Josef Hofbauer

Ein Posaunist ziert den Annafest-Maßkrug der Brauerei Hebendanz, den Sammler Harald Schmidt aus dem Schrank nimmt. "Ein schöner Krug, zweifellos, aber nichts Außergewöhnliches", findet er. In diese Kategorie reiht er auch die Krüge der Königlich privilegierten Hauptschützengesellschaft anlässlich des 150. Annafestes 1990 oder die Annafest-Krüge, die einst die Forchheimer Werbegemeinschaft herausgebracht hat, ein. Viel lustiger sind da schon die Postkarten mit Krug-Motiven, die Annafest-Besucher vor mehr als hundert Jahren als Grußkarten verschickten. Eine enthält einen besonderen Zettel mit dem Gäste dem Kartenschreiber bestätigen, dass er einen bestimmten Forchheimer Keller besucht hat.
Neben Karten und Krügen sammelt Harald Schmidt auch noch Bierdeckel der heutigen und früheren Forchheimer Brauereien. Und was war zuerst da? "Begonnen hat meine Sammel-Leidenschaft mit Briefmarken", bekennt der Postkarten-Sammler, der mehr als 5 000 Karten mit historischen Forchheimer Ansichten besitzt. Nimmt man Nürnberger, Bamberger oder andere Karten aus der Umgebung hinzu, sind es locker über 20 000, verrät er. "Erst viel später bin ich dazu übergegangen, heimatgeschichtlich interessante Dinge wie Bierdeckel und Bierkrüge zu sammeln", bekennt der 58-jährige Junggeselle.


Die Eich auf der Stirnseite

Experte bin ich bei den Bierkrügen nicht", wehrt Harald Schmidt ab. Dennoch sieht er auf den ersten Blick, ob es sich um einen Krug handelt, der mehr als hundert Jahre auf dem Buckel hat. "Damals, so der passionierte Sammler, befand sich das Eichmaß vorne auf dem Maßkrug, genau gegenüber dem Henkel. Das gelte für die Zeit von 1900 bis 1920. Aus dieser Zeit stammen die handgedrehten Krüge mit "aufgelegter", also erhabener Aufschrift.
In den folgenden 20 Jahren entstanden die ersten maschinell gefertigten Krüge, mit gestempelter oder aufgelegter Aufschrift. Das Eichmaß ist bei diesen Krügen aber bereits häufig neben dem Henkel angebracht. Von jüngeren Krügen sind sie durch ein "L" zu unterscheiden.
Nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 60-er Jahre entstanden maschinell gefertigte Krüge mit leicht aufgelegter Schrift. Zum Teil wurden die Krüge einfach nur bedruckt, manchmal aber auch bebildert. Das Eichmaß steht neben dem Henkel, jedoch signalisiert ein kleines "l", dass es sich um ein Sammlerstück jüngeren Datums handelt.


Schriftart gibt Auskunft

Besonders die Schriftart auf den Krügen sei ein weiteres Indiz für das Alter und damit auch für den Preis. Auf den Krügen des 19. Jahrhunderts ist sie geritzt, bei denen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts emailliert. Die neuesten Krüge sind glasiert. Ebenfalls wichtig ist der Zustand eines Kruges. Gebrauchsspuren oder gar Sprünge mindern seinen Wert.
Die ältesten Bierdeckel, so verrät Harald Schmidt, stammen aus der Zeit um 1900. Das Reichspatent für Bierfilze wurde am 25. Oktober 1892 vergeben. "Für Platten, die zu runden oder kantigen Deckeln ausgestanzt oder ausgeschnitten werden, und die sich wegen ihrer Saugfähigkeit als Bierseideluntersetzer eignen." Schmidt hat Bierdeckel sämtlicher Forchheimer Brauereien in seiner Sammlung. Die ältesten stammen aus der Zeit des erstem Weltkrieges und der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, als die Hauptstraße nach dem damaligen Führer benannt war, wie die Adresse der Brauerei belegt. "200 Euro ist dieses Zeitdokument heute wert", verrät der Sammler.
Neben den Postkarten hat Schmidt ein paar hundert Bierdeckel. Etwa hundert stammen von Forchheimer Brauereien. Und an Bierkrügen besitzt der Sammler auch einige hundert. Gottlob wohnt er im eigenen Haus, wo er genug Platz für seine Sammelobjekte hat.