"Der Gräfenberger Schilderwald lässt die Leute alle kalt", steht groß auf dem Wagen der lustigen Hausfrauen in Gräfenberg. Als Straßenschilder verkleidet machen sie das kleine Städtchen unsicher.

Luftschlangen und Konfetti verraten das Ziel der närrischen Weiber: das VG-Gebäude in Gräfenberg, der "Regierungssitz" des Bürgermeisters Hans-Jürgen Nekolla. Von Faschingsmusik begleitet stürmen die Hausfrauen das Rathaus und ziehen den Bürgermeister zu sich.

An die Krawatte soll es ihm nach alter Tradition gehen und Rosi Heinisch, ehemalige Stadträtin, zieht sogleich die Schere, um zur Tat zu schreiten. Auf einer langen Papierrolle haben die närrischen Hausfrauen festgehalten, was ihnen für die Bürger der Stadt am Herzen liegt. In Reimform lesen sie so ihrem Stadtoberhaupt die Leviten.

"Tourismus alles gut und schön, doch das Parken ist ein einziges Problem", schimpfen die lustigen Hausfrauen, die nicht nur zu kurze Parkdauer bemängeln, sondern auch der Meinung sind, dass nützliche Hinweisschilder nicht gesehen würden. Gerade die Touristen finden zwar eine Informationstafel auf dem Marktplatz, alleine die Informationen fehlen. "Auch die Infotafel am Marktplatz ist groß, um Gräfenberg zu präsentieren, das wäre famos. Gastronomie und Geschäfte beim Namen zu nennen, eingezeichnet oder durch Schilder leichter zu erkennen", mahnen die Hausfrauen, bevor sie über den Schmutz durch Blätter, Spinnweben und Dreck bei der Leichenhalle schimpfen.

Zum Abschiednehmen sei das kein schöner Fleck, finden die närrischen Frauen, untermauert von einem dreifachen "Gräwei" , dem Schlachtruf der Gräfenberger Weiber. Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla betont, sich die Rüge der Hausfrauen sehr zu Herzen zu nehmen und kann sogar schon Erfolge vorweisen. Die Leichenhalle würde saniert werden, und was die kurze Parkdauer betreffe, habe man schon längst gehandelt. Am Parkdeck könnten nun zwei Stunden geparkt werden und selbst an die Frauen, die Dauerwellen drehen lassen, habe man gedacht: "Am VG-Parkplatz kann man jetzt drei Stunden parken", betont Nekolla.

Das alles hilft ihm nicht, den Schlüssel muss er trotzdem den närrischen Hausfrauen überreichen, die sogleich einen Freudentanz aufführen. Auch die Kindergartenkinder, die gekommen sind, fügen sich in die Polonaise ein und unterhalten anschließend mit einem Faschingslied die Gäste und Mitarbeiter der VG.