Ein Blick auf die Zinsen suggeriert vielen Sparern, dass es sich nicht mehr lohnt, Geld zur Seite zu legen. Mit hohen Zinsen auf Sparbücher können die Banken heute kaum mehr punkten. Für Geld, das die Banken bei der EZB anlegen, müssen sie selbst einen Negativzins zahlen. Inzwischen haben einige Institute bereits angekündigt, Negativzinsen auf Sparguthaben zu berechnen. Doch macht der Niedrigzins das Sparen wirklich unattraktiv oder gibt es doch Wege aus dem Zinstief - und somit die Chance, für gespartes Geld belohnt zu werden ? Wir haben uns umgehört.

"Der vernünftige Mix macht es aus", meint Armin Datz, Vermögensberater und stellvertretender Marktbereichsleiter der Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim-Eschenau-Heroldsberg. Je nachdem, wie viel Geld zur Verfügung steht, und je nach Risikobereitschaft des Sparers rät er zu einer ausgewogenen Mischung. Vernünftige Aktien, die nachweislich Dividenden erwirtschaften, sollten auf jeden Fall dabei sein. Liquidität und Anlagen aus dem Geldwertbereich wie festverzinsliche Wertpapiere sind in dem Mix ebenso enthalten wie Sachwerte, beispielsweise in Form eines offenen Immobilienfonds. Für den einen oder anderen Sparer könnten Datz zufolge auch Anlagen im Rohstoffbereich interessant sein. Allerdings sollten nur maximal fünf Prozent des gesamten Vermögens dorthin fließen.

Langfristig sind Aktien attraktiv

Auch für den jungen Sparer, der monatlich nur wenig Geld zur Seite legen kann, gibt es nach Angaben des Raiffeisen-Bankers Möglichkeiten, trotz Niedrigzins zu investieren. Abgesehen davon, dass sich Auszubildende das Riester-Sparen, die Wohnbauprämie und die Arbeitnehmersparzulage sichern sollten, rät er ihnen, ihr Geld in Aktien zu stecken. Wer sein Geld langfristig in die Papiere börsennotierter Unternehmen stecke, sei vom kurzfristigen Auf und Ab der Wertpapiermärkte unabhängig.

Das Vermögen zu hundert Prozent kurzfristig auf Cashkonten zu halten, davon rät auch Anja Baumgart, Leiterin im Private Banking der Sparkasse Forchheim, ab. Bei 0,05 Prozent Zinsen auf diesen Konten verschenke der Sparer Rendite und real werde das Vermögen durch die Inflation von einem Prozent vernichtet. "Historisch gesehen ist es das niedrigste Zinsniveau. Viele Sparer setzen sich mit der neuen Zinssituation auseinander", sagt Baumgart. Sie empfiehlt ein individuelles Gespräch, um die persönliche Situation des Anlegers analysieren zu können. "Eine pauschal gültige Lösung gibt es nicht", meint Baumgart.

Das bestätigt auch Ralf Palm, Pressesprecher der Postbank. Eine allgemein gültige Empfehlung, wonach ein Bausparvertrag, die Aktie oder die Immobilie am besten sei, gebe es nicht. Es gebe aber viele Alternativen, die von den Wünschen des einzelnen Sparers und dessen Risikobereitschaft abhängen. Das kann für den einen die eigen genutzte Immobilie, für den anderen beispielsweise das Fondssparen sein. Nur eines steht für ihn fest: Schon aus Sicherheitsgründen solle das Geld auf keinen Fall unter das Kopfkissen gelegt werden.

Wann wird das Geld gebraucht?

Mit dem Berater zunächst über die Laufzeiten des anzulegenden Geldes zu sprechen, dazu rät die Commerzbank ihren Kunden. So werde ermittelt, welcher Betrag kurzfristig verfügbar sein muss, welcher Betrag für bereits geplante Ausgaben berücksichtigt werden muss und welcher Betrag längerfristig nicht benötigt wird. "Für diesen Betrag lohnt es, im zweiten Schritt über das Anlageziel der Kunden, ihren Anlagehorizont und über ihre Risikoneigung zu sprechen. Mit einer Anlage in Wertpapieren können Renditen erwirtschaftet werden, die auch nach Kosten und Inflation die Kaufkraft des Geldes erhalten", erklärt Matthias Nock, Filialdirektor der Commerzbank Forchheim.

Dass das herkömmliche Sparen auf dem Sparbuch nicht mehr lukrativ ist, findet auch Joachim Hausner, Vorstand der Volksbank in Forchheim. Nach Abzug der Inflation bleibt eine negative Realverzinsung. Er rät seinen Kunden, gemeinsam die Vermögensstruktur anzuschauen, aber nicht unüberlegt ins Risiko zu gehen. Für manchen Sparer könne eine Immobilie die richtige Geldanlage sein. Auch über andere Währungen wie die norwegische Krone oder den US Dollar nachzudenken, empfiehlt er den Kunden.