"Der Großvater baut das Unternehmen auf, der Vater führt es weiter, der Enkel studiert Kunstgeschichte" - so formulierte Ferdinand Fürst zu Castell-Castell ein Problem, vor dem viele Unternehmen stehen. Die Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt feiert dieses Jahr ihr 175-jähriges Bestehen mit sechs unterschiedlichen Veranstaltungen in der ganzen Region. Die erste, an der über 200 Unternehmerinnen und Unternehmer teilnahmen, fand im Tattersall statt.
Dazu hatte die IHK den Gründer des Frankfurter Zukunftsinstituts, Matthias Horx, eingeladen. Seine Thesen zum Thema "Zukunft neu denken - und was uns der Blick in die Vergangenheit verrät" waren durchaus keine leichte Kost. Er diskutierte auch eine Stunde lang zusammen mit vier Unternehmern über das Thema "wie wird ein Unternehmen erfolgreich alt?" Moderator der Veranstaltung war der in Bad Kissingen geborene Jürgen Gläser, der im Bayerischen Rundfunk für den Stadt- und Landkreis Kitzingen berichtet.
Jürgen Bode, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK, betonte in seiner Begrüßung, dass im Jahr 1843 sechs der neun bayerischen Handelskammern gegründet wurden, darunter am 6. Juni auch die IHK Würzburg-Schweinfurt. Er erinnerte an ein Zitat von Willy Brandt "der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist sie zu gestalten!"
Es gibt viele Unternehmen in der Region Mainfranken, die auf eine lange und erfolgreiche Geschichte blicken können, betonte er. 543 der aktuell rund 75 000 Mitglieds-Betriebe der IHK seien 100 Jahre oder älter, 78 über 200 Jahre alt. Die meisten "Methusalems" seien Brauereien und Apotheken. Das älteste Unternehmen im Landkreis Bad Kissingen ist nach den Nachforschungen der IHK die im Jahr 1710 gegründete Boxberger- Apotheke.
Die demographische Entwicklung führe in den kommenden Jahren in vielen Regionen von Mainfranken zu einem Bevölkerungsrückgang und damit für die Betriebe zu einem Fachkräfteengpass. Mehr denn je würden Firmen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern suchen, um auch morgen noch erfolgreich in einer globalisierten Welt zu bestehen. "Auch beim Unternehmer selbst schlägt die demographische Komponente zu", hob Bode hervor. Bereits jetzt sei jeder vierte mainfränkische Unternehmer über 60 Jahre alt, die Hälfte über 50. Vier von zehn Betrieben würden aber keinen geeigneten Nachfolger finden. Die IHK habe ein Maßnahmenpaket auf die Beine gestellt, mit dem die Mitgliedsbetriebe beim Übergabeprozess unterstützt werden.
Jürgen Bode beklagte, dass heute weniger Menschen als früher den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit wagen. Dies gelte auch für den Standort Bad Kissingen. 2016 sei der Gewerbebestand um 33 Unternehmen geschrumpft, es wurden also mehr Unternehmen ab- als angemeldet. Das sei nach 2012 zweite Jahr mit einem negativen Saldo. Die Gründe für ein geringeres Interesse an der beruflichen Selbstständigkeit liegen, so der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer, am leergefegten Arbeitsmarkt und an fehlender Risikobereitschaft.
Sehr gespannt waren die Teilnehmer an der Jubiläumsveranstaltung auf den Gründer des Frankfurter ZukunftsInstuts, Matthias Horx. Sein Thema lautete "Zukunft neu denken - und was uns der Blick in die Vergangenheit verrät".
Horx betonte aber gleich zu Anfang "ich kann Ihnen nicht sagen, wie Ihr Unternehmen erfolgreich alt werden kann, eventuell aber, wie es jung bleiben kann".Die Deutschen seien "Angst-Weltmeister", 70 Prozent von ihnen würden sich vor der Zukunft fürchten. "Ich mache seit 25 Jahren Prognostik" sagte er, da könne man auch vieles falsch machen. Der Haushaltsroboter zum Beispiel sei noch immer nicht da. Ausführlich beschäftigte Horx sich mit "Mega-Trends." Jeder habe einen Punkt, an dem er bricht und von dem es wieder abwärts geht. Als Beispiel nannte er die Entwicklung von Bad Kissingen als Kurort. Die Abwärtsentwicklung könne auch durch größten Marketing-Einsatz nicht nachhaltig aufgehalten werden.
