Natürlich sah man Christine Britting an, dass sie eine "Falang" ist. Die laotische Bezeichnung Langnase galt einst für die Franzosen, die ersten Weißen in Laos. Heute bezeichnet der Begriff alle Weißen westlicher Herkunft. Falang gilt als besonders edel, weshalb die Sollenbergerin Christine Britting, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Laos absolvierte, gleich respektiert wurde.
"Die Laoten cremen sich die Haut, um weißer zu werden, oder sie gehen aus der Sauna raus, beschmieren sich mit Joghurt und gehen so wieder in die Sauna", erzählt die 25-Jährige, die Kunst, Medien, Ästhetische Bildung und Wirtschaftswissenschaften in Bremen studiert. Je weißer man ist, desto angesehener ist man.
Macht. Bildung, Anerkennung
Falang steht für Macht, Bildung, Geld und gesellschaftliche Anerkennung. Das spiegelte sich auch in der Technical Highschool, einer Berufsschule wider: Christine Britting unterrichtete dort Schüler zwischen 16 und 20 Jahren, aber auch über 30-jährige aus der Hotel- und Tourismusbranche in dem Fach Englisch. "Die Schüler sind schüchtern. Es würde nie jemand zu einem Weißen sagen, dass etwas falsch ist. Das würde einen Gesichtsverlust bedeuten", berichtet Britting. Für die Laoten ein Ding der Unmöglichkeit, bedingt durch die Geschichte, die Kultur und die Religion.
Unter Buddhisten
Die meisten Laoten sind buddhistisch. Die Sollenbergerin, die vor ihrem sozialen Jahr eine Ausbildung zur Kinderpflegerin absolvierte, findet in diesem Bereich einen passenden Vergleich. "Bei uns werden die Kinder im Kindergarten schon gefragt: Was gefällt dir an einem Bild und was nicht? Sie erfahren so das Recht auf die eigene Meinung." Im Buddhismus und im Kommunismus finde man dieses Denken nicht.
Das erklärt die Haltung der Laoten. Etwa vier Stunden täglich arbeitete sie mit den Berufsschülern, was ihr aber zu wenig war. So suchte sich die junge Frau einen zweiten Job an der Uni: in der Deutschabteilung offenes Kulturprogramm. "Ich hatte nicht das Gefühl, richtig helfen zu können, da das Bildungssystem marode ist", meint sie rückblickend. Englisch sprechen die Laoten nur bedingt. Viele können weder lesen noch schreiben.
Es reicht für Standardgespräche
Das Laotisch, das sie sich im Land aneignete, reichte für die Standardgespräche - beim Einkaufen auf dem Markt, in der Hauptstadt Vientiane, wo sie mit einer anderen "Freiwilligen" in einem klassischen laotischen Stelzenhaus wohnte. Das bedeutet keine Fensterscheiben. Bei 48 Grad angemessen, aber bei zwölf Grad wird es kalt. Die fehlenden Fenster wirkten auf sämtliche Ungeziefer einladend. So liefen in ihrem Haus nicht nur spezielle Ameisen herum, auch große, beißende Tausendfüßler, so dass der Arm anschwoll.
"Die Decke war übersät mit kleinen Geckos, die dort Schnaken fraßen. Eines nachts fuhr meine Hausgenossin schreiend aus dem Schlaf, da trotz eines Moskitonetzes eine Ratte an ihren Haaren zupfte", erzählt Britting von ihren Erlebnissen in dem bettelarmen kommunistischen Land.
Über Hygiene und Nahrung
Der Wohlstand durch Häuser, die in manchen Teilen hochgezogen wurde, soll darüber hinwegtäuschen. Sie wurden zwar immer ermahnt, aufgrund der schrecklichen Hygienezustände nichts Einheimisches zu Essen zu kaufen. Doch die anderen Lebensmittel waren so teuer, dass ihnen nichts anderes übrig blieb. "Das Fleisch wurde den ganzen Tag durch die Hitze gefahren", so die Studentin. Und ob sauberes oder dreckiges Wasser, was spielte das für eine Rolle?
Auf der relativ sicheren Seite war man mit dem Klebereis, eines der Hauptgerichte in Laos. Christine Britting fand auch das Laab oder Larp, wie manche sagen, ganz passabel. Da wusste sie noch nicht, dass sie den halbverdauten Kuhmageninhalt aß.
