- Die Bertelsmann Stiftung warnt vor Armut bei Kindern und Jugendlichen
- Auch in Franken gibt es viele hilfsbedürftige Menschen
- Viele Menschen arbeiten für niedrige Löhne und gelten als "Working poor"
- Es gibt starke regionale Unterschiede
- Wo in Franken die meisten Menschen von Armut betroffen sind
Ende Januar ließ die Bertelsmann Stiftung mit einer neuen Studie aufhorchen: Demnach sei jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut bedroht. Betroffen sind unter den Kindern vor allem Jungen und Mädchen in alleinerziehenden Familien oder in Mehrkindfamilien mit drei und mehr Heranwachsenden. Doch die Forscher stellen auch klar: Es gibt erhebliche regionale Unterschiede.
Staatliche Unterstützung: Wie viele Menschen sind in Franken auf Hilfe angewiesen?
So steht Bayern im deutschen Vergleich relativ gut da - Roth weist beispielsweise deutschlandweit die geringste Armutsgefährdung bei Kindern und Jugendlichen auf. Doch wie ist sonst um Franken bestellt? Wo sind besonders viele Menschen von Armut bedroht?
Die Bertelsmann Stiftung hatte sich bei ihrer Analyse vor allem auf den Leistungsbezug nach dem zweiten Sozialgesetzbuch (SBG II) bezogen und dabei auf die Daten aus dem Jahr 2021 zurückgegriffen, da neuere Daten noch nicht flächendeckend existieren. Natürlich gibt es aber auch andere Aspekte von Armutsgefährdung. So gibt es andere Formen von Hilfszahlungen für Leistungsberechtigte, die nicht im SGB II erfasst werden. Außerdem nimmt auch nicht jeder und jede, die einen Anspruch auf staatliche Hilfe haben, diese auch wahr. Trotzdem geben die Zahlen einen Einblick in die Lage vor Ort. Wir haben uns deshalb die Zahlen für Franken genauer angesehen.
Armut ist in Franken, wie auch in anderen Teilen Deutschlands, vor allem in den städtischen Gebieten ein großes Problem. Die SGB II-Hilfsquote schwankt in den fränkischen Landkreisen zwischen 1,5 Prozent im Landkreis Ansbach und 5,7 Prozent im Landkreis Wunsiedel. In den fränkischen Städten sind die Zahlen bedeutend höher: Die niedrigste Quote gibt es in Erlangen (4,6 Prozent), die höchste hingegen in Hof mit 12,3 Prozent. Allgemein zeigt sich ein Nordost-Südwest-Gefälle: Während in den nördlichen, an die neuen Bundesländer grenzenden Landkreisen mehr Menschen von Armut gefährdet sind, sind es im Süden und Westen tendenziell weniger.
Besonders Kinder und Jugendliche von Armut gefährdet - auch in Franken
Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn man nur auf armutsgefährdete Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren blickt. Also jene Gruppe, die die Bertelsmann Stiftung als besonders vulnerabel ausgemacht hat. Hier schwankt der Anteil zwischen 1,8 Prozent im Kreis Ansbach und 20,9 Prozent in der Stadt Hof.
Arbeitslosigkeit und Erwerbsunfähigkeit sind wichtige Treiber von Armut. Doch gibt es in Deutschland auch viele Menschen, die trotz Arbeit arm sind. Geringverdiener, prekär Beschäftige und Arbeiter*innen im Niedriglohnsektor sind trotz regelmäßiger Einkünfte oft nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Insbesondere dann, wenn sie mehrere Kinder unterstützen müssen. Die hohe Inflation der letzten Monate hat die Lage dieser Menschen nochmals massiv verschärft.
Eine Auskunft darüber, wo das Phänomen der "Working poor" besonders ausgeprägt ist, kann der Anteil der Menschen geben, die im "unteren Entgeltbereich" beschäftigt sind. Hierbei geht es um jene Menschen, die weniger als 2/3 des Median-Einkommens verdienen. Das Median-Einkommen bedeutet, dass genau 50 Prozent der Menschen mehr und 50 Prozent der Menschen weniger Lohn erhalten - es teilt die Einkommensgruppen also in zwei genau gleich große Teile. Hat man weniger als 66 Prozent dieses Einkommens zur Verfügung, gilt man als Geringverdiener oder "relativ arm".
Niedriglöhne und "Working poor" auch in Franken großes Problem
In Franken sind nun zwischen 8,6 Prozent der Arbeitstätigen in der Stadt Erlangen und 29,5 Prozent im Landkreis Coburg in diesem "unteren Entgeltbereich" beschäftigt. Vor allem in den von großen Betrieben geprägten Regionen Erlangen, Herzogenaurach und Schweinfurt ist der Anteil der Niedriglöhner gering - während ihr Anteil vor allem im strukturschwachen Nordosten Frankens hoch ist.
Die Verteilung ist jedoch auffällig gegensätzlich zur Zahl der SGB II- Empfänger*innen: Während es in den fränkischen Städten viele Leistungsempfänger gibt, gibt es auf dem Land deutlich mehr schlecht bzw. unterdurchschnittlich bezahlte Jobs. Die Folge: Gerade auf dem Land pendeln viele Menschen über die Kreisgrenze hinaus.
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