Als Beispiele nannte er auch Zigaretten- und Fleischkonsum oder die Abnahme der Scheidungen. Junge Leute würden wieder aus den sozialen Medien herausgehen, die Globalisierungswelle der Neunzigerjahre finde so nicht mehr statt. Horx stellte auch eine "digitale Revision" fest: Es könnten gar nicht genug Vinyl-Schallplatten produziert werden, Lichtschalter in alter Form oder analoge Kameras, einfache Handys und Notizbücher aus Papier hätten Hochkonjunktur. Gelächter im Saal gab es, als er das Stichwort vom "papierlosen Büro" erwähnte.
Die abschließende Diskussionsrunde bestritten Ferdinand Fürst zu Castell-Castell (fürstlich Castell'sche Bank und Domanenamt, Castell), Peter Heil (Geschäftsführer Otto Heil Hoch-, Tief- Ingenieurbau und
Umwelttechnik GmbH und Co. KG Eltingshausen), Dr. Georg Hanen (Hanen Management Consulting, Lohr am Main), Markus Urrutia (Gründer und Partner der Consabis GmbH Gesellschaft für Unternehmensentwicklung und Umsetzungsmanagement, Lohr am Main) sowie Matthias Horx.
"Man muss neu zu aquirierenden Mitarbeitern etwas bieten", betonte Georg Hanen. Es gelte, auf das Privatleben, auf Kinder oder die Pflege von Angehörigen Rücksicht zu nehmen und nannte das Stichwort "Home-Office." Zum anfangs erwähnten Problem der dritten Generation, die lieber Kunstgeschichte studiert anstatt ein Unternehmen zu führen, meinte Matthias Horx "hier hilft oft eine Tochter, die bringt das Unternehmen wieder hoch und neuen Stil."
Markus Urrutia sah eine gute Möglichkeit darin, dass Unternehmer sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen und externe Experten an die Spitze lassen.
Für Ferdinand Fürst zu Castell-Castell ist der Verkauf eines Unternehmens nur eine letzte Option, denn gerade viele Fachkräfte würden die Sicherheit schätzen, die ein Betrieb biete, der dauerhaft in den Händen der bisherigen Eigentümer bleibt.
Wie eine Firma erfolgreich alt wird
Dazu hatte die IHK den Gründer des Frankfurter Zukunftsinstituts, Matthias Horx, eingeladen. Seine Thesen zum Thema "Zukunft neu denken - und was uns der Blick in die Vergangenheit verrät" waren durchaus keine leichte Kost. Er diskutierte auch eine Stunde lang zusammen mit vier Unternehmern über das Thema "wie wird ein Unternehmen erfolgreich alt?" Moderator der Veranstaltung war der in Bad Kissingen geborene Jürgen Gläser, der im Bayerischen Rundfunk für den Stadt- und Landkreis Kitzingen berichtet.Jürgen Bode, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK, betonte in seiner Begrüßung, dass im Jahr 1843 sechs der neun bayerischen Handelskammern gegründet wurden, darunter am 6. Juni auch die IHK Würzburg-Schweinfurt. Er erinnerte an ein Zitat von Willy Brandt "der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist sie zu gestalten!"
Es gibt viele Unternehmen in der Region Mainfranken, die auf eine lange und erfolgreiche Geschichte blicken können, betonte er. 543 der aktuell rund 75 000 Mitglieds-Betriebe der IHK seien 100 Jahre oder älter, 78 über 200 Jahre alt. Die meisten "Methusalems" seien Brauereien und Apotheken. Das älteste Unternehmen im Landkreis Bad Kissingen ist nach den Nachforschungen der IHK die im Jahr 1710 gegründete Boxberger- Apotheke.
Die demographische Entwicklung führe in den kommenden Jahren in vielen Regionen von Mainfranken zu einem Bevölkerungsrückgang und damit für die Betriebe zu einem Fachkräfteengpass. Mehr denn je würden Firmen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern suchen, um auch morgen noch erfolgreich in einer globalisierten Welt zu bestehen. "Auch beim Unternehmer selbst schlägt die demographische Komponente zu", hob Bode hervor. Bereits jetzt sei jeder vierte mainfränkische Unternehmer über 60 Jahre alt, die Hälfte über 50. Vier von zehn Betrieben würden aber keinen geeigneten Nachfolger finden. Die IHK habe ein Maßnahmenpaket auf die Beine gestellt, mit dem die Mitgliedsbetriebe beim Übergabeprozess unterstützt werden.
