So wie der Kellerwald im Herbst sein Laub verliert und im Frühling neue Blätter treibt, so wechseln von Saison zu Saison auch die Wirte. Nach nicht einmal einem Jahr als Pächterin auf dem Schützenkeller war am vergangenen Montag für Sabina Sullivan endgültig Zapfenstreich. Sie hat hingeschmissen, weil sie sich vom Hausherrn, der Hauptschützengesellschaft (HSG), allein gelassen fühlt. So seien Reparaturen vom Verpächter nicht oder um Wochen verspätetet ausgeführt worden, klagt Sabina Sullivan und zürnt: "Das sind unzumutbare Bedingungen gewesen".
Damit setzt sich die Serie von Pleiten, Pech und Pannen auf dem Schützenkeller fort: Mehr als 20 Jahre lang hatte die Erfolgs-Wirtin Sonja Fischer für Leben auf dem Schützenkeller gesorgt - bis die HSG im Jahre 2011 den Pachtvertrag nicht mehr verlängerte. Eine folgenschwere Fehlentscheidung. Während Sonja Fischer seitdem mit Erfolg die Reuther Hutstuben betreibt, scheiterte ihr Nachfolger Hermann Brand schon bald auf dem Schützenkeller. Die Geschäftsbeziehung habe sich nicht weiterführen lassen, begründete HSG-Vorsitzender Sebastian Brütting damals das Aus. Abermals sind jetzt die Geschäftsbeziehungen in die Brüche gegangen - wobei allerdings diesmal die Initiative von Sabina Sullivan ausgegangen ist: "Ich habe um die fristlose Vertragskündigung gebeten", erklärt die glücklose Wirtin. Dabei hatte alles so gut begonnen, als sie im Juni letzten Jahres den Pachtvertrag unterzeichnete. Anfangs habe man sich gut verstanden, betont Sabina Sullivan. Sie habe das letzte Annafest im Außenbetrieb bewirtschaftet - die Gastwirtschaft sei zum damaligen Zeitpunkt wegen eines Wasserrohrbruchs nicht benutzbar gewesen. Mit den Reparaturen hätten die Probleme mit dem Verpächter angefangen. Die Wasserrohr-Schäden habe man noch in Eigenleistung instand gesetzt. Was die Wirtin dabei ärgert ist: " Die Saison war gelaufen, bevor wir richtig beginnen konnten". Im Winter dann die nächste Panne: Der Ölofen, der die kleine Gaststube gemütlich heizen sollte, sei vom Schornsteinfeger aus Feuerschutzgründen stillgelegt worden, erzählt Sabina Sullivan. Sie habe sechs Wochen in bitterer Kälte warten müssen, bis die HSG die Öfen ausgetauscht habe. Bis dahin habe man ihr auferlegt, den Gastraum mit dem großen Ofen im nebenliegenden Saal zu beheizen. "Das hat mir 500 Liter Heizöl im Monat gekostet ", ärgert sich die Ex-Schützenwirtin. Überdies seien vom Verpächter Reparaturauflagen nicht eingehalten worden, die der Sicherheit dienten, wie eine Revisionskappe bei der Gasanlage. Sabina Sullivan und ihre Partnerin fühlen sich von der HSG - deren Vorsitzender Sebastian Brütting zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen war - alleine gelassen. Was bitter für sie ist: "In den Betrieb sind unsere kompletten Ersparnisse hineingeflossen". Sabina Sullivan gesteht: "Ich bin traurig, dass es nicht geklappt hat - jetzt ist unser Traum ausgeträumt".


Junge Wirtin auf dem Schlössla-Keller

Auf dem Schlössla-Keller hingegen fängt für die neue Wirtin Alina Bajric der Traum der Selbstständigkeit erst an. Sie hat den Keller von Vorpächter Uwe Koschyk übernommen. "Mein Papa ist mit Uwe befreundet, der mir den Keller zur Übernahme angeboten hat", erzählt die 24-jährige, die seit letztem Jahr auch noch Mutter ist. Dennoch bringt die Jung-Wirtin Kellerwald-Erfahrung mit. Sie hat bereits am Eichhorn-Keller gearbeitet und an der Bar am Schwanen-Keller bedient. Seit vergangenem Wochenende hat sie den Schlössla Keller geöffnet und will ihn die gesamte Sommersaison betreiben. Bei schlechtem Wetter bietet die Hütte Schutz - und Möglichkeit ungestört zu feiern. Davon macht die neue Wirtin dieser Zeit selbst gebrauch: Auf ihrer eigenen Geburtstagsfeier - herzlichen Glückwunsch!


Winterbauer eröffnet zum Vatertag neu

Auf dem Winterbauer-Keller wird jetzt Kellergeschichte fortgeschrieben. Richard Muß, der die Traditionswirtschaft seit sieben Jahren besitzt, hat den Betrieb jetzt in die Hände seines Sohnes Matthias und dessen zukünftiger Schwägerin Vanessa Seidel gelegt. Sie ist übrigens ein Enkelkind der ehemaligen Winterbauer-Besitzerin Rosita Grimm. Weitere Mitbetreiberin ist Sabrina Schubert , die die Küchenhoheit hat und Gastronomieerfahrung unter anderem aus der Schweiz mitbringt. Der Winterbauerkeller wird rechtzeitig zum Vatertag, am 10. Mai, seinen Betrieb aufnehmen.