Da staunte Ferdinand Haselmeier von der Arbeitsgemeinschaft Stempfermühlquellsystem, als er am Samstag am Wanderparkplatz in Leutzdorf ankam. Nahezu 50 Wanderer waren erschienen, um ihn auf der Tour zur Esperhöhle und zur Signalquelle ins Wiesenttal zu begleiten.

Bei idealem Wanderwetter ging es ähnlich wie bei einer Wallfahrt in Richtung zur Versturzhöhle. Oben am Höhlenrand angekommen, bot sich den Wanderern ein spektakulärer Blick in die Tiefe des Höhlenschachts. Nach einer kurzen Klettertour zurück zur mittleren Etage der Höhle wehte den Besuchern ein kühler Luftzug entgegen. Das sei auf den Temperaturunterschied in der Höhle zurückzuführen, erläuterte der Wanderführer. Im Inneren der Höhle hat man fast dauerhaft eine Temperatur von acht bis zehn Grad, unabhängig von der Außentemperatur.

Auf einem Dolomitblock stehend beschrieb Haselmeier die geologische Bedeutung der Höhle und deren Forschungsgeschichte. Funde am Grunde der Höhle lassen darauf schließen, dass bereits 500 vor Christus Kelten den Höhlenschlund als Opfer- oder Bestattungshöhle nutzten.

Obwohl Esper sie nur gelegentlich besucht hatte, wurde die Höhle nach ihm benannt. Berühmt wurde Johann Friedrich Esper, evangelischer Pastor aus Uttenreuth bei Erlangen, durch seine Forschungen in der zwei Kilometer entfernten Zoolithenhöhle in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Der Zufall ergab, dass sich unter den Teilnehmern der Wanderung auch Bernd Niggemeyer aus Leutenbach befand. Er hatte 1971 zusammen mit drei weiteren Höhlenforschern eine bisher nicht bekannte Fortsetzung in der Zoolithenhöhle gefunden. Damit konnte der von Esper bereits erforschte Teil der Höhle um fast das Dreifache erweitert werden. Ergebnis waren mehrere neue Räumen mit einmalig schönen Tropfsteinhallen. Gern nahm Niggemeyer am Rand der Zoolithenhöhle die Gelegenheit wahr, vor gespannt lauschenden Zuhörern die damalige Entdeckungsgeschichte schildern.

Zurück ging es nach einem Schwenk am Keltenwall vorbei ins Wiesenttal zur Signalquelle. Die nahezu 300 Liter pro Sekunde schüttende Karstquelle diente früher zur Versorgung der Bevölkerung. Selten kann man eine so offen einzu sehende Karstquelle finden. Weiter ging es über den Finstergraben, ein steil ansteigendes Trockental. Der Anblick der romantisch und urig wirkenden Schlucht ließ die Wanderer die Strapazen vergessen und erleichterte die Rückkehr nach Leutzdorf, den Ausgangspunkt der Wanderung.