Walburga Dorn und Gisela Göbel stecken gerade grüne und rote Paprikastreifen auf ihre Fleischspieße. Das Gemüse haben sie kurz zuvor vom Hochbeet im Garten des Seniorenheims der Diakonie geerntet. Und obwohl täglich mit dem Gemüse aus den Hochbeeten gearbeitet wird, denken die Frauen nicht an die große Entscheidung, die in wenigen Wochen getroffen wird.

"Ich-Du-Wir-Gemeinsam" heißt das Generationen- und Gruppen übergreifende Projekt, mit dem die Kochgruppe des Jörg-Creutzer-Heim unter die Top Zehn des Bundeszentrums für Ernährung gekommen sind. Nun heißt es für das Projekt zu stimmen, damit die Gruppe vielleicht auch das Siegertreppchen erklimmen kann.


Jeder hat eine Aufgabe

Den beiden Frauen jedenfalls macht Kochen noch immer Spaß, obwohl sie täglich bekocht werden würden. Aus dem Umbau der Wohnküche heraus ist das Projekt vor zwei Jahren entstanden. "Es wurde überlegt, wie man die Wohnküche mit Essecke sinnvoll nutzen kann", erklärt Sabrina Pretscher, die Pflegedienstleiterin, die Idee ihres Vorgängers Michael Wagner und der Geronto-Fachkraft Gerlinde Kupfer.

Die Kochgruppe, bei der zwischen acht und zehn Heimbewohnern dabei sind, war entstanden. Fünf Mal in der Woche kommen die Senioren in die Küche und zaubern sich Mahlzeiten. Auch Demenzkranke sind in der einen oder anderen Kochgruppe dabei, was sich sehr positiv auswirkt. "Die Bewohner sind den gesamten Tag über ruhiger und ausgeglichener", sagt Pretscher. Deshalb wurden Bausätze für fünf Hochbeete angeschafft und diese mit der Heimwerker- und Haustechnikergruppe mithilfe einer mobilen Werkbank zusammengebaut.

Die Gruppe der "Haus- und Hofgestalter", der Männerstammtisch und die Senioren der Gartentherapie bepflanzen, gestalten und bewirtschaften die Beete. "Salat, Gurken, Kohlrabi, Tomaten, Schnittlauch und andere Kräuter oder Radieschen wurden gepflanzt", sagt Pretscher. Und nacheinander abgeerntet und nochmals bepflanzt mit schnellwachsendem Gemüse und Salat.


Von der Krippe ins Altenheim

"Wir ernten alles ab", erklärt die Pflegedienstleiterin. Die Johannisbeeren werden zu Gelee oder Sirup verarbeitet, manch ein Bewohner holt sich eine Gurke für sein Abendbrot oder es wird das Obst zum Backen gebraucht. Gut in der Form ist die Gurke gewachsen, findet Walburga Dorn und zeigt das dem kleinen Colin. Er besucht die Kinderkrippe "Rappelzappel" in Forchheim und mit dieser Kindertagesbetreuung kommt die generationenübergreifende Komponente in das Projekt.

Im sechs- bis achtwöchigem Rhythmus besuchen die Kinder die Senioren im Heim und kümmern sich gemeinsam um das Obst und Gemüse in den Hochbeeten. Inzwischen fanden auch schon Treffen mit den Kindern des Christuskindergartens statt. Natürlich unterhalten sich Kinder und Senioren über das Essen und über die Lieblingsgerichte. Colin mag Paprika sehr gerne, während Walburga am liebsten Kloß mit Braten isst. Auch solche Gerichte zu kochen ist mit den noch Rüstigen der Kochgruppe möglich. Bei den Demenzkranken wird eher darauf geachtet, was es früher gab, denn an die weit zurück liegende Vergangenheit können sie sich am besten erinnern.

Den Kindern jedenfalls macht es Spaß, wie die Kinderpflegerin Maria von der Kita "Rappelzappel" erzählt und sie sind ganz wild darauf, den Eltern beim Abholen von dem Erlebten und neu Gelerntem zu erzählen.


Wieder ein besonderer Tag

Dass es bei den Besuchen nicht immer nur ums Essen und Gemüse geht, ist gewünscht. Die sehr jungen Leute und die älteren Leute kommen ins Gespräch, erzählen und lernen voneinander. Wenn die Kinder da sind, weiß das gesamte Haus, dass wieder in besonderer Tag ist.

Während Maria und Sabrina von dem Projekt erzählen, warten die Kinder, bis die selbst gesteckten Gemüse-Fleisch-Spieße auf den Grill gelegt werden. Zum Abschluss des Kindergartenjahres feiern Kinder und Senioren ein gemeinsames Sommerfest. "Ich glaube ganz fest daran, dass ihr es schafft", sagt Gerlinde Kupfer, die Gerontologie-Fachkraft, die den Bewohnern mit den Spießen hilft.


Stimmen gesucht

Dabei war das Projekt auch ihre Idee. Vor fast einem Jahr kam ein Filmteam und hat die Teilnehmer des Projekts begleitet. Auf Youtube ist dieser Kurzfilm unter dem Namen des Projekts zu sehen. Dann war lange Zeit nichts. Nun, fast ein Jahr später erreichte das Jörg-Creutzer-Heim in Forchheim die Nachricht, unter den Top Zehn der eingereichten Projekte zu sein. Jetzt gilt es bis zum 17. August für die Forchheimer zu stimmen, damit sie unter die drei besten kommen und einen Preis erhalten. Der Link dazu: https://www.bzfe.de/inhalt/ideenaufruf-vom-wissen-zum-handeln-29980.html