Seit vielen Jahren gibt der abgebildete Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Pfaffenhausen Rätsel auf. Der rote Sandstein ist grob behauen und die Inschrift mit einem Messer oder grobem Werkzeug ungelenk eingeritzt. Durch die Hilfe von Nathanja Hüttenmeister vom Ludwig Steinheim Institut gelang es jetzt die Inschrift zu entziffern.

„Hier ist geborgen die Frau, Frau Sprinz, Tochter des Herrn Jaakow, sein Andenken zum Segen, begraben am Tag [5?], Woche 2 [3?]. Aw 364 der [kleinen Zählung]. 1604“, steht da zu lesen.

1586 erteilte der Fuldaer Abt Balthasar von Dernbach in der Judenordnung die Erlaubnis zur Errichtung einer Begräbnisstätte für Juden in Pfaffenhausen.

Somit handelt es sich bei diesem Grabstein von 1604 um einen der ältesten Steine, wie es in einer Pressemitteilung der Stadt heißt. Leider wird in der Inschrift kein Ort genannt. Da der jüdische Friedhof von Pfaffenhausen als Verbandsfriedhof von 27 umliegenden jüdischen Gemeinden genutzt wurde, bleibt unklar woher „Frau Sprinz“ stammte.

Der Frauenname „Sprinz“ lässt sich oft in alten Unterlagen finden. Hüttenmeister erklärt dazu: Der Name „Sprinz“ geht entweder zurück auf das romanische Wort „esperanza“, die „Hoffnung“, oder leitet sich von einem Namen für den Vogel Sperber ab.

Wie bereits bekannt, wird der jüdische Friedhof Pfaffenhausen als Leader-Projekt erfasst und dokumentiert. Die Aufträge für die Reinigung und Fotografie der Grabsteine sind vergabebereit, die Ausschreibungen für die Epigrafik (Übersetzung der hebräischen Inschriften), ein pädagogisches Konzept und Öffentlichkeitsarbeit sind in Bearbeitung. Die Stadt Hammelburg geht davon aus, dass die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen. Für die spätere Erstellung von Biografien sind Interessierte zur Mitarbeit im Arbeitskreis willkommen, so die Mitteilung. Die nächste Führung auf dem jüdischen Friedhof findet am Sonntag, 28. September, um 11 Uhr statt.

Weitere Infos und Anmeldung bei der Stadt Hammelburg, Elli Böck, E-Mail: kultur@hammelburg.de oder telefonisch unter 09732/902 330. red