Gegen Mittag sind die "Essen auf Räder" - Fahrer und Fahrerinnen wieder zurück. Die erste Tour ist dann gelaufen. Dieser Essensfahrdienst war einer der Aufgabenbereiche, den vor sieben Jahren immer wieder auch die Zivildienstleistenden (Zivis) ausgeübt haben. Dann hatte der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Wehrpflicht abgesetzt und somit mussten auch die Wehrdienstverweigerer keinen Ersatzdienst mehr leisten. Nicht unbedingt zum Vorteil der Sozialdienstleister, die viele der Zivis mit etlichen Aufgaben betraut hatten. Das könnte bald wieder anders aussehen, will doch die CDU das Thema wieder neu diskutieren. Ganz so einfach wäre es dennoch nicht.


Stellen sind bereits besetzt

"Im ersten Moment würde es Probleme geben, denn die Stellen sind ja besetzt", sagt Matthias Bauer, Leiter Soziale Dienst beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in Forchheim. Meist von Rentnern auf Basis von geringfügiger Beschäftigung. Neun Stellen hatte das BRK durch Zivildienstleistende besetzt. Vier oder fünf davon waren im Rettungsdienst eingesetzt, hatten eine sechswöchige Ausbildung als Fahrer erhalten. Auch "Essen auf Räder" wurde von den Zivis zu den älteren Menschen an die Haustüre gebracht und im Betreuten Wohnen waren die Wehrdienstverweigerer im Tagesablauf integriert. Leichte anfallende Arbeiten haben die Zivis übernommen, auch die Bewohner im Rollstuhl spazieren geschoben.


Bufdis sind gerne gesehen

Eine Erleichterung war das schon. Wie sehr, das zeigt sich an den "Bufdis", den Bundesfreiwilligendienstleistenden, die das eben freiwillig machen. "Wir suchen jährlich Bufdis, aber sie sind schwer zu bekommen", sagt Lukas Hänsch, Disponent in der Verwaltung des ASB Forchheim. Und wenn Bufdis da sind, dann gehen sie bald darauf in ein Studium, haben das freiwillige Jahr quasi als Überbrückung genutzt oder sie absolvieren eine Ausbildung.

Fünf bis sechs Zivis waren früher im Patientenfahrdienst und im Wohnheim eingesetzt. Im Wohnheim gestalteten die Zivis den Tagesablauf mit. Sie führten die Nachmittagsprogramme durch, gingen mit den Bewohnern spazieren und waren in den verschiedenen Gruppen dabei. Auch beim Patientenfahrdienst leisten Zivis Hilfe, nach der vorgeschriebenen Einweisung und den Präsenzseminaren. So durften sie nach den Schulungen als Beifahrer im Rettungsdienst arbeiten, konnten helfen, wenn Patienten in eine Klinik verlegt wurden oder aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Sie waren dabei, wenn Genesende zur Reha gebracht wurden oder wenn jemand zu einem Arzt musste. Die Zivis hatten aber auch Leerlauf in ihrem Tagesablauf.


Teilweise Festangestellte statt wie früher Zivis

Nun muss Hänsch alle Freiwilligen auf eine Schicht einsetzen. Auch Festangestellte haben die Aufgaben übernommen, die zuvor von den Zivis geleistet wurden. "Nun müssen wir viele Fahrten hintereinander takten. Es geht nicht alles am Vormittag", erklärt Hänsch. Auch wenn das den Krankenhäusern lieber wäre, wenn alle Patienten am Vormittag des Entlassungstags abgeholt würden.

Bei Liegendtransporten könnte auch ein zweiter Mann eingesetzt werden, wenn wieder Zivis da wären. Im Fahrdienst und in der Hausmeisterei hatte auch die Diakonie Forchheim ihre Zivis eingesetzt. Für die Pflege setzt Jochen Misof, Leiter vom Johann Hinrich Wichern und Jörg Creutzer Seniorenheim lieber auf Bufdis. Er findet es besser, wenn die Menschen das von sich aus wollen. Die Zivis machen das gezwungenermaßen. "Man kann niemanden einen sozialen Beruf aufzwingen. Man muss sich auf die Nähe zu den alten Leuten und auf Krankheit einlassen", findet Misof und schaut in der Pflege deshalb genau hin.