Frauen und Mädchen werden in Bayern immer wieder Opfer tödlicher Gewalt. Oft stammen die Täter aus ihrem engsten persönlichen Umfeld. Im Jahr 2024 wurden in Bayern 40 Frauen und Mädchen bei sogenannten Femiziden getötet.
Die meisten Opfer waren über 21 Jahre alt. Diese erschütternden Zahlen gehen laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) aus einer Analyse des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) hervor.
Femizide in Bayern: Zahlen, Fälle und Forderungen
Der Begriff Femizid bezeichnet Gewaltverbrechen, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden – etwa, weil sie von den Tätern als weniger wert angesehen werden. In vielen Fällen handelt es sich um Partner oder Ex-Partner der Frauen, die diese Taten begehen. Dabei spielt oft die Ablehnung durch die Frau oder der Wunsch nach Unabhängigkeit eine Rolle.
Femizide werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) nicht gesondert erfasst, da eine einheitliche Definition fehlt. Insofern sei nur eine Annäherung an die tatsächliche Zahl der Femizide möglich. Ausgewertet werden dafür Mord, Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge mit weiblichen Opfern.
Den BKA-Zahlen zufolge wurden 129 Frauen und Mädchen im vergangenen Jahr im Freistaat Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. 2023 waren es demnach 143. Im ersten Corona-Jahr 2020 gab es noch 189 Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. Seither sinke die Zahl mit leichten Schwankungen, erläutern die Ermittler. Eine Erklärung gebe es dafür aber nicht.
Schockierende Einzelfälle aus Franken sorgen für Schlagzeilen
Einige Fälle aus Franken im Jahr 2023 zeigen die grausame Realität von Femiziden:
- So wurde eine 49-jährige Frau aus Pommelsbrunn (Mittelfranken) im September 2024 von ihrem Ehemann getötet, weil er die Trennung nicht akzeptieren wollte. Er soll in ihr Haus eingebrochen sein und sie im Schlaf erdrosselt haben. Anschließend soll er sie in einem Wald verscharrt haben. Der Prozess gegen den Mann beginnt voraussichtlich am 24. Juni vor dem Landgericht Nürnberg.
- Auch das Verschwinden einer 33-Jährigen aus Oberfranken sorgte für Aufsehen. Obwohl die Frau bis heute nicht gefunden wurde, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass ihr ehemaliger Lebensgefährte sie getötet hat. Gegen den 73 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Forchheim wurde Mordanklage erhoben.
- Ein weiterer Fall betrifft eine 40 Jahre alte Frau aus Coburg, die einen 37-jährigen Mann mehrfach zurückgewiesen hatte. Er soll sie in seine Wohnung gelockt, dort erwürgt und die Leiche versteckt haben. Arbeitskollegen des Technischen Hilfswerks (THW) hatten die 40-Jährige Anfang Dezember 2024 als vermisst gemeldet.
Mehr Schutz für Frauen gefordert
Femizide sind oft das tragische Ende einer langen Geschichte von Gewalt. Misshandlungen, Drohungen oder sexuelle Übergriffe gehen den Taten häufig voraus. Ein aktueller Fall aus dem mittelfränkischen Hersbruck zeigt dies besonders deutlich: Ein Mann, der seine Frau 22-mal mit einem Messer attackierte, wurde kürzlich wegen Mordversuchs zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereits vor der Tat hatte er der Frau mehrfach gedroht und sie angegriffen.
Organisationen wie Terre des Femmes fordern strengere Maßnahmen, um Frauen vor gewalttätigen Männern zu schützen. Dazu gehören elektronische Fußfesseln für Täter. Bayern setzt bereits auf Technologien wie GPS-Geräte, die die Opfer warnen, wenn der Täter sich nähert. Eine Änderung des Gewaltschutzgesetzes soll auf Bundesebene folgen. sl/mit dpa