Tauben-Wettflüge im Landkreis könnten künftig als Tierquälerei gelten und verboten werden. Das hängt davon ab, wie die Staatsanwaltschaft Bamberg mit der Anzeige der Tierrechtsorganisation Peta umgeht. Die Tierschützer haben verschiedene Taubenflug-Veranstalter in Deutschland angezeigt. Wie berichtet, steht daher auch das Leutenbacher Tauben-Derby auf der Kippe.
Tierquälerei oder nicht - die strafrechtliche Prüfung werde "einige Zeit in Anspruch nehmen", ließ der Bamberger Oberstaatsanwalt Matthias Bachmann vergangene Woche wissen. Unklar bleibt bislang, wer die Kriterien für diese Prüfung liefern wird. Dr. Bernhard Hauser, der Chef des Veterinäramtes im Landkreis Forchheim, hat auf das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) verwiesen.
Die LGL-Tierschutz-Experten nehmen zum konkreten Fall zwar keine Stellung. LGL-Sprecher Aleksander Szumilas sagt aber: "Grundsätzlich können Taubenwettflüge aus Tierschutzsicht problematisch sein." Anhaltspunkte für den Umgang mit Zuchttauben seien in einem Merkblatt der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e. V. nachzulesen, sagt Szumilas.
Dieses Merkblatt setzt sich mit dem Transport und dem Wettbewerb, aber auch mit den Tierverlusten und der Tiergesundheit auseinander. Darin erwähnt sind etwa auch die "häufig kritisierte Varianten der Distanzflüge". Wie diese Kritik aber zu beurteilen ist, dazu machen die Tierärzte in ihrem Merkblatt keine Aussagen.
Der in Heiligenstadt und Ebermannstadt praktizierende Tierarzt Dr. Christian Just sieht den Einsatz von Reisetauben zuallererst als eine "Kulturleistung der Menschheit". Nicht nur der "Heimkehrwille" spiele bei der Zucht eine Rolle, sondern auch die Stoffwechselleistung. Spezielle Futterprogramme sorgten für das in der Muskulatur eingelagerte Fett der Vögel. Wenn eine Reisetaube beim Start 550 Gramm wiege und mit 450 Gramm in Ziel komme, sei das kein Grund zur Beunruhigung, sagt Christian Just: "Die Taube kann das, ohne Schaden zu nehmen, ihr Stoffwechsel ist dafür gemacht."


Zwischenlandung möglich?

Der Tierarzt aus Heiligenstadt kennt auch die Derby-Veranstalterin Irene Steger aus Leutenbach: "So wie Steger die Tauben führt, kann man es nicht beanstanden", sagt Christian Just. Wer Wettflüge kritisiere, müsse unterscheiden, wie der Streckenverlauf sei. Natürlich sei es nicht akzeptabel, wenn die Tauben beispielsweise von Teneriffa losgeschickt würden und wenn sie Routen zu bewältigen hätten, ohne zwischenlanden zu können.
Die von Peta vorgelegten Zahlen bestätigt Christian Just: Tatsächlich liege der Verlust der Tauben bei etwa 50 Prozent. Dass nur jede zweite Taube überlebt, begründet Just allerdings anders als es die Peta-Aktivisten tun. Die Tierrechtsorganisation bezieht sich auf die Studie des Tierarztes Matthias Warzecha, der sechs Jahre lang die Setzzahlen der Wettflüge in ganz Deutschland analysiert hat. Weil demnach jährlich 53 Prozent der Flugtauben auf der Strecke bleiben, fordert Christian Arleth (Justiziar bei Peta), die Wettflüge zu beenden und die Tauben in Ruhe zu lassen.
Das würde aber, legt man die Erfahrung von Christian Just zu Grunde, an den Verlusten nichts ändern. Der Landtierarzt erzählt, dass er selbst einmal Tauben gehalten habe. Sie hätten ihre Zeit ausschließlich im Heimatschlag und in der näheren Umgebung verbracht. Doch von den 120 Tauben, die im Herbst lebten, seien "im März nur noch 60 übrig gewesen". Dass nur etwa 50 Prozent durchkommen, sei das "Lebensrisiko der Tauben", folgert Christian Just.
Bis die Staatsanwaltschaft Bamberg ihre Einschätzung zum Thema Tauben-Wettflug abgibt, müssen sich die Tierschützer und Taubenzüchter wohl noch viele Wochen gedulden. "Erfahrungsgemäß dauert es Monate bis die Staatsanwaltschaften in Tierschutzsachen eine Entscheidung treffen", weiß Peta-Justiziar Christian Arleth. "In Bundesländern wie Brandenburg dauert es schon mal Monate, bis man überhaupt ein Aktenzeichen mitgeteilt bekommt, selbst bei krassen Fällen in größeren Betrieben." In Bayern seien die Verhältnisse "tatsächlich etwas besser", sagt Arleth. Zumal die Staatsanwaltschaft Bamberg wohl auch realisiert habe, "dass im vorliegenden Fall ein gewisses öffentliches Interesse an der Materie besteht".