Junge Leute, die jetzt im Herbst eine Ausbildung beginnen möchten, haben beste Chancen, wenn sie sich für bestimmte Branchen entscheiden. "Wir würden sofort einstellen und ausbilden, wenn wir jemand bekämen", antworten Vertreter unterschiedlichster Branchen auf Anfrage des FT.

Was bei jungen Leuten in Erlangen-Höchstadt offensichtlich nicht mehr zieht, ist schwere körperliche Arbeit und Dienst am Abend und am Wochenende. "Das Schicksal, das die Handwerker jetzt spüren, ist bei uns schon seit Jahren ein Problem", sagt Christian Pöllmann vom Landhotel Drei Kronen in Adelsdorf. Er unterstützt seine Frau Petra in der Geschäftsführung des Hotel- und Gastronomiebetriebs und stellt immer wieder fest, dass der Freizeitwert in der Gesellschaft inzwischen eine solche Rolle spielt, dass kaum jemand noch arbeiten will, wenn andere frei haben.

Ein zweiter Aspekt, unter dem die Gastronomie leidet, sind die Verdienstmöglichkeiten. "Wir können nicht Löhne bezahlen wie in der Industrie", sagt Pöllmann. Die Gehälter müssten über die Umsätze generiert werden und da sei der Gast nicht bereit, mehr zu zahlen. Neben dem Problem, Mitarbeiter zu finden, stellt Pöllmann auch die Politik ein Bein, in dem die tägliche maximale Arbeitszeit auch in der Gastronomie auf zehn Stunden begrenzt wurde.

Die relativ hohen Gehälter, die bei den weltweit agierenden Firmen in der Region bezahlt werden, sind auch für Michael Großkopf ein Grund, warum er für seinen Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Adelsdorf weder Facharbeiter noch Lehrlinge findet. Hinzu kommt für ihn, dass "die Leute die schwere Arbeit nicht mehr machen wollen". Großkopf ist mit Aufträgen bis in den nächsten Mai hinein ausgebucht. "Mit mehr guten Leuten könnten wir auch mehr Aufträge annehmen."

Lkw-Führerschein gefragt

Die Firma Föckersperger Kabelpflug in Münchaurach leidet ebenfalls unter der Nähe zu den großen Firmen. Wie Kerstin Schühlein mitteilt, hat das Unternehmen heuer wieder zwei Landmaschinenmechaniker eingestellt. "Es haben sich wenige beworben, aber die haben gepasst." Was Föckersperger bräuchte aber nicht bekommt, sind Facharbeiter im Tiefbaubereich. Vor allem werde es immer schwieriger, welche mit Lkw-Führerschein zu finden.

Das BRK-Seniorenheim in Etzelskirchen rekrutiert den Pflegenachwuchs inzwischen schon im zweiten Jahr auch auf internationaler Ebene. 20 junge Menschen werden derzeit in der BRK-Einrichtung in der Altenpflege ausgebildet, berichtet der Leiter Jan Pyschny. 13 wurden heuer neu eingestellt. Die Hälfte der Auszubildenden kommt aus der Region, die anderen unter anderem aus dem Kosovo, Bosnien, Nigeria und auch aus China, "was anfangs eine Herausforderung war", sagt Pyschny.

Die Ausbildung der ausländischen Mitarbeiter koste viel Zeit, Kraft und Engagement. Um seinen Bedarf an Pflegepersonal zu decken, könnte er alle sofort übernehmen - vor allem vor dem Hintergrund, dass viele der rund hundert Beschäftigen demnächst in Rente gehen.

"Wir stemmen uns mit der Ausbildung gegen den Fachkräftemangel", sagt BRK-Kreisgeschäftsführerin Beate Ulonska. Während sich das BRK in der Altenpflege auch schwer tut, sieht Ulonska beim Nachwuchs für Notfallsanitäter und den Rettungsdienst keine Probleme.

Derzeit bildet das BRK 34 junge Menschen drei Jahre zum Notfallsanitäter aus. Elf werden nach dem freiwilligen sozialen Jahr Rettungssanitäter. "Mit diesem Nebenjob finanzieren sich dann viele auch ihr Studium", sagt die Geschäftsführerin.