Circa fünf Prozent seiner Anteile an der Tochter-Firma Healthineers wollte Siemens verkaufen - das kündigte das Unternehmen noch im Januar 2025 an. Nun allerdings haben die Pläne andere Dimensionen angenommen. Aus fünf Prozent wurden 30: Wie der Mutterkonzern jetzt mitteilt, verkauft Siemens damit die Mehrheit der Aktien an seinem Medizintechnikunternehmen Healthineers mit Sitz in Erlangen.
Die genaue Ausgestaltung soll in den kommenden Monaten erarbeitet werden. Details sollen Anfang des zweiten Kalenderquartals 2026 bekanntgegeben werden. "Wir schätzen die Klarheit. Das ist eine gute Nachricht für Siemens Healthineers. Wir setzen damit unseren Weg zu einem vollkommen unabhängigen Unternehmen fort, den wir mit unserem Börsengang im Jahr 2018 begonnen haben", zitiert die Firma den Vorstandsvorsitzenden Bernd Montag auf Anfrage von inFranken.de.
Abspaltung von fränkischer Tochter Healthineers: Siemens verkauft Aktien im Wert von 15 Milliarden Euro
Bemerkbare Auswirkungen erwartet die Tochter-Firma durch den Verkauf allerdings nicht. Zwar werde es einen höheren Anteil frei handelbarer Aktien geben, was sich positiv auf den Börsenkurs auswirken dürfte, aber: "Strategisch ändert sich nichts", betont Healthineers-Sprecher Ulrich Künzel im Gespräch mit unserer Redaktion. Insofern sei "kein großer Wandel zu erwarten".
CEO Montag sagte dazu jüngst bei einer Pressekonferenz: "Es wäre ein großer Schritt für beide Unternehmen, wenn man bei Siemens Healthineers über Siemens Healthineers redet." Er sei der Meinung, dass das Unternehmen auch in der Außenwahrnehmung möglichst Eigenständigkeit brauche. Den Namen möglicherweise zu ändern, sei dennoch kein "No-Brainer". Eine Entscheidung dazu gebe es bislang nicht.
Schon im nächsten Jahr sollen die Aktien im Wert von 15 Milliarden Euro an die Aktionäre abgegeben werden. Damit will der Konzern erreichen, dass Siemens in München das Geschäft der Tochtergesellschaft in Erlangen nicht mehr vollständig konsolidieren muss. Zudem verfolgt Siemens weiterhin seinen seit Jahren eingeschlagenen Weg, sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Aktuell besitzt Siemens noch über zwei Drittel.
Zukunft von Siemens und Siemens Healthineers: So geht es weiter
Die Aktien sollen den aktuellen Siemens-Aktionären vorzugsweise in Form einer Direktabspaltung übertragen werden. Auf lange Sicht will Siemens nur noch eine signifikante Minderheitsbeteiligung an Healthineers halten. "Der heutige Tag markiert den Beginn der nächsten Wachstumsphase für Siemens", sagt Konzernchef Roland Busch.
Mit der Abgabe der Kontrollmehrheit an Healthineers fokussiere sich Siemens auf ein "hochgradig synergetisches" Portfolio. Finanzchef Ralf P. Thomas hob zudem hervor, dass die Entkonsolidierung die Spielräume für Siemens erweitere. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt, dass die Hauptversammlungen beider Unternehmen zustimmen.
Die Trennung der beiden Unternehmen sei ein letztlich konsequenter Schritt - auch wenn er nicht leicht falle, heißt es von IG Metall und Betriebsrat. Wichtig für die Arbeitnehmer sei gewesen, für die Trennung tragfähige Bedingungen zu erreichen. Dazu gebe es Zusagen der Firmenseite: Unter anderem eine unveränderte Tarifbindung, Standort- und Beschäftigungssicherung sowie den Verbleib der Unternehmenszentrale in Deutschland.
IG Metall und Betriebsrat verständnisvoll: Healthineers habe "eigenständig bessere Chancen"
"Wir tragen das Konzept der integrierten One Tech Company mit, weil es aus heutiger Sicht langfristig die besten Aussichten für Siemens bietet", sagt der 2. Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner. Denke man das konsequent weiter, passe Healthineers technologisch "auf Dauer nicht wirklich zu den Kernelementen Digital Industries, Smart Infrastructure und Mobility und hat obendrein eigenständig bessere Chancen. Sich wider besseres Wissen an der aktuellen Struktur festzuklammern, geht dann nicht mehr – stattdessen kommt es auf bestmögliche Gestaltung der Veränderung an."
Seit 2018 an der Börse Siemens hatte seine Medizintechniksparte im März 2018 unter dem Namen Healthineers an die Börse gebracht, dabei aber eine komfortable Mehrheit behalten. Derzeit hält Siemens noch rund 67 Prozent der Healthineers-Anteile und muss die Tochter daher voll konsolidieren. Zu Kursen um 45 Euro pro Healthineers-Aktie, wie sie zuletzt gezahlt wurden, wäre der gesamte Siemens-Anteil um die 34 Milliarden Euro wert.
Healthineers, geführt vom ehemaligen Basketball-Bundesligaspieler Bernd Montag als CEO, gehört zu den weltgrößten Herstellern von Medizintechnik. Das Unternehmen, inzwischen selbst ein Dax-Konzern, stellt unter anderem bildgebende Medizingeräte wie Kernspin- und Computertomografen her und versorgt Krankenhäuser mit Komplettlösungen. Die Sparte Labordiagnostik - dazu zählen etwa technische Möglichkeiten für Bluttests - galt zunächst als Hoffnungsträger, zuletzt aber eher als Verkaufskandidat.
Investoren fordern schon länger eine komplette Trennung
2021 hatte Healthineers den hochprofitablen US-Strahlentherapie-Spezialisten Varian übernommen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Healthineers knapp 2,2 Milliarden Euro Gewinn gemacht und damit einiges zum Jahresergebnis der Mutter beigetragen. Das Unternehmen gilt insgesamt als profitabel, wenn auch die Wachstumsprognosen nicht immer alle Erwartungen von Investoren erfüllten. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen weltweit mehr als 70.000 Menschen.
Über eine Reduzierung des Healthineers-Anteils wurde bei Siemens schon länger spekuliert. Die Gewinne der Tochter haben zuletzt zwar dazu beigetragen, Schwächen an anderer Stelle im Konzern abzufedern, doch Healthineers bringt dem Konzern keine Synergien und bindet Kapital. Investoren fordern daher schon länger eine komplette Trennung.
Im laufenden Jahr hat Siemens bereits Anteile verkauft, um mit den Erlösen zum Teil die Übernahmen zu finanzieren. Siemens hat in der Vergangenheit immer wieder Teile abgespalten - sei es die Halbleitersparte, die heute unter dem Namen Infineon läuft, sei es Osram oder die 2020 an die Börse gebrachte Energietechniksparte Siemens Energy. Dass der Konzern über mehr als sieben Jahre eine so hohe Beteiligung wie bei Healthineers hält, kam dabei aber nicht vor.
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