Für schwache Nerven ist so eine Hopfenernte ideal. Der betörende Duft der Dolden schwängert die Luft und legt sich wie Balsam auf die Synapsen. "Das ist Cascade", sagt Franz Friedrich im schönsten fränkischen Englisch und nimmt einen kräftigen Zug mit der Nase aus dem Herz der zarten Hopfenblüte.
"Riecht brutal nach Zitrone", sagt der Hopfenbauer und reicht das Pflänzlein vorsichtig weiter. "Der Hopfen muss jetzt runter", ist sich Friedrich sicher und Ala, Marek und Jochka, die erfahrenen Erntehelfer aus dem polnischen Zgorzelec am östlichen Ufer der Neiße, riechen und nicken kräftig. "Ja, Chef", sagt Marek und schmeißt sich sofort hinter den Lenker.
Gemeinsam geht es mit einem Monster von Traktor vom Hof hinaus zu den Hopfenfeldern. Vorne hat das Monster eine scharfe Kralle zum Hopfenpflücken. Hinten hängt ein Wagen für die meterlangen Hopfenstränge. Rund um Lilling klettert der Humulus lupulus von Franz Friedrich in symmetrischen Bahnen dem Herrgott entgegen. An dünnen Drähten schlängelt sich jede Pflanze in drei dicken Strünken wie eine Trippelhelix hoch in den Himmel. Die reifen Früchte hängen wie Weintrauben an den märchenhaft schnell wachsenden Pflanzen. Dicke Balken stützen die grüne Last. Am Ende jeder Hopfenreihe spannt ein Betonmast die drahtigen Kletterhilfen.
"Von dieser Aussicht konnten sich die Amis gar nicht mehr losreißen", erinnert sich der 60-Jährige an den letzten Kundenbesuch aus Amerika. Hinter dem großen Teich sind die neuen Aroma-Hopfen-Sorten wie Cascade, Mandarina Bavaria oder Polaris heiß begehrt. Kleine Betriebe brauen dort Spezial-Biere mit dem fruchtigen Hopfen. Die Besonderheit: Die Dolden werden nicht mitgekocht, sondern landen in dreifacher Dosis erst ganz zum Schluss im Jungbier. "Kalthopfung" nennen das die Brauer. Mit dieser Kombination aus Hopfensorte und Brauverfahren können Brauer die Geschmacksvielfalt erhöhen, ohne das Reinheitsgebot zu verletzten.
Die lindgrüne Hopfenhölle
Dann steuert Friedrich den Bulldog tiefer hinein in die lindgrüne Hopfenhölle, in der sich die satten Herbststrahlen der Sonne wie im funkelnden Spiegelsaal von Versailles millionenfach in den Blättern und Blüten brechen. Bling, bling, klingen die Stahldrähte, während der Traktor mit dem scharfen Schneidwerkzeug durch die Hopfenreihen ackert, und Ala, Marek und Jochka auf dem Anhänger alle Hände voll zu tun haben, die Schlingpflanzen aufzutürmen.
Dieser duftende Hopfendschungel ist für die Friedrichs Arbeitsplatz und Heimat zugleich. Und das seit Generationen. "Wir sind seit 1975 verheiratet", erzählt Sonja Friedrich und schenkt ihrem Franz einen Kaffee ein. "Den Hof gibt es schon seit 1806." Weil der Franz das Spritzen nicht vertragen habe, ließen die Friedrichs ein Jahr nach der Hochzeit einfach die Chemie weg. Das ist nicht ohne Risiko beim empfindlichen Hopfen. Setzt sich ein Schädling durch, ist die ganze Arbeit für die Katz. Und Risiko hoch zwei beim Hopfen, weil Monokultur. Früher, dachten sich die beiden, ist es doch auch "ohne" gegangen.
Also fingen die Friedrichs an, ohne Pestizide gegen die grüne Blattlaus, die rote Spinne und den gemeinen Erdfloh vorzugehen. Motto: Probieren statt spritzen. Friedrich eilt jeden Tag hinaus in seinen Hopfen und hält Ausschau nach den Plagegeistern. Am Anfang ist es auch mal schief gegangen. Aber das Aufgeben ist nicht dem Franz sein Ding.
Mit Mut an die Spitze
Sie haben weiter auf Bio gesetzt. Eine Brauerei in Neumarkt hat ihnen immer größere Mengen abgenommen. Bio war plötzlich in. Und heute? "Der Friedrich in Lilling ist einer der größten Bio-Hopfenbau-Betriebe auf der Welt", sagt Werner Brunner vom Hallertauer Hopfenpflanzerverband voller Anerkennung.
Nach dem Bio-Muster könnte es auch mit dem neuen Aroma-Hopfen klappen. "Der Cascade ist seit zwei Jahren ausverkauft. Ich muss neue Wege gehen, um das Alte zu bewahren ", sagt der Franz, während die Sonja mit ein paar eigenen Kindern und ein paar mehr Enkelkindern in den Zwetschgen verschwindet.
"Die Franziska, meine Jüngste, studiert in Triesdorf. Die kann den Hof einmal übernehmen, wenn sie mag", sagt der stolze Papa.
Dann ruft wieder der Hopfen. Die Dolden müssen schnell in die ausbaldowerte Trockenanlage. "Der Hopfen darf nicht oxidieren." Sonst verfärbt er sich. Und duften tut er dann auch nicht g`scheit. "Erwärmen darf er sich auch nicht. Deswegen verwende ich ein neues Verfahren mit Kühltrocknung." Aber das ist eine andere duftende Geschichte.
