So nah und doch so fern. Mit diesem Satz lässt sich die Situation im Gewerbegebiet Nord zurzeit beschreiben. Unmittelbar nebeneinander liegen zwei Verkaufsflächen, deren Geschichten schnell erzählt sind: Das eine Gebäude beherbergte das Kaufland, im anderen Hallenkomplex war der Praktiker untergebracht.
Der entscheidende Unterschied ist allerdings, dass das Kaufland einen Nachfolger hat, der Praktiker aber immer noch leer steht. Zunächst zur positiven, wenn auch nicht im Zeitplan liegenden Entwicklung: Die Eröffnung des neuen Rewe-Supermarktes war ursprünglich für Juni 2018 geplant. Nun ist es August geworden. Neugierig wurden am Gebäude die letzten handwerklichen Tätigkeiten beäugt, das bis zur Beendigung des Mietvertrages durch das Kaufland Ende Februar belegt war.
Nach der grundlegenden Sanierung des Gebäudes wurden nun die Einkaufspforten geöffnet. Der Umbau sorgte für den neuesten technischen Standard, orientierte sich aber auch an den Kriterien eines Green Building nach der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen.
Das hatte Ursula Egger, Pressesprecherin bei der Rewe Group für die Region Süd, berichtet. Nun konnten sich die ersten Einkäufer von der "Tageslichtarchitektur mit energiesparenden Bautechniken" überzeugen. Eher versteckt ist die "beste Dämmung, nachhaltige Materialien und den Einsatz regenerativer Energien".


30 000 Produkte im Regal

Sichtbar sind aber die Produkte auf der 1700 Quadratmeter großen Verkaufsfläche. Mit dem neuen Ladenkonzept reagiert der Handelskonzern auf das sich ändernde Kundenverhalten: Mehr frische und vor allem mehr regionale Produkte sollen künftig angeboten werden.
Betreiber ist, wie schon in der Würzburger Straße, Kaufmann Gerhard Krause. Mit seinem 36-köpfigen Team begrüßte er am Donnerstagmorgen erstmals die Kunden und erklärte vorab: "Diese werden von dem neuen Markt begeistert sein!" Immerhin seien es über 30 000 Artikel, die der Vollversorger anbietet.
Die Stadt Herzogenaurach begrüßt die Folgenutzung des Gebäudes, insbesondere unter dem Aspekt der Energieeffizienz. Bürgermeister German Hacker freut sich in einer Stellungnahme, "dass damit nun Klarheit herrscht und ein fast nahtloser Übergang der so wichtigen Nahversorgung an dieser Stelle im Stadtgebiet durch Rewe gelingt".
Die Herzogenauracher Kauflandfiliale in der Ohmstraße war im Jahr 1997 eröffnet worden. Als Begründung für die Schließung wurde bereits im Oktober mitgeteilt, dass die Filiale mit ihrer Verkaufsfläche von rund 1700 Quadratmetern "nicht den Anforderungen von Kaufland an eine moderne und attraktive Einkaufsstätte entspricht."


Keine Mieter in Sicht

Beim Nachbargrundstück sieht es allerdings ganz anders aus - leer, um genau zu sein. Bereits im September 2013 hieß es von der damaligen Betriebsratsvorsitzenden Manuela Birkicht: "Unser Markt wird definitiv geschlossen!" Am 30. November drohte in diesem Jahr der Schließung den 23 Mitarbeitern der Gang in die Arbeitslosigkeit.
Damals bestand noch ein wenig Hoffnung, dass sich ein Interessent finde, der den Herzogenauracher Markt übernimmt, einschließlich einiger Mitarbeiter. Bürgermeister German Hacker trug diese Hoffnung damals mit. "Herzogenaurach verträgt auf jeden Fall einen Baumarkt. Und das Gebiet ist auch als Sondergebiet für diesen Zweck reserviert."
Der Praktiker zog 1998 in das Gebäude ein. Nun steht er, bis auf eine kleine Zwischenphase, in der Flüchtlinge dort untergebracht waren, leer. Ein neuer Anbieter ist allerdings nicht in Sicht.