Von Thomas Werner

Die Werkstatt nennt sich sinnigerweise "Zeit für Violinen". Wer sie besuchen will, muss in einen Keller hinabsteigen. Im Treppenhaus hängen ausgesuchte Gitarren, akustische und elektrische. Stefan Jungbauer sammelt sie. "Es waren mal bis zu 25", sagt er. Ganz besonders stolz ist er auf die Gitarre von Kiss. Gemeinsam mit Freunden ahmt Jungbauer die Rockband gern nach.

Unten in Jungbauers Werkstatt angekommen, bekommt der Besucher zunächst einmal die Musik von David Garett zu hören. Jungbauer findet es "super, wie er Klassik und Rock verbindet".

Stefan Jungbauer ist ein gebürtiger Forchheimer, der seit dem Jahr 1985 Geigen baut. Sein Handwerk hat er in Bubenreuth gelernt. Seine Gesellenprüfung legte Jungbauer als Kammersieger ab.

Später war Jungbauer als Abteilungsleiter bei der Bubenreuther Firma Höfner verantwortlich für den Holzeinkauf im Ausland. Um die Qualität der Hölzer zu erkennen, braucht es neben einem geschulten Auge eine gute Konstitution. "Es ist mitunter anstrengend, 2000 Stück Hölzer in einer Halle mit minus 15 Grad zu begutachten", sagt Jungbauer.

Wirbel aus Schlangenholz

Im Bundesinstitut für Berufsbildung hat Jungbauer 1996 auch bei der Ausbildungsordnung für Geigenbauer mitgearbeitet und ist seitdem auch Sachverständiger des Bundes.

Auf dem Arbeitstisch seiner Forchheimer Werkstatt liegt ein Auftrag für einen Geigenbauer in Bubenreuth. Das Besondere daran ist das Material: Für den Boden wurde Pappelholz verwendet, das sehr weich ist, die Decke ist aus Zedernholz gefertigt.

Normalerweise bestehen die Decke aus Fichte, Seite und Boden und der Hals dagegen aus Ahorn. Von der Mensur bis zum Steg misst eine sogenannte 4/4- Geige 19,5 Zentimeter. Die Wirbel sind aus Schlangenholz, das seinen Namen von der rotbraunen Maserung hat. Es ist hart und dünn. Jede Geige hat ihren eigenen Klang, sagt Jungbauer. Seine Aufgabe ist es, der Geige ihren spezifischen Klang auch zu geben. Jungbauer selbst spricht in diesem Zusammenhang von "einhauchen".

Jungbauer hat sich darauf spezialisiert, Geigen spielfertig zu machen. Das bedeutet, er gibt den Geigen den Ton und setzt ihnen die Stimme ein. Jungbauer hat mit dieser Arbeit eine Art von Erfüllung gefunden.

Mindestens 2500 Euro teuer

Eine gute Stimme, die wie ein einfacher runder Stab aus Holz aussieht, muss feinjährig sein. Das heißt, sie sollte mehrere Jahresringe haben, gleichmäßig gearbeitet sein und optimal stehen.

Jungbauer demonstriert dem Besucher, wie sie in das F-Loch unter den Steg eingefügt wird. Für den Laien ist das ein kaum zu begreifendes Kunststück. Eine Stimme anzufertigen, sagt Jungbauer, ist eine Gesellenprüfungsarbeit.

"Wenn es hart auf hart kommt" und er mit einer Geige nicht so recht weiter weiß, fragt Jungbauer Monika Romanowski von der Gruppe "Mywood" um Rat. Romanowski spielt seit 20 Jahren Geige.

Manchmal reicht es aber auch schon schon, die Saiten zu wechseln. Die Saiten müssen dem Instrument angepasst werden. Da sie ungleichmäßig stark sind, muss das Griffbrett aus Ebenholz entsprechend gearbeitet werden, um den Zug von 28 Kilogramm auch auszuhalten. Ein Satz von vier Saiten kostet in der Regel zwischen zehn und 200 Euro.

Bei der Arbeit an einer Geige schaut Jungbauer nicht auf die Zeit. Eine Geige zu bauen, dauert etwa 120 bis 150 Stunden. Lackiert ist sie dann noch nicht.

2008 war es, als sich Jungbauer selbständig gemacht hat. Es hat ein bisschen gedauert, dann kamen immer mehr Aufträge. Für das Herder-Gymnasium zum Beispiel hat er Instrumente instandgesetzt.

In diesem Jahr bleiben die Aufträge noch ein wenig hinter den Erwartungen des 42-Jährigen zurück. Jungbauer hofft nun auf das Weihnachtsgeschäft, das in der Vergangenheit immer gut für Jungbauer gelaufen ist. Wer das Fest mit einer Violine erleben will, sollte sich auf den Weg machen. 2500 Euro muss man aber mindestens dafür investieren.