"Riecht brutal nach Zitrone", sagt der Hopfenbauer und reicht das Pflänzlein vorsichtig weiter. "Der Hopfen muss jetzt runter", ist sich Friedrich sicher und Ala, Marek und Jochka, die erfahrenen Erntehelfer aus dem polnischen Zgorzelec am östlichen Ufer der Neiße, riechen und nicken kräftig. "Ja, Chef", sagt Marek und schmeißt sich sofort hinter den Lenker.
Gemeinsam geht es mit einem Monster von Traktor vom Hof hinaus zu den Hopfenfeldern. Vorne hat das Monster eine scharfe Kralle zum Hopfenpflücken. Hinten hängt ein Wagen für die meterlangen Hopfenstränge. Rund um Lilling klettert der Humulus lupulus von Franz Friedrich in symmetrischen Bahnen dem Herrgott entgegen. An dünnen Drähten schlängelt sich jede Pflanze in drei dicken Strünken wie eine Trippelhelix hoch in den Himmel. Die reifen Früchte hängen wie Weintrauben an den märchenhaft schnell wachsenden Pflanzen. Dicke Balken stützen die grüne Last. Am Ende jeder Hopfenreihe spannt ein Betonmast die drahtigen Kletterhilfen.
"Von dieser Aussicht konnten sich die Amis gar nicht mehr losreißen", erinnert sich der 60-Jährige an den letzten Kundenbesuch aus Amerika. Hinter dem großen Teich sind die neuen Aroma-Hopfen-Sorten wie Cascade, Mandarina Bavaria oder Polaris heiß begehrt. Kleine Betriebe brauen dort Spezial-Biere mit dem fruchtigen Hopfen. Die Besonderheit: Die Dolden werden nicht mitgekocht, sondern landen in dreifacher Dosis erst ganz zum Schluss im Jungbier. "Kalthopfung" nennen das die Brauer. Mit dieser Kombination aus Hopfensorte und Brauverfahren können Brauer die Geschmacksvielfalt erhöhen, ohne das Reinheitsgebot zu verletzten.
Die lindgrüne Hopfenhölle
Dann steuert Friedrich den Bulldog tiefer hinein in die lindgrüne Hopfenhölle, in der sich die satten Herbststrahlen der Sonne wie im funkelnden Spiegelsaal von Versailles millionenfach in den Blättern und Blüten brechen. Bling, bling, klingen die Stahldrähte, während der Traktor mit dem scharfen Schneidwerkzeug durch die Hopfenreihen ackert, und Ala, Marek und Jochka auf dem Anhänger alle Hände voll zu tun haben, die Schlingpflanzen aufzutürmen.
Dieser duftende Hopfendschungel ist für die Friedrichs Arbeitsplatz und Heimat zugleich. Und das seit Generationen. "Wir sind seit 1975 verheiratet", erzählt Sonja Friedrich und schenkt ihrem Franz einen Kaffee ein. "Den Hof gibt es schon seit 1806." Weil der Franz das Spritzen nicht vertragen habe, ließen die Friedrichs ein Jahr nach der Hochzeit einfach die Chemie weg. Das ist nicht ohne Risiko beim empfindlichen Hopfen. Setzt sich ein Schädling durch, ist die ganze Arbeit für die Katz. Und Risiko hoch zwei beim Hopfen, weil Monokultur. Früher, dachten sich die beiden, ist es doch auch "ohne" gegangen.
Also fingen die Friedrichs an, ohne Pestizide gegen die grüne Blattlaus, die rote Spinne und den gemeinen Erdfloh vorzugehen. Motto: Probieren statt spritzen. Friedrich eilt jeden Tag hinaus in seinen Hopfen und hält Ausschau nach den Plagegeistern. Am Anfang ist es auch mal schief gegangen. Aber das Aufgeben ist nicht dem Franz sein Ding.
Mit Mut an die Spitze
Sie haben weiter auf Bio gesetzt. Eine Brauerei in Neumarkt hat ihnen immer größere Mengen abgenommen. Bio war plötzlich in. Und heute? "Der Friedrich in Lilling ist einer der größten Bio-Hopfenbau-Betriebe auf der Welt", sagt Werner Brunner vom Hallertauer Hopfenpflanzerverband voller Anerkennung.
Nach dem Bio-Muster könnte es auch mit dem neuen Aroma-Hopfen klappen. "Der Cascade ist seit zwei Jahren ausverkauft. Ich muss neue Wege gehen, um das Alte zu bewahren ", sagt der Franz, während die Sonja mit ein paar eigenen Kindern und ein paar mehr Enkelkindern in den Zwetschgen verschwindet.
"Die Franziska, meine Jüngste, studiert in Triesdorf. Die kann den Hof einmal übernehmen, wenn sie mag", sagt der stolze Papa.
Dann ruft wieder der Hopfen. Die Dolden müssen schnell in die ausbaldowerte Trockenanlage. "Der Hopfen darf nicht oxidieren." Sonst verfärbt er sich. Und duften tut er dann auch nicht g`scheit. "Erwärmen darf er sich auch nicht. Deswegen verwende ich ein neues Verfahren mit Kühltrocknung." Aber das ist eine andere duftende Geschichte.