Für die einen mag es nur ein altes Gemäuer sein, mit feuchten Böden, brüchigen Wänden und angemorschtem Holz. Für andere, historisch interessierte Bürger wiederum ist der Blick in ein jahrhundertealtes Bauwerk eine aufregende Reise in die Vergangenheit, mit der Suche nach Schätzen und Geheimnissen.
Auch die Denkmalschützer gehören dazu, und die Archäologen. Zwei von ihnen sind seit fünf Wochen im Seelhaus auf dem Kirchenplatz am Graben. Sie haben tatsächlich spannende Ergebnisse ans Tageslicht gebracht und sie sind auf manch Rätsel gestoßen, die noch gelöst werden wollen.
Als bei der Sanierungsvorbereitung des Fachwerkhauses aus dem 15. Jahrhundert eine massive Mauer entdeckt worden ist, ließ die Stadt nachforschen. Man wollte wissen, welches Geheimnis sich hinter den Steinen verbergen mochte. War es gar eine Spur zum legendären Königshof, den es in Uraha gegeben haben muss?
Es sind vor allem drei Erkenntnisse, die sich in einem ersten Fazit ziehen lassen. Beendet sind die Arbeiten noch nicht, sie nehmen wohl noch etwa zwei Wochen in Anspruch. Die Archäologinnen Birgit Srock und Christine Misamer von der Firma Kreuzschnitt aus Hetzles fassen die bisherigen Ergebnisse zusammen.
Erkenntnis 1: Das entdeckte Fundament gehörte offenbar zur Mauer des Kirchhofes von St. Magdalena. Beim Graben tauchte in 1,30 Meter Tiefe weiterer Fels auf. Wahrscheinlich gehört dieser zur einstigen Kirchhofmauer. Und möglicherweise ist dieser Fund älter als das Gotteshaus selbst und könnte ins elfte oder zwölfte Jahrhundert zurückreichen.
Erkenntnis 2: Schon vor dem Bau des Seelhauses, der im Jahr 1458 stattgefunden haben dürfte, denn Dachbalken sind aus dieser Zeit, wurde dort gesiedelt. Es mussten vielleicht schon zwei kleine Häuser dort gestanden haben. Das brachten Ausgrabungen von Scherben zutage, die auf das 14. Jahrhundert datiert werden.
Erkenntnis 3: Obwohl massive Mauern das Seelhaus umschließen, die auf einen stattlichen Vorgängerbau hindeuten, konnte kein Bezug zu einem möglichen Königshof gefunden werden. Dieser müsste dann bereits aus dem achten Jahrhundert stammen. So weit zurück gehen die Spuren aber nicht.
Die beiden Archäologinnen teilten die einzelnen Räume auf und versahen sie mit Nummern. Dann gruben sie in mehreren, so genannten Sondagen über einen Meter tief in die Erde, um Einblicke auf die massiven Steinfundamente zu bekommen. Im Raum 4 (das ist das Zimmer mit dem Mauerfund) zeigte sich, dass an dieses Fundament eine Längsmauer stumpf angrenzt. Das bedeutet für die Expertinnen, dass die Mauern aus unterschiedlichen Zeiten stammen. Während das kurze Fundament an der Südwand wohl dem Kirchhof zugeordnet werden kann, war die Längsmauer wohl das Fundament eines später errichteten Gebäudes. Erst danach wurde das Seelhaus darauf gesetzt.
