In den vergangenen 15 Jahren konnten 5 Menschen mit Behinderung aus der Werkstatt Hammelburg erfolgreich in den allgemeinen Arbeitsmarkt eingegliedert werden. Katja K. (24) aus Sulzthal ist die sechste Person aus der Werkstatt, die sich über eine Festanstellung freuen darf. Sie ist ab September 2025 offizielles Teammitglied des Kinderhauses „Gerne Groß“ in Sulzthal und übernimmt unterstützende Aufgaben in den Bereichen Hauswirtschaft und Kinderbetreuung. Im Kinderhaus werden rund 52 Kinder ab dem vollendeten 1. Lebensjahr bis zur Einschulung in einer Krippen- und zwei Regelgruppen betreut.

Die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt erfolgte bei Katja in mehreren Schritten. Zunächst absolvierte sie auf eigenen Wunsch hin ein unverbindliches mehrwöchiges Praktikum im Kinderhaus, das Katja von einem Schulpraktikum her kannte. Zudem befindet sich das Kinderhaus in Katjas Wohnort und kann als „sozialraumorientierter Arbeitsplatz“ bezeichnet werden, denn es ist problemlos zu erreichen.

Während Katjas Praktikum stand die Werkstatt in engem Austausch mit Kindergartenleiterin Dina Dauer, die sich bereit erklärt hatte, Katjas Anleitung zu übernehmen. Das Praktikum wurde mehrfach verlängert, um von allen Seiten genau abzuklären, ob langfristig eine Beschäftigung im Kinderhaus infrage kommt und ob bei Katja eine Eignung für dieses Berufsfeld besteht. Erfreulicherweise stellte sich heraus, dass die Praktikantin ihre Aufgaben im Kinderhaus sehr gut meistert und für das Team eine Bereicherung und Hilfe darstellt. Auch zu den Kindern konnte sie gute Bindungen herstellen. Katja berichtete in den regelmäßigen Austauschgesprächen nur Positives über das Praktikum. Das Arbeiten im Team und mit den Kindern bereitete ihr durchweg großen Spaß.

Die wichtigste Grundvoraussetzung passte ebenfalls: Dass die Gemeinde Sulzthal als Dienstgeber einer Zusammenarbeit mit der Werkstatt von Anfang an offen gegenüberstand und bei positivem Verlauf die Festanstellung in Aussicht stellte. Ein Dank gilt hier Bürgermeister August Weingart, der sich zu jeder Zeit für Katjas Festanstellung engagierte, und Dina Dauer und ihrem Team für Katjas verständnisvolle Anleitung und Förderung.

Im nächsten Schritt erfolgte für Katja die Anmeldung zur Teilnahme am BÜWA-Projekt (=Begleiteter Übergang von Menschen aus der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt), das vom überörtlichen Sozialhilfeträger, dem Bezirk Unterfranken, gefördert wird.

Ziel des BÜWA-Projektes ist es, Menschen mit Behinderung unter engmaschiger Begleitung durch den Integrationsfachdienst und das Werkstattpersonal aus den Werkstätten in den allgemeinen Arbeitsmarkt einzugliedern. Zum Zwecke der Verselbständigung der Projektteilnehmer und -teilnehmerinnen tritt die Werkstatt im Verlauf des Projektes in den Hintergrund. Zum Ende hin zieht sich auch der Integrationsfachdienst allmählich zurück.

Die Basis für einen erfolgreichen Projektverlauf bilden die Motivation und Mitwirkungsbereitschaft auf Seiten der Projektteilnehmer und -teilnehmerinnen sowie die Offenheit und Bereitschaft auf Seiten der Kooperationsbetriebe, einen Menschen mit Behinderung ins Team aufzunehmen.

Im Kinderhaus „Gerne Groß“ passten alle „Puzzleteile“ zusammen. In der Regel ist die Dauer des Projektes auf bis zu 18 Monate ausgelegt. Dina Dauer und das Kollegium des Kinderhauses haben in Katja eine zuverlässige und motivierte Hilfskraft gefunden, die eine große Unterstützung im täglichen Kinderhausalltag ist.

Ab September erhält Katja einen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsvertrag, der zunächst auf zwei Jahre befristet ist. Dann beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Die berufliche Sicherung und Nachbetreuung findet in der ersten Zeit nach der Festanstellung noch durch den Integrationsfachdienst statt. Beruhigend zu wissen ist für Katja, dass sie innerhalb der ersten 5 Jahre reibungslos in die Werkstatt zurückkehren kann, sollte sie mit den Verhältnissen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht mehr zurechtkommen. Bisher ist dieser Fall bei den von der Werkstatt Hammelburg ausgegliederten Personen jedoch nicht eingetreten.

Katjas Beispiel verdeutlicht sehr gut, dass Menschen mit Behinderung wertvolle Arbeit leisten. Wenn sie eine ihren Stärken entsprechende Nischentätigkeit finden, können sie das derzeit oft am Limit arbeitende Fachpersonal entlasten. Es wäre wünschenswert, dass auch andere Betriebe Menschen mit Behinderung die Chance geben, sich beruflich zu bewähren. Die Bemühungen zahlen sich in der Mehrheit der Fälle aus, da Menschen aus den Werkstätten in der Regel eine hohe Motivation und Offenheit mitbringen. red