Es ist nicht Hartmut Koschyks erstes Buch. Der Bundestagsabgeordnete im Ruhestand ist Historiker und Politikwissenschaftler und hat schon einige Bücher über Korea geschrieben. Doch "Heimat - Identität - Glaube" ist Koschyks erstes Buch, das sich mit der Vertreibung, den Aussiedlerfragen und den Minderheiten in Deutschland beschäftigt. Das Buch ist seinen Eltern und Schwiegereltern gewidmet, die zwar nicht mehr leben, aber als Vertriebene - die Eltern aus Oberschlesien, die Schwiegereltern aus dem Sudetenland - nach Deutschland gekommen waren.

"Die Familientreffen waren von Erinnerungen geprägt", erzählt Hartmut Koschyk, der 1959 in Forchheim geboren wurde. Seine Eltern hatten ihren Kindern die Heimat aber nicht unter dem Stichwort Vertreibung näher gebracht, sondern als angestammte Heimat. Der Mensch brauche eine Heimat, um eine Identität zu haben, und diese werde durch den christlichen Glauben gefestigt, lautet Koschyks Fazit, dass er nicht nur mit den drei Begriffen in der Überschrift deutlich macht, sondern durch seine Kindheit, durch das Vorbild im Leben seiner Eltern erkannt hat.


Sachbuch mit 500 Seiten

"Die Heimat der Eltern hat auch meinen politischen Werdegang beeinflusst", sagt Koschyk, der sich schon früh in Forchheim im landsmannschaftlichen Bereich in der schlesischen Eichendorffjugend engagiert hat. Er war Bundesvorsitzender und Kreissekretär und auch für die Bundesregierung vier Jahre lang Beauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.

Entstanden ist ein 500 Seiten umfassendes Sachbuch, das ausführlich die geschichtliche und politikwissenschaftliche Entwicklung Deutschlands und Europas beschreibt. Aufgezeigt hat Koschyk die Entwicklung seit dem ersten Weltkrieg in den Gebieten der Vertriebenen, es umfasst die weitere Entwicklung durch den zweiten Weltkrieg, die Eingliederung in die Bundesrepublik, dann die DDR mit dem Thema der Wiedervereinigung.

Das Leben, die Integration der Aussiedler, die Mitte der 80er Jahre aufgenommen wurden, behandelt Koschyk in dem Buch ebenso wie die Minderheitenpolitik.


Glaube als Stütze der Identität

Das Ganze mündet dann im letzten Kapitel in eine Glaubensdiskussion. "Ich habe selbst erfahren, dass der christliche Glaube helfen kann, Trauma wie die Vertreibung zu verarbeiten und die Eingliederung erleichtert", sagt Koschyk. Dort, wo die christlichen Wurzeln bewahrt wurden, fiel Integration leichter. Der Glaube ist die Stütze der Identität, findet Koschyk.

Wenn auch die Situation von 1943 anders ist als heute, so lassen gerade die Vertriebenen von damals die heutigen Bilder nicht los. Viele haben viel Empathie mit den Flüchtlingen. "Wer ein Vertreibungsschicksal erlebt hat, den lassen diese Bilder nicht los", meint Koschyk. "Ohne Kenntnis kein Verständnis", nennt Koschyk das Ziel, das er mit seinem Buch beabsichtigt. Verständnis habe man nur für Etwas, das man erfahren habe.

Das Buch enthält viele Fakten, die viele noch nicht wussten. "Das Buch ist eine geschichtliche und politische Nachhilfestunde", nennt Koschyk eines der Zitate der zahlreichen positiven Resonanzen auf sein Buch.


Über ein Jahr Arbeit

Angeregt hatte das Buch der kirchliche Eos Verlag der Benediktiner von St. Ottilien. Der frühere Erzbischof von Oppeln war beim Eos Verlag und legte sein Buch vor, als Hartmut Koschyk zu Besuch dort war. Die Idee zu dem Buch war geboren und für Hartmut Koschyk war es aufgrund der zahlreichen Quellen und Literaturen kein Problem, ein Buch über die Vertriebenen, die Integration und den christlichen Glauben, der dabei eine tragende Rolle spielt, zu schreiben.

Gearbeitet hat er über ein Jahr an dem Buch. "Ich habe auch versucht, es interessant zu schreiben", erzählt Koschyk, der mit dem Buch Millionen Menschen in Europa anspricht. "Heimat - Identität - Glaube" ist in den Buchhandlungen erhältlich und kostet 19,95 Euro.