Aber all diese Dinge gehören zu den Gewohnheiten der hilfsbereiten Einheimischen, die sie im ersten Moment offen und freundlich aufgenommen hatten. Mit einem Nein zum Alkohol schloss sie sich aus einigen Teilen aus. "Wer dazugehören will, muss sich dem Gruppendruck beugen. Dieser funktioniert über Alkohol", beschreibt Britting, "ich als Fränkin habe erst in Laos das Biertrinken gelernt."
Hauptproblem Alkohol
Der Alkohol ist eines der Hauptprobleme in der Bevölkerung. Die Polizei umgehen sie durch Tricks oder gute Beziehungen. "Es gibt keine Rechtssicherheit", sagt Christine Britting. Eher erstaunt und noch immer schockiert ist sie über den "geheimen Krieg" und den in Laos noch immer herrschenden Auswirkungen davon. Den Krieg gegen Laos gab es offiziell nicht. "Man spricht in der Öffentlichkeit nur von dem Vietnamkrieg. Doch nicht von dem parallel stattfindenden Krieg in Laos", erklärt Britting. Laos ist das direkte Nachbarland zu Vietnam. Die laotische Untergrundbewegung hat die Vietnamesen unterstützt, weshalb auch Laos bombardiert wurde.
"Mit etwa 2,5 Tonnen pro Einwohner gilt es als das am meisten bombardierte Land der Welt", weiß Britting nun von der laotischen Geschichte, "noch heute sind ganze Landstriche gesperrt. Wie wenn man ganz Bayern nicht betreten darf, weil dort noch Bomben hochgehen können." Dennoch sammeln die Laoten, auch Kinder, diese Streubomben wegen des Metalls. Das ist ein kostbarer Rohstoff, der Geld bringt. "Um die Familie ernähren zu können, nehmen sie ihren Tod in Kauf", berichtet Christine Britting - noch immer entsetzt.
Über das Land wusste sie vor ihrem sozialen Jahr nichts. "Ich weiß nun aber auch, welche meine Kultur ist, wo meine Wurzeln liegen und Schwerpunkte sind", so die junge Frau, die diese Erfahrung keinesfalls missen möchte. Ihre nächsten Erfahrungen aber will sie in der westlichen Kultur sammeln.
"Die Laoten cremen sich die Haut, um weißer zu werden, oder sie gehen aus der Sauna raus, beschmieren sich mit Joghurt und gehen so wieder in die Sauna", erzählt die 25-Jährige, die Kunst, Medien, Ästhetische Bildung und Wirtschaftswissenschaften in Bremen studiert. Je weißer man ist, desto angesehener ist man.
Macht. Bildung, Anerkennung
Falang steht für Macht, Bildung, Geld und gesellschaftliche Anerkennung. Das spiegelte sich auch in der Technical Highschool, einer Berufsschule wider: Christine Britting unterrichtete dort Schüler zwischen 16 und 20 Jahren, aber auch über 30-jährige aus der Hotel- und Tourismusbranche in dem Fach Englisch. "Die Schüler sind schüchtern. Es würde nie jemand zu einem Weißen sagen, dass etwas falsch ist. Das würde einen Gesichtsverlust bedeuten", berichtet Britting. Für die Laoten ein Ding der Unmöglichkeit, bedingt durch die Geschichte, die Kultur und die Religion.
Unter Buddhisten
Die meisten Laoten sind buddhistisch. Die Sollenbergerin, die vor ihrem sozialen Jahr eine Ausbildung zur Kinderpflegerin absolvierte, findet in diesem Bereich einen passenden Vergleich. "Bei uns werden die Kinder im Kindergarten schon gefragt: Was gefällt dir an einem Bild und was nicht? Sie erfahren so das Recht auf die eigene Meinung." Im Buddhismus und im Kommunismus finde man dieses Denken nicht.
Das erklärt die Haltung der Laoten. Etwa vier Stunden täglich arbeitete sie mit den Berufsschülern, was ihr aber zu wenig war. So suchte sich die junge Frau einen zweiten Job an der Uni: in der Deutschabteilung offenes Kulturprogramm. "Ich hatte nicht das Gefühl, richtig helfen zu können, da das Bildungssystem marode ist", meint sie rückblickend. Englisch sprechen die Laoten nur bedingt. Viele können weder lesen noch schreiben.
