Kostbare und seltene Steine sind die Leidenschaft von Jörg Müller. Wenn es um Edelsteine und Juwelen geht, redet sich der Höchstadter Goldschmied schnell in Begeisterung. Sein "tollstes Schmuckstück" kreierte er aus einem Meteoriten aus Mexiko. Er habe eine Scheibe von dem kosmischen Gestein geschnitten und eine wertvolle Conch-Perle hinein gebettet. In dem Collier seien somit Himmel, Erde und Wasser zueinander gekommen, erzählt er.
Jörg Müller und seine Frau Carla, die den Verkauf managte, waren ein eingespieltes Team. Das Wort "waren" sagt schon alles: Am 30. Dezember schloss das Juweliergeschäft in der Höchstadter Hauptstraße nach vier Jahrzehnten für immer seine Pforte. "Aus Altergründen", sagt der 73-jährige Inhaber. Auch seine um einige Jahre jüngere Ehefrau sei bereits "in Rente". Und irgendwann müsse schließlich Schluss sein.
Der Abschied aus dem Geschäft war für beide sehr schmerzlich. "Schade, dass wir keinen Nachfolger haben", sagt Müller. Der Sohn habe zwar den gleichen Beruf erlernt, lebe aber in Namibia. Um einen Nachfolger für das Schmuckgeschäft hätten sie sich zwar bemüht, es habe sich aber niemand gefunden.


Traurige Stammkunden

Am letzten Verkaufstag war der Laden in der Hauptstraße ständig voll von Kunden, die noch eines der schönen Stücke ergattern wollten. Auch die Geschäftsleute der Innenstadt kamen: Christina Lettenmeier von BioLett und Birgit Brehm vom einstigen Spielwarengeschäft sagten den beliebten Nachbarn Adieu. "Wir werden euch vermissen." Auch Goldschmied Alois Plätzer verabschiedete sich von seinem Kollegen in unmittelbarer Nachbarschaft, wie auch viele Bekannte, die einen sehr persönlichen Kontakt zu den Geschäftsinhabern pflegten.
Dass die Höchstadter traurig sind über den Verlust des Traditionsgeschäfts, vermittelte Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Seit 41 Jahren gibt es das Juweliergeschäft in Höchstadt. Die ersten vier Jahre war es am Marktplatz zu Hause. Dort bot die Übernahme des einstigen Schmuckgeschäfts Schilling eine willkommene Chance für die Jungunternehmer. Aus Kassel und aus Waiblingen bei Stuttgart stammend, hatte sich das Paar in Erlangen kennengelernt und für Höchstadt entschieden.
Nein, wirtschaftliche Gründe seien nicht der Grund für die Geschäftsaufgabe, sagt Jörg Müller. "Unser Geschäft ist immer gut gegangen." Sein Kundenkreis habe bis nach Hamburg gereicht. Dafür macht er vor allem seine ausgefallenen Kreationen verantwortlich. Die Schmuckstücke hat er fast immer nach eigenen Ideen und eigenem Geschmack entworfen und gearbeitet. Mitunter konnten die Kunden auch am Entstehungsprozess eines Stückes teilhaben.
"Persönliche Kontakte" waren für Müller überhaupt das A und O. Man müsse auf die Leute zugehen, erzählt er aus langjähriger Erfahrung. Und sie müssten auch mal ihr Herz ausschütten können. Die menschlichen Kontakte werden Jörg und Carla Müller in Zukunft vermissen. Einen Nachfolger für das Innenstadtgeschäft gibt es nach den Worten von Bürgermeister Brehm derzeit noch nicht. Überlegungen seien jedoch im Gange.