Zur Kirchenseite hin gruben die beiden Frauen noch etwas tiefer. Auf 1,30 Meter entdeckten sie weiteren Fels, also "mit hoher Wahrscheinlichkeit" einen Teil der früheren Kirchhofmauer, wie Christine Misamer erläuterte. Das stieß auch bei der Leiterin des Stadtmuseums und Archivs, Irene Lederer, auf großes Interesse. Dachte sie doch sofort an eine Abhandlung von Heinrich Mayer im Heimatbuch von 1949. Dort steht geschrieben: "Die gegenwärtige Pfarrkirche hatte eine Vorgängerin romanischen Stils." Der Herzogenauracher Baumeister Georg Friedrich Kurr stieß damals auf Fundamente dieses Baus. Irene Lederer vermutet, dass die kleinere romanische Vorgängerkirche durchaus aus dem elften oder zwölften Jahrhundert gestammt haben könnte. Und die in der Erde unter dem Seelhaus gefundene tiefe Mauer könnte laut Lederer demnach auch aus dieser Zeit sein. Sie dürfte ja ein Teil der damaligen Kirchhofmauer sein.
Spannend sind auch die vielen Scherben an Keramik und Glas, die bei den Grabungen gefunden wurden. "Das ganze Haus ist voll von Siedlungsscherben", sagt Misamer. Säckeweise warten die Funde auf ihre Auswertung, 80 Kilogramm schwer sind sie. Dazu zählt Kochkeramik ebenso wie Ofenkacheln, aber auch Glas und Eisen wurde gefunden, wenn auch spärlicher. Der Großteil der Keramik stammt wohl aus dem 15. Jahrhundert, berichten die Archäologinnen. Zugeordnet werden konnte Siegburger Steinzeug, teilweise glasiert. Das deute darauf hin, dass in Herzogenaurach schon früher gut situierte Menschen lebten. Die gefundenen Ofenkacheln sind älter und stammen wohl aus dem 14. Jahrhundert. Die Funde sind ein Beleg dafür, dass seit dem Bau der Kirchhofmauer verschiedene Siedlungstätigkeiten stattgefunden haben. Es konnten mehrere Schichten an Erdböden übereinander zugeordnet werden. "Die Leute haben sich langsam hochgewohnt." Eine der oberen Lagen war ein Stampflehmboden.
Manches ist noch rätselhaft. Beispielsweise große Steinquader mit Einkerbungen. Noch wisse man nicht, was es damit auf sich hat, sagt die Geschäftsführerin von "Kreuzschnitt", Birgit Srock. Auch ist sie gespannt, was die Suche im Gewölbekeller bringt. Das ist einer der nächsten Schritte.
Auch die Denkmalschützer gehören dazu, und die Archäologen. Zwei von ihnen sind seit fünf Wochen im Seelhaus auf dem Kirchenplatz am Graben. Sie haben tatsächlich spannende Ergebnisse ans Tageslicht gebracht und sie sind auf manch Rätsel gestoßen, die noch gelöst werden wollen.
Als bei der Sanierungsvorbereitung des Fachwerkhauses aus dem 15. Jahrhundert eine massive Mauer entdeckt worden ist, ließ die Stadt nachforschen. Man wollte wissen, welches Geheimnis sich hinter den Steinen verbergen mochte. War es gar eine Spur zum legendären Königshof, den es in Uraha gegeben haben muss?
Erkenntnisse
Es sind vor allem drei Erkenntnisse, die sich in einem ersten Fazit ziehen lassen. Beendet sind die Arbeiten noch nicht, sie nehmen wohl noch etwa zwei Wochen in Anspruch. Die Archäologinnen Birgit Srock und Christine Misamer von der Firma Kreuzschnitt aus Hetzles fassen die bisherigen Ergebnisse zusammen. Erkenntnis 1: Das entdeckte Fundament gehörte offenbar zur Mauer des Kirchhofes von St. Magdalena. Beim Graben tauchte in 1,30 Meter Tiefe weiterer Fels auf. Wahrscheinlich gehört dieser zur einstigen Kirchhofmauer. Und möglicherweise ist dieser Fund älter als das Gotteshaus selbst und könnte ins elfte oder zwölfte Jahrhundert zurückreichen.
Erkenntnis 2: Schon vor dem Bau des Seelhauses, der im Jahr 1458 stattgefunden haben dürfte, denn Dachbalken sind aus dieser Zeit, wurde dort gesiedelt. Es mussten vielleicht schon zwei kleine Häuser dort gestanden haben. Das brachten Ausgrabungen von Scherben zutage, die auf das 14. Jahrhundert datiert werden.