Es reicht für Standardgespräche
Das Laotisch, das sie sich im Land aneignete, reichte für die Standardgespräche - beim Einkaufen auf dem Markt, in der Hauptstadt Vientiane, wo sie mit einer anderen "Freiwilligen" in einem klassischen laotischen Stelzenhaus wohnte. Das bedeutet keine Fensterscheiben. Bei 48 Grad angemessen, aber bei zwölf Grad wird es kalt. Die fehlenden Fenster wirkten auf sämtliche Ungeziefer einladend. So liefen in ihrem Haus nicht nur spezielle Ameisen herum, auch große, beißende Tausendfüßler, so dass der Arm anschwoll.
"Die Decke war übersät mit kleinen Geckos, die dort Schnaken fraßen. Eines nachts fuhr meine Hausgenossin schreiend aus dem Schlaf, da trotz eines Moskitonetzes eine Ratte an ihren Haaren zupfte", erzählt Britting von ihren Erlebnissen in dem bettelarmen kommunistischen Land.
Über Hygiene und Nahrung
Der Wohlstand durch Häuser, die in manchen Teilen hochgezogen wurde, soll darüber hinwegtäuschen. Sie wurden zwar immer ermahnt, aufgrund der schrecklichen Hygienezustände nichts Einheimisches zu Essen zu kaufen. Doch die anderen Lebensmittel waren so teuer, dass ihnen nichts anderes übrig blieb. "Das Fleisch wurde den ganzen Tag durch die Hitze gefahren", so die Studentin. Und ob sauberes oder dreckiges Wasser, was spielte das für eine Rolle?
Auf der relativ sicheren Seite war man mit dem Klebereis, eines der Hauptgerichte in Laos. Christine Britting fand auch das Laab oder Larp, wie manche sagen, ganz passabel. Da wusste sie noch nicht, dass sie den halbverdauten Kuhmageninhalt aß.
Aber all diese Dinge gehören zu den Gewohnheiten der hilfsbereiten Einheimischen, die sie im ersten Moment offen und freundlich aufgenommen hatten. Mit einem Nein zum Alkohol schloss sie sich aus einigen Teilen aus. "Wer dazugehören will, muss sich dem Gruppendruck beugen. Dieser funktioniert über Alkohol", beschreibt Britting, "ich als Fränkin habe erst in Laos das Biertrinken gelernt."
Hauptproblem Alkohol
Der Alkohol ist eines der Hauptprobleme in der Bevölkerung. Die Polizei umgehen sie durch Tricks oder gute Beziehungen. "Es gibt keine Rechtssicherheit", sagt Christine Britting. Eher erstaunt und noch immer schockiert ist sie über den "geheimen Krieg" und den in Laos noch immer herrschenden Auswirkungen davon. Den Krieg gegen Laos gab es offiziell nicht. "Man spricht in der Öffentlichkeit nur von dem Vietnamkrieg. Doch nicht von dem parallel stattfindenden Krieg in Laos", erklärt Britting. Laos ist das direkte Nachbarland zu Vietnam. Die laotische Untergrundbewegung hat die Vietnamesen unterstützt, weshalb auch Laos bombardiert wurde.
"Mit etwa 2,5 Tonnen pro Einwohner gilt es als das am meisten bombardierte Land der Welt", weiß Britting nun von der laotischen Geschichte, "noch heute sind ganze Landstriche gesperrt. Wie wenn man ganz Bayern nicht betreten darf, weil dort noch Bomben hochgehen können." Dennoch sammeln die Laoten, auch Kinder, diese Streubomben wegen des Metalls. Das ist ein kostbarer Rohstoff, der Geld bringt. "Um die Familie ernähren zu können, nehmen sie ihren Tod in Kauf", berichtet Christine Britting - noch immer entsetzt.
Über das Land wusste sie vor ihrem sozialen Jahr nichts. "Ich weiß nun aber auch, welche meine Kultur ist, wo meine Wurzeln liegen und Schwerpunkte sind", so die junge Frau, die diese Erfahrung keinesfalls missen möchte. Ihre nächsten Erfahrungen aber will sie in der westlichen Kultur sammeln.