In der Gastronomie sind Traditionsbetriebe immer wieder von Schließungen betroffen. In Bayreuth fallen die Türen eines Traditionslokals Ende Dezember 2025 ins Schloss, im Pegnitzer Gemeindeteil Büchenbach verabschiedete sich ein Brauereigasthof im August diesen Jahres nach über 400 Jahren von seinen Gästen.
Umso erfreulicher sind daher Neueröffnungen, die neues Leben in alte Traditionen bringen und diese fortführen. Dieser Aufgabe widmet sich nun das Gastronomen-Paar Thongting aus Forchheim, das im seit Juni 2025 leerstehenden Gasthof am Marktplatz traditionelle fränkische Küche wieder aufleben lassen möchte. Im Gespräch mit inFranken.de am Freitag (14. November 2025) redet Stefan Thongting über die Eröffnung des neuen Lokals.
"Stadt braucht fränkische Küche": Neues Lokal in Forchheim setzt auf regionale Spezialitäten
"Ein Gasthaus mit Seele, Geschichte und der ganzen Leidenschaft von 45 Jahren Gastronomie", so steht es auf der Webseite des "Gasthaus Markplatz" in Forchheim. Im Juni hatte sich der frühere Betreiber nach 40 Jahren aus dem Lokal verabschiedet. Seitdem stand das Gebäude am Marktplatz 8 leer. Doch schon in Kürze sollen die Türen des fränkischen Restaurants wieder öffnen.
Das Gastronomen-Ehepaar Thongting, das bereits das thailändische Restaurant "Thong Thai" in der Fuchsenstraße 1 gemeinsam betreibt, übernimmt nun auch das nur rund 50 Meter entfernte Gasthaus. Die Nachfrage nach einem fränkischen Lokal mit regionaler Küche sei nach der Schließung des Gasthauses groß gewesen, wie Stefan Thongting erklärt.
"Uns haben unheimlich viele Leute gefragt: Wo gibt es richtig original fränkische Küche in Forchheim?", hält der Gastronom fest. Neben dem "Stadtlokal" in der Hauptstraße und der Gaststätte "Achhörnla" in der Bamberger Straße seien die Möglichkeiten an Lokalen mit traditionell fränkischer Küche begrenzt und der Wunsch der Forchheimer nach mehr Optionen groß. "Da habe ich zu meiner Frau gesagt: Wir machen jetzt das, was die Stadt braucht - und die Stadt braucht dringend fränkische Küche", betont Stefan Thongting.
"Kein Schnickschnack": Gastronom will fränkische Kultur aufrechterhalten
Und genau das soll ab dem 5. Dezember 2025 im neuen Gasthaus am Markplatz angeboten werden. Nämlich "ehrliche fränkische Küche", die täglich frisch zubereitet wird. "Hier wird gekocht wie früher und gedacht wie heute", betonen die Betreiber auf der Webseite des neuen Gasthauses. Ganz nach dem Motto: "Kein Schnickschnack, kein Paggel, nur das, was gut schmeckt und von Herzen kommt". Dabei wird Wert auf regionale Produkte gelegt, mit Wurstwaren vom "Metzger von nebenan", Gemüse vom Markt oder Bier aus der Region.
Thongting erklärt, es sei ihm wichtig, "diese fränkische Kultur aufrechtzuerhalten". Die Geschichte des Gebäudes reicht weit zurück. Das genaue Gründungsjahr ist, wie der Website des Lokals zu entnehmen ist, jedoch nicht überliefert. Dennoch belegen historische Quellen, dass das Gebäude bereits im 17. Jahrhundert als Gastbetrieb diente und als "beliebter Treffpunkt für Markthändler, Handwerker und Ratsherren" galt.
Die Gaststätte soll nun wieder zu einem Ort werden, an dem man sich "gut mit seinen Freunden treffen und richtig gutes fränkisches Bier trinken kann, mit gutem Essen dazu". Zukünftig sollen neben dem normalen Gastronomiebetrieb auch Veranstaltungen geplant werden, um den Leuten "ein schönes und abwechslungsreiches Programm zu bieten".
Gastronomenpaar eröffnet zweites Lokal in Forchheim
Für ihren neuen Schritt bringen Stefan Thongting und seine Frau Wimonrat, die Inhaberin des neuen Restaurants, bereits viel Erfahrung mit. Kurz vor dem Corona-Lockdown im März 2020 hat das Paar sein thailändisches Restaurant "Thong Thai" eröffnet, das sich nur wenige Meter von dem neuen Gasthaus entfernt befindet und auch weiterhin von den beiden betrieben wird.
Die kurzen Wege zwischen beiden Restaurants sei auch einer der Gründe gewesen, weshalb sich das Paar für die Übernahme des Gasthauses entschieden habe, erklärt Thongting. "Meine Frau hat dann die Initiative ergriffen und gesagt: Mensch, das liegt doch gleich daneben." Man könne zukünftig seine Angestellten gut in den beiden Lokalen aufteilen und bei Bedarf auch kurzfristig Personalbedarf ausgleichen.
Der Wunsch nach einem zweiten Betrieb sei aber schon lange im Raum gestanden. "Eigentlich wollten wir schon letztes Jahr ein anderes Objekt von unserem Verpächter übernehmen, was dann leider nicht geklappt hat", berichtet der Gastronom. Nachdem der frühere Betreiber des Gasthauses im Sommer dieses Jahr in Rente gegangen sei, habe sein Verpächter ihn angesprochen und gefragt, ob er das Lokal am Marktplatz nicht übernehmen würde.
Renovierungen bis Dezember: Neue Almhütte soll für gemütliches Ambiente sorgen
Ein weiteres Argument sei auch die Möglichkeit gewesen, in dem Lokal zukünftig Köche ausbilden zu können. "Letztes Jahr hatten wir auch schon Probleme, weil wir keine Köche ausbilden durften", erklärt er. Weil das thailändische Lokal keine Kartoffeln und Fleischgerichte anbietet, habe man keine Genehmigung von der IHK bekommen. Der gelernte Koch und Konditor aus Oberbayern möchte sein Wissen nun gerne an die junge Generation weitergeben.
Unterstützung bekomme das Paar vom City-Management und der Tourismusabteilung der Stadt. "Die haben mich empfangen mit offenen Armen sozusagen und haben gesagt: Wir warten die ganze Zeit drauf, dass endlich einer die Initiative ergreift und das Gasthaus übernimmt", erklärt er und ist begeistert, wie "kooperativ" die Stadt hinter ihm stehe.
Aktuell seien die Renovierungsmaßnahmen in vollem Gange. "Die Küche wird komplett neu gemacht", erklärt er. Außerdem wolle man alles etwas neu gestalten und es "gemütlich" machen. Der vordere Gastraum soll zum Großteil so erhalten bleiben, wie er besteht. Im hinteren Saal soll eine Almhütte entstehen, die "so richtig schön fränkisch-bayrisch" aussehen soll. In dem Saal, der 55 Plätze fasst, sollen künftig ebenfalls Gäste Platz finden, wenn der Gastraum vorne voll ist. Zusätzlich soll er für Veranstaltungen genutzt werden.