowie Fußbodenheizungen in den Funktionsräumen verbaut. Die Aufträge kamen nicht von ungefähr. Rehau ist seit 1995 in Russland aktiv und beschäftigt dort rund 600 Mitarbeiter. 2005 eröffnete das Unternehmen östlich von Moskau ein Werk für die Produktion von Fenster- und Türprofilen aus PVC. Insgesamt beschäftigt Rehau weltweit mehr als 19 000 Mitarbeiter in mehr als 50 Ländern.


Insolvenz eines Weltmarktführers

Ganz anders sieht es beim Traditionsunternehmen Stechert aus, das bis vor kurzem als Weltmarktführer für Stadienbestuhlung galt. Die Klappstühle für das Stadion in Moskau hat die Firma schon vor einigen Jahren geliefert. Im September vergangenen Jahres dann musste das Unternehmen aus Wilhermsdorf (Landkreis Fürth) Insolvenz anmelden. Von 150 Mitarbeitern waren am Ende nur noch 20 übrig. Die mittelständische Firma sei vor allem durch zu schnelles Wachstum und hohe Investitionen in neue Märkte in Schieflage geraten, heißt es. Der langjährige Unternehmenschef Franz Stegner war vor drei Jahren im Alter von 78 Jahren gestorben, kurz nachdem er die Geschäftsführung abgegeben hatte.
Inzwischen hat die Fürther Daum-Gruppe den Hersteller von Stahlrohrmöbeln übernommen und führt die Produktion unter dem Namen Stechert in Trautskirchen mit rund 30 Mitarbeitern derzeit weiter. Der Name Stechert ist den Bambergern noch bekannt als ehemaliger Namensgeber der Bamberger Arena (2010 - 2013), Spielstätte der Bundesliga-Basketballer von Brose Bamberg. Firmen wie Siemens sind bei solchen Großereignissen wie einer Fußballweltmeisterschaft in der Regel immer im Boot - als Lieferanten von Ausrüstung für Gebäudetechnik und Stromversorgung.
Und eine weitere fränkische Firma mit Sitz in Iphofen (Landkreis Kitzingen) hat Baumaterialien an alle WM-Stadien geliefert: Knauf, Hersteller von Systemen für Trockenbau, Boden, Putz und Fassade.