Am Dienstag ist die Filmschau "Die guten alten Zeiten? - Bamberg in historischen Filmaufnahmen" in der Stadtbücherei feierlich eröffnet worden. Viele Bamberger hatten sich auf den Weg gemacht, um einen Blick auf Bamberg von anno dazumal zu werfen. Das insgesamt sechzigminütige Programm ist bis zum Samstag noch Gast in der Stadtbücherei in der Oberen Königsstraße.
Die Filme werfen einen historischen Blick auf Zeitgeschehnisse der letzten 80 Jahre. Zu sehen sind unter anderem wichtige Zeitdokumente wie der Brand der jüdischen Synagoge in der Reichspogromnacht 1938, der Einmarsch der amerikanischen Truppen in Bamberg 1945 sowie die studentischen Unruhen im Juli 1969 in Bamberg. Aber auch Alltagsszenen und die Anfänge der Sandkerwa werden dokumentiert. Die meisten Werke stammen aus dem Filmarchiv des Stadtarchivs Bamberg. Zu sehen sind auch drei Filme von Werner Kohn, der vor allem durch seine Fotokunst bekannt ist.
Zur Eröffnung gab Jürgen Schraudner, Fotografenmeister des Stadtarchivs und Mitkurator des Programms, spannende Erläuterungen zu den Filmen. Im Film "Hubertusjagd des Reiterregiments 17" etwa sieht man die berittenen Jagdteilnehmer über eine Allee in die weite Flur ausreiten. Schraudner half bei der Zuordnung des 80 Jahre alten Drehorts. Bäume stehen dort schon lange nicht mehr. Mittlerweile rollt der Verkehr über die heutige Nürnberger Straße. Und auch das Wirtshaus, das die Jagdgesellschaft nach erfolgreicher Jagd hoch zu Ross ansteuert, existiert nicht mehr: die Brauerei Aumüller in Bug.
Nur 14 Sekunden währt der nächste im Rahmen der Eröffnung gezeigte Filmbeitrag: der Brand der jüdischen Synagoge in der Reichspogromnacht. Das wichtige Zeitdokument wurde 1934 von Ludwig Dremer privat aufgenommen. Erst viele Jahrzehnte später wurde es dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt und inzwischen bereits auf ARD und ZDF den Zuschauern präsentiert. Gedreht auf Nitrozelullosematerial, muss der Film aufgrund der erhöhten Explosionsgefahr heutzutage in einer explosionssicheren Kühlkammer konserviert und archiviert werden
In eine völlig andere Zeitepoche führte Werner Kohns fragmentarischer Dokumentarfilm "Knastcamp 1969". Die Ereignisse des damals bundesweit in den Schlagzeilen stehenden "Knastcamps" in Ebrach betrafen auch Bamberg.


Sturm aufs Landratsamt

Ursprünglich waren die Studenten rund um die Apo-Führungsfiguren Fritz Teufel und Dieter Kunzelmann im Juli 1969 nach Ebrach gereist, um im Rahmen eines Camps vor den Toren der dortigen Jugendstrafanstalt für die Freilassung des Apo-Aktivisten Reinhard Wetter zu demonstrieren. Als das Camp vom damaligen Landrat verboten wurde, zog man frustriert nach Bamberg weiter, um dort das Landratsamt zu stürmen. Fritz Teufel und Dieter Kunzelmann wurden prompt verhaftet und für kurze Zeit ins Bamberger Gefängnis in der Sandstraße überführt. Im Filmdokument sieht man insbesondere die demonstrierenden Studenten rund um die Elisabethenkirche und den Jubel bei der Freilassung der beiden Inhaftierten.