Der Aushang eines Fürther Restaurants schlägt aktuell Wellen in ganz Deutschland. "Israelische Bürger sind in diesem Lokal nicht willkommen. Natürlich werden sie wieder willkommen sein, sobald sie sich entscheiden, ihre Augen, Ohren und Herzen zu öffnen", steht auf einem Aushang, der vorübergehend in der Pizzeria Zulu zu sehen war. Nach kurzer Zeit sei dieser jedoch wieder entfernt worden, wie der Betreiber der Deutschen Presse-Agentur bestätigt - doch die Nachwirkungen bleiben.
"Die 30er-Jahre sind zurück, diesmal in Fürth", schreibt etwa die israelische Botschaft in Berlin auf X. Und weiter: "Das ist kein Protest und kein Missverständnis. Das ist glasklarer Antisemitismus. So hat es damals angefangen: Schritt für Schritt, Schild für Schild." Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft Nürnberg-Mittelfranken verurteilt den Aushang klar und fordert in den sozialen Medien: "Menschen mit Würde und Anstand sollten um so einen Laden künftig einen sehr großen Bogen machen."
"Israelische Bürger sind in diesem Lokal nicht willkommen": Fürther Pizzeria schockt mit Aushang
Hintergrund des Aushangs ist offenkundig der anhaltende Krieg in Gaza. Der vollständige Text des Aushangs der Pizzeria ist auf einem Bild zu lesen, das die israelitische Kultusgemeinde Fürth weitergab. "Wir lieben alle Menschen, egal woher sie kommen. Wir glauben, dass die Kinder dieser Welt unter keinen Umständen angetastet werden sollten. Wir sind ein internationales Team. Wir gehören zur Zivilgesellschaft und werden daher nicht wie der Rest der Welt tatenlos zusehen. Deshalb haben wir uns entschieden, zu protestieren. Unser Protest hat keinen politischen, geschweige denn rassistischen Charakter." Und weiter: "Israelische Bürger sind in diesem Lokal nicht willkommen. Natürlich werden sie wieder willkommen sein, sobald sie sich entscheiden, ihre Augen, Ohren und Herzen zu öffnen."
Julia Tschekalina, die Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde Fürth, nennt die Ausgrenzung, die dadurch passiere, der dpa gegenüber "beschämend und fürchterlich". Der Vorfall sei antisemitisch. Sie kündigte unter anderem an, eine Anzeige zu prüfen und den bayerischen Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle einschalten zu wollen. Laut Tschekalina sei es völlig legitim, das militärische Vorgehen der israelischen Regierung zu kritisieren, das machten die Israelis auch selbst. Bei dem Aushang handle es sich aber um die Ausgrenzung eines ganzen Volkes. Passanten hatten sich nach der Entdeckung des Schreibens schockiert bei ihr gemeldet, erzählt sie im Gespräch mit News5.
Auch der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle kritisierte den Vorfall scharf. "Dass ein Gasthaus israelische Bürger ausgrenzt und ihnen das Haus verbietet, ist unhaltbar und unerträglich. Damit nehmen die Gastwirte Erwachsene, Kinder und Jugendliche aus Israel dafür in Verantwortung, was die israelische Regierung beschließt und umsetzt." Nun sei Spaenles Meinung nach die Zivilgesellschaft gefragt, "entsprechend auf den Vorfall zu reagieren".
"Sind wieder zurück in den dunkelsten Zeiten": Scharfe Kritik an Fürther Restaurant Zulu
Die Geschäftsstelle der "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg" teilte zudem mit: "Inzwischen hat der Inhaber das Plakat wieder entfernt und räumte eine 'unglückliche' Formulierung ein. Von einer ‚unglücklichen‘ Formulierung zu sprechen, ist ein Hohn für die Betroffenen", heißt es darin. Vorsitzender Stephan Doll kritisiert: "Seit wann ist man als Bürger*in eines Staates verantwortlich für das Handeln der jeweiligen Regierung? Auch hier sagen wir: Nie wieder ist jetzt!"
In den sozialen Medien häufen sich indessen die negativen Kommentare unter dem letzten Post des Gastronomiebetriebs. "Ihre salbungsvollen Worte bleiben einem im Halse stecken. Schämen Sie sich!", schreibt etwa eine Nutzerin. "Wir sind wieder zurück in den dunkelsten Zeiten" und "Bei Rassisten esse und kaufe ich nichts! Sie sollten sich schämen", lauten weitere Kommentare.
Es gibt jedoch auch bestärkende Stimmen, wie "Ihr habt das Richtige gemacht, lasst euch nicht einschüchtern!" oder "Danke für euer Statement, werde euch ganz bald besuchen." Der Restaurantbetreiber selbst bestätigte den Aushang auf dpa-Nachfrage - dieser sei aber nicht antisemitisch gewesen und habe auch keine Beleidigung sein sollen, sagte er. Man habe das Plakat, das auch nur im Inneren angebracht worden sei, auch nach zwei oder drei Stunden wieder entfernt.
Antisemitischer Aushang in Flensburg sorgte ebenfalls für Tumult: "Juden haben hier Hausverbot"
Der Vorfall scheint kein Einzelfall zu sein: Am selben Tag machte der Antisemitismusbeauftragte Spaenle einen ähnlichen Vorfall in Oberbayern öffentlich. "Es ist unvorstellbar. Ein Musikalienhandel verlangt von einem israelischen Orchester eine Bewertung der Lage im Gazastreifen, um diesem einen Verstärker zu vermieten", hieß es in einer Mitteilung. Das gleiche einer "öffentlichen Gewissensprüfung", zugleich vertrete das Musikgeschäft damit die Ziele der antisemitischen Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions (BDS). Für Spaenle klar "eine Form von Antisemitismus".
Erst in der vergangenen Woche hatte zudem ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft für Entsetzen gesorgt - und auch die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. Laut Medienberichten stand darauf: "Juden haben hier Hausverbot! Nichts Persönliches, auch kein Antisemitismus, kann euch nur nicht ausstehen". In der Zwischenzeit wurde der Zettel jedoch entfernt.
Die Staatsanwaltschaft gehe nun dem Verdacht nach, "dass durch das Plakat die Menschenwürde der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden dadurch angegriffen wurde, dass diese wegen ihrer Zugehörigkeit zum Judentum böswillig verächtlich gemacht wurden".