Der Ausbau des schnellen Internets funktioniert wie das berühmte Wettrennen zwischen dem Hasen und dem Igel. Besonders auf dem Land. Sobald dort der Fortschritt an die Haustür klopft, wird woanders schon die nächste Generation der Daten-Autobahn eingeweiht.

Heroldsbach scheint mit dem Hase-Igel-Rennen demnächst nichts mehr am Hut zu haben. Denn in dieser Woche knallten im Rathaus die Sektkorken. Heroldsbach hat es endlich über die Ziellinie der Bits und Bytes geschafft. Seit dem 1. Oktober können sich in Heroldsbach rund 1500 Haushalte an ein aufgerüstetes Glasfaser-Netz andocken. "Dieses neue super-schnelle Hochleistungsinternet mit 100.000 Kilobit pro Sekunde ist ein Quantensprung", sagt Bürgermeister Edgar Büttner (SPD).

Die Gemeinde hat die neuen Leitungen freilich nicht selber verlegt. "Kabel Deutschland" hat im nördlichen Aischgrund zwischen Adelsdorf und Heroldsbach sein Kabelnetz modernisiert. Dafür musste die Firma - die nach der Privatisierung der Post das Breitband-Kabelnetz vom ehemaligen Staatsmonopolisten übernommen hat - noch nicht mal mit Baggern anrücken. Das Unternehmen verbesserte "nur" mit ein paar technischen Tricks die Datenübertragungsraten in ihrem Glasfaser-Netz.

Die grauen Verteilerkästen am Straßenrand wurden mit der neuen Technik ausgestattet, um lokalen die Vermittlungsknoten und das Verteilernetzwerk aufzurüsten. So will das Unternehmem schnelles Surfen über das TV-Kabel garantieren. Büttner sind die technischen Details nicht so wichtig. Wichtiger ist für den Bürgermeister, dass seine Bürger auf ab sofort mit dem schnellen Daten-Highway verbunden sind. Denn das Internet sei zukünftig wichtiger als die normale Autobahn, ist sich Büttner sicher. Außerdem sei seine Gemeinde mit einem Durchschnittsalter von 38,6 Jahren eine der jüngsten Kommunen in Bayern überhaupt.

Und junge Leute brauchen das Internet wie andere die Luft zum Atmen. Der Heroldsbacher Ortsteil Oesdorf (und Wimmelbach in der Gemeinde Hause) kommen allerdings nicht in den Genuss der neuen Daten-Autobahn. Die rund 1000 Einwohner der beiden Dörfer müssen sich einen Funkmast teilen. "LTE" heißt hier das neue Zauberwort. Die funkbasierte Datenübertragung ist der leistungsstärkere Nachfolger der UMTS-Technologie. Die Nachteile des Mobilfunks bleiben aber bestehen. Je mehr User sich über einen Funkmast ins Netz einloggen, desto langsamer wird die Datenverbindung.

Für Dörfer abseits der erdgebundenen Datenleitungen kann LTE trotzdem ein Segen sein. Mithilfe dieser Technik sollen nun auch in zwei Ortsteilen von Ebermannstadt, in Eschlipp und Neuses-Poxstall, der Weg ins "World Wide Web" kein aufreibendes Geduldsspiel mehr werden. Das Telekommunikationsunternehmen Vodafone rüstet derzeit die Funkmasten entsprechend um. Damit sollen Datenübertragungsraten von maximal drei Megabit pro Sekunde möglich sein. Trotzdem drückt Bürgermeister Franz Josef Kraus (CSU) noch der Internet-Schuh. Problematisch sei der Netzempfang auf der Hochfläche im Jura: "Das Oberland hat maximal ein Megabit pro Sekunde."


Offline auf dem Land


In Moggast hoch über Ebermannstadt kann Unternehmerin Nathalia Rašek-Abach ein trauriges Lied davon singen."Wir sind in Bayern das Schlusslicht in Sachen Breitband. Ich finde, dass man in Oberfranken mehr in das schnelle Internet investieren müsste."

Das sieht auch der Bürgermeister so. Kraus hofft in der nächsten Förderperiode der Breitband-Initiative das Oberland mit dem schnellen Internet versorgen können. Ab Ende 2012 will der Freistaat besonders Kommunen unterstützen, die Gewerbetreibende mit dem superschnellen Netz versorgen wollen. Rund 500 000 Euro müsste die Stadt hinblättern, wenn das Oberland versorgt werden solle. Die andere Hälfte würde Bayern bezahlen. "Eigentlich ist die Förderung zu gering", sagt Kraus. Wenn man wirklich überall gleich Lebensbedingungen schaffen wollte, müsste der Freistaat den Breitband-Ausbau mit rund 80 Prozent fördern.

Das ärgert auch Frank Fleischmann. "In der Schweiz bekommt jede Alm einen schnellen Anschluss. Bei uns in Deutschland investieren die Firmen nur dort, wo es sich lohnt", sagt der Physiker aus Ebermannstadt, der 2008 den Verein "eNet" gegründet hat, um die Menschen in und um Ebermannstadt mit dem "World Wide Web" zu verbinden.

Jetzt freut sich Fleischmann, dass Vodafone die LTE-Technologie im Oberland ausbaut. Die Stadtwerke Ebermannstadt haben nach Weilersbach, Gasseldorf und Unterleinleiter sogar ein schnelles Datenkabel verlegt. "Unser Ziel ist es, die Fränkische Schweiz von Pretzfeld bis Gößweinstein mit schnellem Internet zu versorgen", sagt Geschäftsführer Jürgen Fiedler. Sauer ist er auf die Politik, die nicht ernsthaft den Missstand der ungleichen Lebensverhältnisse beseitigen wolle. Stattdessen werde der Breitband-Ausbau auf Sparflamme gekocht. "Jetzt sind wir schon von der Demografie geplagt. Wenn auch noch die Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß ist, dann gibt das unserem ländlichen Raum den Rest", sagt Fiedler und hofft auf das neue Förderprogramm: "Wir sitzen wie auf Kohlen."