Die dünnen, noch jungen Zweige hängen weit auf den Boden, überfüllt mit Zwetschgen. Überall schimmert es Lila. "Die ,Haroma' hängt wie hinaufgeschüttet", sagt Thomas Fahner, Fachberater vom Landratsamt Forchheim in der Obstbauversuchsanlage in Hiltpoltstein. Ein Bild, das sich derzeit überall im Obstanbau zeigt. Es scheint ein gutes Zwetschgenjahr zu sein. "Ist es wirklich so ein tolles Zwetschgenjahr?", fragt Fahner. Die anwesenden Obstanbauer schütteln den Kopf, sind sogar leicht angesäuert über diese Darstellung. Von Kilopreisen von 80 Cent sei in den Medien die Rede. Im Handel werden zwischen 1,20 und 1,40 Euro verlangt. Die Landwirte jedoch erhalten nur 35 bis 40 Cent. "Da sind noch kein Pflanzenschutz und noch keine Schlepperkosten dabei", spricht ihnen Fahner aus der Seele.
30 Sorten in der Anlage
Die Früchte an den Bäumen hängen lassen? Das scheint auch keine Lösung zu sein. "Bäume, die Früchte hängen hatten, gingen im Winter kaputt", erklärt Mathias Kraus, Pflanzenschutzexperte vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung Bayreuth bei der Begehung in der Versuchsanlage, in der 30 verschiedene Zwetschgensorten wachsen. Würde es nun regnen, wäre es ebenfalls eher nachteilig. "Viele Pflanzen reagieren, als wäre der Winter vorbei und treiben aus", sagt Kraus. Komme dann der Frost, könne man sich ausmalen, was passieren werde. "Wer Zeit hat, sollte jetzt die Zwetschgenbäume schneiden", empfiehlt Fahner. Doch eigentlich hätte dieser Schnitt schon früher erfolgen müssen, um die Blüten zu entlasten.
Wirtschaftlicher anbauen
Wie man künftig wirtschaftlicher anbaut, um auch solche Wetterextreme wie die diesjährige Hitze und Trockenheit besser verkraften zu können, war ebenso Thema des Treffens. Resistente Sorten anbauen, ist ein Beispiel dafür. Vor allem für die Hauszwetschge, die doch sehr gelitten hat. Fahner zeigt Alternativen auf, lässt Karten mit den Eigenschaften, den Vor- und Nachteilen der jeweiligen Zwetschgen herumreichen. Auch die "Haroma" ist dabei. Als Thomas Fahner diese Zwetschgensorte beschreibt, läuft einem das Wasser im Mund zusammen. "Sie hat ein gelb-oranges Fruchtfleisch und schmeckt sehr gut", erklärt Fahner, und die "Jofela", eine Neuzüchtung, ebenso. "Das ist eine vielversprechende Sorte. Der Nachteil: Sie ist zu länglich. Wenn der Durchmesser nicht passt, fällt sie auch durch das Raster", erklärt Fahner. Trotzdem müssen andere Sorten probiert werden, um auf Wetterextreme reagieren zu können. Denn gerade die Hitze und Trockenheit haben der Hauszwetschge zugesetzt. "Sie fallen schon zu Boden, sind nicht richtig reif geworden und schmecken auch nicht gut", erklärt Mathias Kraus. Der Vorteil sämtlicher alternativen Sorten sind ihre Resistenzen gegen Scharka. Der Virus sei im Landkreis Forchheim immer zu finden. Die Blattverfärbung ist ein Krankheitssymptom und zugleich das Problem, mit dem die gewöhnliche Hauszwetschge zu kämpfen hat. "Sie braucht ohnehin lange, bis sie in Ertrag kommt", erklärt Thomas Fahner.
Feuerbrand
Auch der Feuerbrand, eine durch Bakterien hervorgerufene Pflanzenkrankheit, ist im Landkreis flächendeckend verbreitet. Die Zwetschgensorte "Jojo" beispielsweise stirbt ab, wenn sie zu stark befallen ist. Dann sind da noch die Spinnmilben, die vom Boden aus auf die Bäume hochwandern. "Die Bekämpfung ist schwierig", meint Kraus, denn die Mittel sind nur zu 80 Prozent wirksam und die Milben werden immun. Am Bodensee, weiß Fahner aus eigener Erfahrung, wird der maschinelle Schnitt durchgeführt. Das spare nicht nur an Pflanzenschutzmitteln, sondern sorge für gute Erträge in guter Qualität. Natürlich müsse mit der Hand nachgeschnitten werden, aber zeitsparend sei es und Zeit momentan der einzige Faktor, um wirtschaftlicher zu arbeiten. Und da das Pflanzenschutzmittel Glyphosat umstritten ist, versucht Fahner auch hier Alternativen zu finden. Auf einer Versuchsfläche hat er vor einigen Tagen verschiedene Herbizide ausgebracht. Mit gefahrloseren Methoden beschäftigt er sich in seiner Meisterarbeit. Das Unkraut zwischen den Bäumen jedenfalls muss weg. Zum einen kann nur so richtig Wasser einsickern, wenn es Regen gibt. Andernfalls würde das Gras sowohl das Wasser als auch die Nährstoffe holen. Ein weiterer Vorteil: Die Milbentiere hätten keine Chance mehr, den Baum zu erklimmen.