• Galeria Karstadt Kaufhof veröffentlicht schließende Filialen
  • Schließungsliste umfasst 52 Häuser - darunter sechs in Franken
  • Mitarbeiter bangen um Stellen - Verdi fordert Verhandlungen
  • Warenhauskette schließt Umdenken bei Schließungen nicht aus
  • Galeria Karstadt Kaufhof fordert Zugeständnisse von Kommunen und Vermietern

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. Das teilten die Arbeitnehmervertreter des Unternehmens am Montag mit. Die Schließung soll in zwei Wellen bis Ende Januar kommenden Jahres erfolgen. Dadurch werden auch mehrere tausend Arbeitsplätze wegfallen. "Insgesamt werden somit weit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren", berichteten die Arbeitnehmervertreter des Unternehmens am Montag. "Dies ist ein rabenschwarzer Tag", betonte der Betriebsrat. Jedoch schließt der Warenhauskonzern ein Umdenken nicht aus - vorausgesetzt es gibt weitere Zugeständnisse von Vermietern oder Kommunen. «Sollten sich an der aktuellen Fortführungsperspektive der Filialen signifikante Änderungen ergeben, kann es durchaus zu einer Neubewertung kommen», sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag in Essen der Deutschen Presse-Agentur.

Galeria Karstadt Kaufhof schließt 52 Filialen - darunter auch sechs in Franken

In einer detaillierten Liste sind auch die fränkischen Filialen aufgeführt, die dem Insolvenzverfahren zum Opfer fallen:


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  • Bis Juli 2023 schließen:
    • Coburg
    • Erlangen
    • Nürnberg-Königsstr.
    • Nürnberg-Langwasser
  • Bis Ende Januar 2024 schließen:
    • Schweinfurt
    • Bayreuth

Die Gewerkschaft Verdi erhebt schwere Vorwürfe, eine Sprecherin sprach von "Arbeitsverweigerung des Managements". Die Stadt Nürnberg will die Schließungen der Filialen nicht hinnehmen. "So sehr ich mich über den Erhalt von Galeria Lorenzkirche freue, so kann ich die angekündigte Schließung der beiden Filialen Königstraße und Langwasser nicht akzeptieren", sagte Oberbürgermeister König. Auch der Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig zeigte sich über die Nachricht erschüttert - machte gleichzeitig aber auch Mut. Oberbürgermeister Florian Janik aus Erlangen konnte ebenfalls kein Verständnis für die angekündigte Schließung aufbringen - vor allem, da die Stadt andere Signale erhalten haben will. Erhalten bleiben dem jetzigen Stand nach die fränkischen Filialen in Nürnberg-Lorenzkirche, Würzburg und Bamberg

Nach wie vor steht offenbar auch noch die Übernahme einzelner Warenhausstandorte durch andere Händler im Raum. Bereits im Januar hatte Galeria berichtet, mehrere Bieter hätten Interesse an der Übernahme von Geschäften geäußert. Darunter war auch die Dortmunder Modehandelskette Aachener. Ein Durchbruch ist in den Gesprächen aber offenbar bislang nicht erzielt worden. «Zum jetzigen Zeitpunkt konnte keine Einigung mit einem Übernehmer geschlossen werden», sagte der Firmensprecher.

Deutschlandweit zahlreiche Filialen betroffen 

Deutschlandweit sind folgende Warenhäuser betroffen:

  • Bis Juli 2023
    • Celle
    • Cottbus
    • Duisburg
    • Gelsenkirchen
    • Hagen
    • Hamburg-Wandsbek
    • Hamburg-Harburg
    • Leipzig Neumarkt
    • Leverkusen
    • München Bahnhof
    • Neuss
    • Offenbach
    • Paderborn
    • Regensburg Neupfarrpfalz
    • Saarbrücken
    • Siegen
    • Wiesbaden
  • Bis Januar 2024
    • Berlin-Charlottenburg
    • Berlin-Müllerstraße
    • Bielefeld
    • Braunschweig
    • Bremen
    • Darmstadt
    • Dortmund
    • Düsseldorf Schadowstraße
    • Essen
    • Esslingen
    • Frankfurt Zeil
    • Hanau
    • Heidelberg Bismarckplatz
    • Hildesheim
    • Kempten
    • Krefeld
    • Leonberg
    • Limburg
    • Lübeck
    • Mönchengladbach
    • Oldenburg
    • Pforzheim
    • Reutlingen
    • Rosenheim
    • Rostock
    • Siegburg
    • Stuttgart-Eberhardt-Straße
    • Viernheim
    • Wuppertal

Zum zweiten Mal binnen weniger Jahre hatte Deutschlands letzte große Warenhauskette am 31. Oktober 2022 Insolvenz angemeldet. Galeria-Chef Miguel Müllenbach verkündete damals, dass das Filialnetz um mindestens ein Drittel schrumpfen müsse. Damit seien mehr als 40 der etwa 130 Warenhäuser betroffen. Die geplante Übernahme von 47 Filialen scheiterte Ende 2022 überraschend. Vor allem für die Belegschaft eine nervenaufreibende Zeit. Verdi Mittelfranken nahm sich vor, für den Erhalt tausender Arbeitsplätze zu kämpfen und forderte Galeria zu Verhandlungen auf.

Auch der Brose-Vorsitzende Michael Stoschek bangte um den Erhalt der Coburger Filiale und forderte mit einer Fotocollage und einem eindringlichen Brief eine "gemeinsame Initiative". Für von der Schließung betroffene Städte ist eine neue dauerhafte Nutzung der Häuser eine große Herausforderung. Denn fast alle Gebäude wurden zu einer Zeit errichtet, bei denen noch ganz andere Anforderungen an den Handel herrschten als heute. So besitzen sie zu viele Verkaufsetagen, zu wenig Tageslicht und oft auch zu niedrige Decken, um heutige Ansprüche zu erfüllen. Aufwendige Umbauten oder gar ein Abriss sind in der Regel unvermeidlich.

Der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Boris Hedde, sieht keine Zukunftschancen im bisherigen Geschäftsmodell. Stattdessen komme es eher auf Mischnutzungen an, wie er gegenüber der dpa erklärte. In Metropolen seien die Galeria-Filialen ohnehin "keine großen Frequenzbringer mehr". In kleineren Städten sei ihre Bedeutung als Versorger indes größer. Neue Anlässe müssten geschaffen werden, um Menschen in die Innenstädte zu locken. "Es wird in den meisten Fällen Jahre dauern, bis die von Galeria aufgegebenen Immobilien eine neue langfristige Nutzung gefunden haben", so seine Prognose.