Bilder von Autos sämtlicher Marken und Typen kleben fein säuberlich neben Bildern von Frauen im Dirndl und von Persönlichkeiten aus aller Welt. Konrad Strobel ist der erste Bewohner des Seniorenheims Jörg Creutzer in Forchheim, der seine Zimmerwände individuell gestaltet hat.

"Im Zimmer hatte ich vier Krankenhauswände und einen kranken Mitbewohner", erklärt Strobel, weshalb er seine Wände und seine Möbel bunt gestaltet hat. Zugleich sind die aus Illustrierten ausgeschnittenen Bilder Zeugnis seines Lebens und lösen mit jedem Blick auf die Wand Erinnerungen aus.

Die Autos beispielsweise waren Strobels Lebensinhalt. Gelernt hat er den Beruf des Kfz-Mechanikers bei seinem Onkel, dem damaligen Besitzer des Autohaus Strobel in Schnaittach. Auch Konrad Strobels Mutter hatte ein Autohaus in Kirchröttenbach, verkaufte dort BMWs, dann Renault und später Fiat. "Die Entwicklung der Autos nach dem Krieg war schon interessant", erinnert sich Strobel. Er selbst habe immer ein Auto gefahren. Alle zwei bis drei Jahre ein anderes und die vielen Vorführwagen, die es gab. Ein Lieblingsauto könne er nicht nennen, "alle waren gut". Aber an den viertürigen Opel Rekord, an den Renault R20 und an den 130er Fiat, ein Sechszylinder mit 260 PS, erinnert er sich gut. "Er verbrauchte 20 Liter Super auf 100 Kilometer", weiß Strobel und lacht. "55 Pfennig hatte der Liter Benzin gekostet", fügt er als Preisvergleich zu den heutigen Verhältnissen hinzu. Ein Neuwagen kostete 3500 Mark bis 6000 Mark. Geld, das heute nicht einmal für einen Gebrauchten reicht. "Die Fiats hatten Probleme. Sie rosteten stark", sagt Strobel. Zudem kam der Golf gerade auf und die Leute hätten "alle dieses Modell von VW gekauft". Für Strobel, der als Geschäftsführer in dem Autohaus der Mutter arbeitete, war es das Aus.

Obwohl sein Beruf den Autos galt und Bilder davon die Wand dominieren, gibt es noch ein größeres Thema in seinem Leben: "Die Musik war meine Leidenschaft. Ich war Trompeter, spielte die erste Trompete in der damaligen Musik- und Tanzkapelle Hans Redwig in Eschenau / Forth", erzählt der nun 83-Jährige.

Dieses Talent habe er von seinem Vater geerbt, der Musikmeister war. Während Konrad Strobel erzählt, fällt sein Blick wieder auf andere Bilder und neue Erinnerungen. Da klebt Angela Merkel gestikulierend neben Horst Seehofer. "Franz - Josef Strauß, Willi Brandt, der SPD Politiker Kurt Schumacher und Herr Raiffeisen - sie alle kannte ich", sagt Strobel, der damit nicht ein persönliches Kennen meint; sondern deren aktive Zeit, die er immer in den Medien verfolgt habe.

So katholisch wie Benedikt

Oberhalb der Bundeskanzlerin hängt Papst Benedikt. "Er wurde genauso streng katholisch erzogen wie ich", glaubt Strobel und schmunzelt. Er jedenfalls habe in seinen jungen Jahren nur 150 Meter von der Kirche entfernt gewohnt und wurde streng katholisch erzogen. "Es war alles verboten", fasst Strobel das zusammen. Und es kam auch zu Konfliktsituationen während der Kriegsjahre. "Meine Mutter wollte, dass ich in die Kirche gehe, der Lehrer meinte, wir sollten besser auf den Sportplatz", erinnert sich der Heimbewohner an diese Zeit. Zwischen all den Bildern hängen Fotos von "schönen Frauen", wie Strobel findet und Fotos mit "Hintergrund". "Es sind Burgen zu sehen, aber auch Wälder", erklärt Strobel diese Motive, die an den Wänden Platz gefunden haben. Die Bilder hat er fein säuberlich aus den Zeitschriften ausgeschnitten, die im Wohnbereich zum Lesen auf dem Tisch lagen.

Drei Monate war er damit beschäftigt, seine Wände bunt zu gestalten. Auch einige Blumenköpfe hat er ausgeschnitten und an das Nachttischchen geheftet. Nicht weil der Garten eine weitere Leidenschaft ist, sondern weil sie einfach schön sind. "Ein Romantiker war ich schon", gibt Strobel zu.

Dabei denkt er vor allem an seine vor drei Jahren verstorbene Frau Anni, die natürlich ihren Platz im Zimmer hat. Jedenfalls hat Konrad Strobel immer versucht, das Schöne in einer Situation zu sehen. "Bis alles anders kommt", sagt der Senior, der diese Schattenseiten auch erlebt hat. Auch solche Erinnerungen sind mit den Fotos an seinen Wänden verbunden.