Während der Fußball-WM schweifen im Büro die Gedanken gerne mal zum nächsten Spiel ab. Ärgerlich ist es, wenn die deutsche Elf während der Arbeitszeit spielt. Besonders Schichtarbeiter sind davon betroffen. Wenn die deutsche Mannschaft am Mittwoch bereits um 16 Uhr gegen Südkorea spielt, könnte das aber auch viele Büroarbeiter treffen.

Dürfen Arbeitnehmer während der Arbeitszeit Fußball-Spiele anschauen? Definitiv Nein, wenn der Arbeitgeber dies nicht ausdrücklich erlaubt hat, erklärt Peter Knauer, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Höchstadt. "Grundsätzlich schuldet der Arbeitnehmer die volle Arbeitsleistung", betont Knauer.

Dies sei nicht gegeben, wenn ein Fußballspiel, auch nur für wenige Sekunden, angeschaut wird. Gleiches gelte für Radio-Übertragungen.

Ist das private Surfen während der Arbeit erlaubt, dürfe der Arbeitnehmer per Live-Ticker ein Spiel verfolgen, wenn dies nicht die Arbeitsleistung beeinträchtigt, so der Fachanwalt.

So gehen die Unternehmen im Landkreis Erlangen-Höchstadt mit den WM-Spielen während der Arbeitszeit um:

Karl-Heinz Hödl, Geschäftsführer Dr. C. Soldan:
"Unsere Mitarbeiter dürfen dem Spielverlauf gerne folgen, solange es den Arbeitsablauf nicht beeinträchtigt. Gerade in der Bonbonproduktion müssen wir gewährleisten, dass das Fußballschauen weder unsere Mitarbeiter noch die Herstellung unserer Premiumprodukte gefährdet.

In der Bonbonproduktion ist nur Radio erlaubt. In der Verwaltung können die Mitarbeiter den Spielstand auch online zwischendurch einsehen. Wenn unsere Mitarbeiter das Spiel im Fernsehen verfolgen möchten, können sie nach individueller Absprache, zum Beispiel zum Überstundenab-bau, ein wenig früher nach Hause oder zum Public Viewing gehen. Fernsehen ist in unserem gesamten Unternehmen tabu."

Christian Bald, Pressesprecher Schaeffler:

"Während der Vorrundenspiele und für den Fall, dass die deutsche Mannschaft das Achtelfinale erreicht, können die Mitarbeiter die Spiele am Radio verfolgen.

Ab dem Viertelfinale können die Mitarbeiter die Spiele der deutschen Nationalmannschaft verfolgen. Die Dauer des Spiels ist jedoch keine Arbeitszeit. Die Mitarbeiter müssen sich an den Zeiterfassungsterminals aus- und wieder einbuchen. Die Unterbrechung der Arbeitszeit erfolgt unabhängig davon, ob es auf dem Werksgelände eine Übertragungsmöglichkeit gibt oder die Mitarbeiter das Gelände verlassen.

Betriebliche Abläufe dürfen nicht gestört werden. An den Arbeitsplätzen ist das Aufstellen von TV-Geräten oder die Nutzung anderer Geräte zur Bildübertragung nicht gestattet."

Thomas Pickel, Vorstandsmitglied Sparkasse:
"Während der Arbeitszeit müssen wir für unsere Kunden da sein. Einen Zugang zu einem Fernsehgerät haben unsere Mitarbeiter nicht. Grundsätzlich gibt es auch keine Radiogeräte. Das Thema ist bei uns nicht sehr relevant, weil wir kein Schichtbetrieb sind. Ein Live-Ticker in der Mittagspause anzusehen, ist in Ordnung."

Albert Prickarz, kaufmännischer Leiter Krankenhaus St. Anna:
"Die Bereitschaftsmitarbeiter dürfen in ihrem Zimmer Fernsehen schauen. Sobald ein Notfall kommt, müssen sie natürlich zum Patienten. Wir müssen 24 Stunden für unsere Patienten da sein. Auf den Stationen darf Radio laufen. Die Mitarbeiter in der Verwaltung können von der Gleitzeit Gebrauch machen."

Oliver Brüggen, Pressesprecher Adidas
"Selbstverständlich werden wir unseren Mitarbeitern - wie bei vergangenen Weltmeisterschaften auch - die Möglichkeit bieten, gemeinsam mit ihren Kollegen auf einer Großbildleinwand die Spiele der WM anzuschauen. Vor dem Hintergrund, dass in unserer Firmenzentrale in Herzogenaurach Menschen aus 100 Nationen arbeiten, versprechen wir uns zahlreiche unterhaltsame und stimmungsvolle Fußball-Stunden.

Im Rahmen der bei Adidas geltenden Vertrauensarbeitszeit ist es grundsätzlich jedem Mitarbeiter frei gestellt, seine Arbeitszeit individuell zu planen. Dies gilt selbstverständlich auch und umso mehr für die Zeit während der WM."

Katharina Peter, Pressesprecherin Martin Bauer Group:
"Wir bieten den Mitarbeitern die Möglichkeit, zum Public Viewing zur Seebühne in Vestenbergsgreuth zu gehen. Dort können die Mitarbeiter mit den Kollegen, aber auch anderen Zuschauern das Spiel sehen. Dies aber dann nach der Arbeitszeit. Zudem können die Mitarbeiter durch die Gleitzeitregelung früher nach Hause gehen, wenn es sich mit der Arbeit an dem Tag vereinbaren lässt.

Einige Abteilungen haben ein Radio und können während der Arbeitszeit Radio hören. Einen Raum mit Fernseher haben wir nicht im Unternehmen. In der Produktion können die Maschinen während der Spiele nicht 90 Minuten oder länger stehen. Wir bieten den Kollegen die Möglichkeit, zwischendrin einen Blick auf den Spielstand zu werfen."