13 Nationalitäten oder Herkunftsländer haben die 40 Kinder, die seit vergangenem Oktober die Kindertagesstätte am Lindenanger besuchen. Sie oder ihre Eltern kommen aus Äthiopien, Indonesien, Polen, aus Aserbaidschan, Kroatien oder der Türkei. Nur sechs Kinder sprechen nur eine Sprache: deutsch. Manche sogar drei.
Die Leiterin der Einrichtung, Jenny Weidinger, weiß, dass ein Kind mit seinen Eltern polnisch und griechisch spricht und im Kindergarten natürlich deutsch. Manche syrischen Eltern sprechen bewusst zu Hause auch Englisch mit den Kindern. "Sie hoffen, dass sie so besser durchs Leben kommen", sagt Weidinger. Und: "Wir ermuntern die Familien bewusst, daheim die Muttersprache zu benutzen."

Spracherwerb ist für die fünf Mitarbeiterinnen der städtischen Einrichtung, darunter eine Sprachpädagogin, ein besonders wichtiger Punkt in ihrer täglichen Arbeit mit den Kindern. "Inzwischen verstehen alle Deutsch", versichert sie, legt aber Wert auf das Wort "verstehen". Denn jeder weiß, dass Drei- und Vierjährige einen ganz unterschiedlichen Grad an Sprechfähigkeit haben, völlig unabhängig von der Muttersprache. Sie zu verbessern, das üben die Kinder in allen Kindergärten durch gemeinsam singen und sprechen.

Der Hauptteil der offiziellen Eröffnung am Samstag war denn auch eine "Weltreise". In dem kleinen Theaterstück, das die Kinder in den letzten zwei Wochen fleißig geprobt haben, startet ein Flugzeug zu einer Reise nach Indien, Grönland, Österreich und Hawaii. Und landet schließlich Zuhause in Forchheim.

Die Sprach- und Kulturvielfalt ist ihr zu einem Herzensprojekt geworden, bekennt Weidinger bei der Begrüßung. "Auch wenn es im Anfang nicht ganz einfach war." Von einem Engagement über das Normalmaß hinaus aller Beteiligten spricht Oberbürgermeister Uwe Kirschstein. Unter Zeitdruck, damit der Start zum Kindergartenjahr klappte, wurde aus dem Kindergarten der Emmaus-Gemeinde die neue Tagesstätte. Ab jetzt können sie auch den "tollen" (Weidinger) Spielplatz nutzen, den das Gartenamt unterhalb der Stadtmauer angelegt hat.

Die Tagesstätte hat ein offenes Konzept. Es gibt keine starre Trennung in Gruppen, vielmehr sind die Räume nach Themen geordnet, wie zum Beispiel Bauecke, Puppenstube oder Kreativraum. Im Morgenkreis erfahren alle Kinder, welcher der Themenräume geöffnet ist und wo sie was machen können.

Wie das funktionieren kann, erfuhren ein Stück weit auch die Besucher bei der Eröffnung. Statt per Morgenkreis konnten sie, besonders natürlich die Kinder, mit einem "Reisepass" Stationen besuchen. Oder sich eine Geschichte in zwei Sprachen vorlesen lassen. Oder am üppig bestückten Büffet die Vielfalt der Menschen in der Tagesstätte sehen, riechen und schmecken.