Ursprünglich wollte Rainer Lang, Direktor der Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim-Eschenau-Heroldsberg eG, gar kein Bänker werden. Nach der Grundschule in Heiligenstadt und dem Abitur, das er am Gymnasium in Forchheim absolvierte, schlug der in Zoggendorf geborene 60-Jährige nach dem Bundeswehr-Dienst die Laufbahn des Berufsschullehrers ein. Doch das Leben hatte einen anderen Plan für den Wirtschaftspädagogen, der seine Schullaufbahn mit dem Zweiten Staatsexamen abgeschlossen hat.
Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Staat hatte keine Planstelle für Rainer Lang. "Als praktisch orientierter Mensch, habe ich eine Ausbildung bei der Vereinsbank in Nürnberg begonnen. Meine Kenntnisse in Betriebswirtschaft waren dabei von Vorteil", erinnert sich der Bankchef. Als sich abzeichnete, dass im Staatsdienst nur Vertretungen für maximal ein Jahr zu bekommen waren, konzentrierte sich Lang auf das neue berufliche Standbein.
Schließlich wollte er mit seiner Jugendliebe Marion, die ihm von Traindorf bis Nürnberg und Fürth gefolgt war und mit der er mittlerweile 34 Jahre verheiratet ist, eine Familie gründen. Deshalb kniete er sich in der Kreditabteilung so richtig rein.


Mein mutigster Schritt

Und als 1991 ein Leiter für die Kreditabteilung der Raiffeisenbank Forchheim gesucht wurde, bewarb er sich. Mit Erfolg. "Das war der mutigste Schritt, den ich jemals getan habe", reflektiert Lang. "Schließlich verließ ich eines der drei größten Geldinstitute Deutschlands, um bei einer kleinen Raiffeisenbank anzufangen."
Bis dahin hatte er mit dem Genossenschaftsgedanken wenig Berührungspunkte. "Heute bin ich ein glühender Verehrer der Idee, dass Kunden und Eigentümer der Bank identisch sind. Da bekommst Du ein ganz anderes Verhältnis zu den Kunden", spricht Lang aus Erfahrung. Die wichtigste Eigenschaft eines Bänkers beschreibt der Bankdirektor so: "Er muss ein ehrbarer Kaufmann sein. Das gilt heute mehr denn je." Es müsse eine Vertrauensbeziehung zwischen Bank und Kunden geschaffen werden. Dazu gehörten vor allem klare, nachvollziehbare Entscheidungen. "Wenn mir das Risiko zu hoch ist, muss ich dem Kunden reinen Wein einschenken und darf nicht herumeiern. Die Kriterien müssen nachvollziehbar sein."
Auf Anerkennung im Sinne vor Auszeichnungen kann Lang gut verzichten. "Wichtig ist mir aber die Wertschätzung. Die muss sich jeder erarbeiten. Und das geht nur, wenn sich jemand selbst treu bleibt", findet der Bankchef, der bekennt: "Über eine solche Wertschätzung freue ich mich." Vorbilder, im Sinne von Personen habe er nie gehabt.
Allerdings räumt Rainer Lang ein, dass er von seinem Vater, der Bezirksleiter der Wüstenrot-Bausparkasse war, mehr geprägt wurde, als er sich lange Zeit eingestanden hatte. "Ich hatte miterlebt, dass jemand, der seinen Beruf liebt, keinen Acht-Stunden-Tag hat. Das war für mich normal", zieht die Führungskraft der Raiffeisenbanken Gräfenberg Forchheim Eschenau Heroldsberg einen Vergleich.
Am meisten gelernt habe er "vom Leben". Dazu bedürfe es allerdings einer Offenheit, eine jener Eigenschaften, die Lang an sich am meisten schätzt. Zuhören können und sich in die Situation seines Gegenüber hinein versetzen können, nennt Lang als weitere persönliche Charakteristika. Seine Schwäche: "Manchmal bin ich zu dominant", räumt Lang ein. Schmunzelnd fügt er hinzu: "Sagt zumindest meine Frau."


Lösungen finden

Zufrieden ist der Bankchef, wenn es ihm gelingt, Lösungen zu finden. Für seine Mitarbeiter ebenso, wie für seine Kunden. "Das wird von einer Führungskraft verlangt", findet der Jubilar, der neben dem Beruf stets Zeit für seine Frau und seine Kinder gefunden hat. "Ich habe mir an den Geburtstagen der Kinder immer frei genommen. Und wenn ich gebraucht wurde, war ich für meine Familie da. Die ist ihm wichtig, denn hier schöpft er Kraft für seine Arbeit.
Den, mit zeitlichem Mehraufwand verbundenen Karrieresprung habe er mit seiner Frau abgesprochen. "Anders geht das nicht", findet Lang, der einen Tag in der Woche für das Tanzen mit seiner Frau in einem Tanzkreis reserviert hat. Das ist Entspannung pur, findet Lang, der in seiner Jugend Akkordeon gespielt hat und der Blues ebenso wenig abgeneigt ist, wie Schlagern oder Blasmusik. "Die würde ich mir Zuhause nie anhören, aber im Bierzelt passt das."


Wenn das T-Shirt flattert

Seine Lieblingsmusik allerdings ist der Hardrock. Deep Purple nennt er da an erster Stelle, aber auch ACDC oder zwischendurch etwas Ruhigeres von Santana. Es darf aber auch House-Musik oder Techno sein. "Hauptsache die wummernden Bässe lassen das T-Shirt flattern. Da kann ich entspannen", gesteht der Bänker, er sei ein sehr mittelmäßiger Schüler gewesen. "Von einem Medizinstudium war ich notenmäßig meilenweit entfernt", gibt Rainer Lang zu. Aber das hätte ihm wohl auch nicht gelegen. "In meinem Beruf zählen ganz andere Qualifikationen, als gute Schulnoten", weiß Lang. Er hat auch nicht vergessen, was körperliche Arbeit ist. Als Student jobbte er als Bierausfahrer, Bauarbeiter oder Kommissionierer bei einem Gummi-Großhandel. "Alles was der Markt an Studentenjobs hergab. Reiche Eltern hatte ich ja nicht", so Lang.
Der bekennende Club Fan hofft, dass der ruhmreiche FC Nürnberg heuer endlich in die erste Fußball-Bundesliga aufsteigt. "Und sich hält", ergänzt Lang, denn "der Club gehört in die Erste Liga", findet Lang, der auch auf dem Golfplatz eine gute Figur abgibt. Ich habe die Platzreife, spiele gern, aber mir fehlt die Zeit, gesteht der Bankchef, der sich mit seinen 60 Jahren so wohl fühlt, wie mit 18. "Alles hat seine Zeit" verdeutlicht Lang. Er gesteht. "Ich habe jedes Alter genossen. Und das will ich so beibehalten."