Erkenntnis 3: Obwohl massive Mauern das Seelhaus umschließen, die auf einen stattlichen Vorgängerbau hindeuten, konnte kein Bezug zu einem möglichen Königshof gefunden werden. Dieser müsste dann bereits aus dem achten Jahrhundert stammen. So weit zurück gehen die Spuren aber nicht.
Die beiden Archäologinnen teilten die einzelnen Räume auf und versahen sie mit Nummern. Dann gruben sie in mehreren, so genannten Sondagen über einen Meter tief in die Erde, um Einblicke auf die massiven Steinfundamente zu bekommen. Im Raum 4 (das ist das Zimmer mit dem Mauerfund) zeigte sich, dass an dieses Fundament eine Längsmauer stumpf angrenzt. Das bedeutet für die Expertinnen, dass die Mauern aus unterschiedlichen Zeiten stammen. Während das kurze Fundament an der Südwand wohl dem Kirchhof zugeordnet werden kann, war die Längsmauer wohl das Fundament eines später errichteten Gebäudes. Erst danach wurde das Seelhaus darauf gesetzt.
Romanische Vorgängerkirche
Zur Kirchenseite hin gruben die beiden Frauen noch etwas tiefer. Auf 1,30 Meter entdeckten sie weiteren Fels, also "mit hoher Wahrscheinlichkeit" einen Teil der früheren Kirchhofmauer, wie Christine Misamer erläuterte. Das stieß auch bei der Leiterin des Stadtmuseums und Archivs, Irene Lederer, auf großes Interesse. Dachte sie doch sofort an eine Abhandlung von Heinrich Mayer im Heimatbuch von 1949. Dort steht geschrieben: "Die gegenwärtige Pfarrkirche hatte eine Vorgängerin romanischen Stils." Der Herzogenauracher Baumeister Georg Friedrich Kurr stieß damals auf Fundamente dieses Baus. Irene Lederer vermutet, dass die kleinere romanische Vorgängerkirche durchaus aus dem elften oder zwölften Jahrhundert gestammt haben könnte. Und die in der Erde unter dem Seelhaus gefundene tiefe Mauer könnte laut Lederer demnach auch aus dieser Zeit sein. Sie dürfte ja ein Teil der damaligen Kirchhofmauer sein.
80 Kilo Scherben
Spannend sind auch die vielen Scherben an Keramik und Glas, die bei den Grabungen gefunden wurden. "Das ganze Haus ist voll von Siedlungsscherben", sagt Misamer. Säckeweise warten die Funde auf ihre Auswertung, 80 Kilogramm schwer sind sie. Dazu zählt Kochkeramik ebenso wie Ofenkacheln, aber auch Glas und Eisen wurde gefunden, wenn auch spärlicher. Der Großteil der Keramik stammt wohl aus dem 15. Jahrhundert, berichten die Archäologinnen. Zugeordnet werden konnte Siegburger Steinzeug, teilweise glasiert. Das deute darauf hin, dass in Herzogenaurach schon früher gut situierte Menschen lebten. Die gefundenen Ofenkacheln sind älter und stammen wohl aus dem 14. Jahrhundert. Die Funde sind ein Beleg dafür, dass seit dem Bau der Kirchhofmauer verschiedene Siedlungstätigkeiten stattgefunden haben. Es konnten mehrere Schichten an Erdböden übereinander zugeordnet werden. "Die Leute haben sich langsam hochgewohnt." Eine der oberen Lagen war ein Stampflehmboden. Manches ist noch rätselhaft. Beispielsweise große Steinquader mit Einkerbungen. Noch wisse man nicht, was es damit auf sich hat, sagt die Geschäftsführerin von "Kreuzschnitt", Birgit Srock. Auch ist sie gespannt, was die Suche im Gewölbekeller bringt. Das ist einer der nächsten Schritte.