Die Innenstadt darf nicht sterben. Wenn Ende des Jahres das neue Einkaufszentrum Aischpark-Center am Kieferndorfer Weg seine Pforten öffnet, soll das nicht der Todesstoß für das Geschäftsleben im Zentrum Höchstadts sein. Im Stadtrat herrscht Einigkeit darüber, alles Machbare zu tun, um das Zentrum nicht nur am Leben zu halten, sondern es auch wieder aufblühen zu lassen. Eine Bürgergenossenschaft soll es richten.

Der Gründung einer solchen Genossenschaft stimmte der Stadtrat am Montagabend geschlossen zu. Entgegen ersten Planungen wurden die Rahmenbedingungen allerdings deutlich heruntergeschraubt. Wie in einer nichtöffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses im Vorfeld beschlossen worden war, wird die Stadt nicht mit einer Million Euro einsteigen, sondern nur Geschäftsanteile für 10 000 Euro erwerben. Darüber hinaus stellt sie der Genossenschaft eine rückzahlbare, unverzinsliche Starthilfe von 100 000 Euro zur Verfügung.

Geschäftsanteile sollen statt für 500 schon für 100 Euro zu haben sein. Der Zweck der Genossenschaft soll zunächst einmal Nahversorgung und Mobilität sein. Die Bereiche Energieerzeugung, Wohnen und Kultur bleiben vorerst außen vor.

Für Bürgermeister Gerald Brehm (JL) liegt der Schwerpunkt der Genossenschaftstätigkeit auf den leer stehenden Geschäften. "Wir wollen alles positiv beeinflussen, was der freie Markt nicht aufnimmt", sagte Brehm. Die Bürgergenossenschaft Höchstadt soll unternehmerisch aktiv werden und Geschäfte in der Innenstadt eröffnen, die beispielsweise regionale Spezialitäten anbieten und sich vom Angebot des Einkaufszentrums abheben. Wenn das Aischpark-Center 6000 Besucher am Tag erwartet, will Brehm einige davon auch in die Innenstadt locken.

Dafür könnte die Bürgergenossenschaft Höchstadt und Umgebung die Voraussetzungen schaffen. Dies unterstrich auch Max Riedl vom Genossenschaftsverband, der im Stadtrat vor zahlreichen Zuhörern für das Projekt die Werbetrommel rührte. Die Bürger können sich aktiv, finanziell und gestalterisch in ihre Stadt einbringen, argumentierte Riedl. Jeder Genosse habe eine Stimme, unabhängig von der Höhe seiner Beteiligung.

In einer solchen Bürgergenossenschaft sähe Brehm ein "Leuchtturmprojekt für die Region und für ganz Bayern". Die Innenstadt würden weder der Bürgermeister noch der Stadtrat formen, sondern alle Bürger. Sie sollten sich beteiligen und damit das Wir-Gefühl für "unsere Läden" stärken. Die Innenstadt sollte auch kein Museum sein, meinte Brehm.

Bei den Strukturproblemen, die alle Städte in ihren Innenstädten haben, ist das für JL-Sprecher Michael Ulbrich "ein spannender und toller Weg". Dazu tue die Stadt baulich, was sie könne. Auch die SPD möchte, "dass die Innenstadt attraktiv bleibt und belebt wird". Fraktionssprecher Andreas Hänjes betonte, man habe gegenüber den ersten Überlegungen tolle Ziele runtergestrichen und sich auf die Geschäftswelt konzentriert. Auch CSU-Sprecher Alexander Schulz fand es gut, sich mit der Bürgergenossenschaft auf eine Zielrichtung zu konzentrieren. Zudem stellt sich Schulz vor, mit einem Bürgerbus Leute vom Aischpark-Center in die Innenstadt zu bringen. Georg Schockel (CSU) forderte alle Bürger auf, sich einzubringen - man könne ja auch wieder aussteigen.

Geld verdiene man mit einer Genossenschaft erst im laufenden Betrieb, erklärte Berater Riedl und machte deutlich, dass die Bürger das Projekt leben und in den Läden auch einkaufen müssen. Auf viele Bürger, die mitmachen und dann auch einkaufen, hoffen Günter Schulz (SPD) und Irene Häusler (JL).

Nächster Akt wäre laut Bürgermeister Brehm jetzt eine von der Stadt initiierte Gründungsversammlung, in der auch erste Zahlen vorgelegt werden müssten.