Gewerbebestand schrumpft
Jürgen Bode beklagte, dass heute weniger Menschen als früher den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit wagen. Dies gelte auch für den Standort Bad Kissingen. 2016 sei der Gewerbebestand um 33 Unternehmen geschrumpft, es wurden also mehr Unternehmen ab- als angemeldet. Das sei nach 2012 zweite Jahr mit einem negativen Saldo. Die Gründe für ein geringeres Interesse an der beruflichen Selbstständigkeit liegen, so der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer, am leergefegten Arbeitsmarkt und an fehlender Risikobereitschaft.Sehr gespannt waren die Teilnehmer an der Jubiläumsveranstaltung auf den Gründer des Frankfurter ZukunftsInstuts, Matthias Horx. Sein Thema lautete "Zukunft neu denken - und was uns der Blick in die Vergangenheit verrät".
Angst-Weltmeister
Horx betonte aber gleich zu Anfang "ich kann Ihnen nicht sagen, wie Ihr Unternehmen erfolgreich alt werden kann, eventuell aber, wie es jung bleiben kann".Die Deutschen seien "Angst-Weltmeister", 70 Prozent von ihnen würden sich vor der Zukunft fürchten. "Ich mache seit 25 Jahren Prognostik" sagte er, da könne man auch vieles falsch machen. Der Haushaltsroboter zum Beispiel sei noch immer nicht da. Ausführlich beschäftigte Horx sich mit "Mega-Trends." Jeder habe einen Punkt, an dem er bricht und von dem es wieder abwärts geht. Als Beispiel nannte er die Entwicklung von Bad Kissingen als Kurort. Die Abwärtsentwicklung könne auch durch größten Marketing-Einsatz nicht nachhaltig aufgehalten werden. Als Beispiele nannte er auch Zigaretten- und Fleischkonsum oder die Abnahme der Scheidungen. Junge Leute würden wieder aus den sozialen Medien herausgehen, die Globalisierungswelle der Neunzigerjahre finde so nicht mehr statt. Horx stellte auch eine "digitale Revision" fest: Es könnten gar nicht genug Vinyl-Schallplatten produziert werden, Lichtschalter in alter Form oder analoge Kameras, einfache Handys und Notizbücher aus Papier hätten Hochkonjunktur. Gelächter im Saal gab es, als er das Stichwort vom "papierlosen Büro" erwähnte.
Diskussionsrunde
Die abschließende Diskussionsrunde bestritten Ferdinand Fürst zu Castell-Castell (fürstlich Castell'sche Bank und Domanenamt, Castell), Peter Heil (Geschäftsführer Otto Heil Hoch-, Tief- Ingenieurbau und Umwelttechnik GmbH und Co. KG Eltingshausen), Dr. Georg Hanen (Hanen Management Consulting, Lohr am Main), Markus Urrutia (Gründer und Partner der Consabis GmbH Gesellschaft für Unternehmensentwicklung und Umsetzungsmanagement, Lohr am Main) sowie Matthias Horx.
"Man muss neu zu aquirierenden Mitarbeitern etwas bieten", betonte Georg Hanen. Es gelte, auf das Privatleben, auf Kinder oder die Pflege von Angehörigen Rücksicht zu nehmen und nannte das Stichwort "Home-Office." Zum anfangs erwähnten Problem der dritten Generation, die lieber Kunstgeschichte studiert anstatt ein Unternehmen zu führen, meinte Matthias Horx "hier hilft oft eine Tochter, die bringt das Unternehmen wieder hoch und neuen Stil."
Markus Urrutia sah eine gute Möglichkeit darin, dass Unternehmer sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen und externe Experten an die Spitze lassen.
Für Ferdinand Fürst zu Castell-Castell ist der Verkauf eines Unternehmens nur eine letzte Option, denn gerade viele Fachkräfte würden die Sicherheit schätzen, die ein Betrieb biete, der dauerhaft in den Händen der bisherigen Eigentümer bleibt.