Immer mehr Mitarbeiter strömten mit Trillerpfeifen und Transparenten "bewaffnet" vor das Werktor von Schaeffler Höchstadt, um ihren Unmut über die Arbeitgeber in einem angekündigten Warnstreik zum Ausdruck zu bringen. Am Ende waren es 250 Streikende - ein neuer Rekord - denen sich noch eine Gruppe aus Hirschaid und viele Rentner angeschlossen hatten.
Die IG Metall will in der laufenden Tarifrunde für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten dieser Branche eine Wahloption bei der Arbeitszeit durchsetzen. Beschäftigte sollen ihre wöchentliche Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten reduzieren und danach wieder auf ihre ursprüngliche Arbeitszeit zurückkehren können - mit einem Teillohnausgleich für bestimmte Gruppen. Die Arbeitgeber sagen hierzu jedoch entschieden Nein und halten diese Forderung für nicht rechtmäßig. Die Gewerkschaft fordert zudem eine Erhöhung der Löhne und Ausbildungsvergütungen um sechs Prozent. Das bisherige Angebot der Arbeitgeber sei eine Provokation, so die IG Metall. Die Arbeitgeber bieten zwei Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 200 Euro.
Roland Holler, der Höchstadter Betriebsratvorsitzende, forderte in seiner Rede darüber hinaus noch für ältere Mitarbeiter und besonders belastete Schichtarbeiter zusätzlich freie Tage. Drei Arbeitnehmer (Edmund Scheidel, Robert Großkopf, Konrad Dürrbeck) erklärten im Gespräch mit infranken.de: "Wir erwarten, dass der Verband auf die Gewerkschaft zugeht und ein besseres Angebot macht. Zwei Prozent sind ein Armutszeugnis. Es muss endlich Bewegung in Richtung Arbeitszeit geben. Nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Arbeitgeber müssen flexibel sein!"


Ein Pfeifkonzert

"Wir arbeiten uns von Warnstreik zu Warnstreik und werden immer kampferprobter", sagte Matthias Gebhardt, der Bevollmächtigte der IG Metall. Rückblickend auf die ersten zwei Warnstreiks meinte er: "Am 15. Januar geht es in die dritte Verhandlungsrunde. Unsere Forderungen sind maßvoll und vernünftig. Die Arbeitgeber erkennen aber leider nicht die Zeichen der Zeit." Auf die Frage in die Menge, ob der Druck gegenüber früheren Zeiten gestiegen sei, gingen sämtliche Finger hoch und das Pfeifkonzert steigerte sich. "Lasst uns die Türe zum Zeitausgleich für Schichtarbeiter öffnen! In einem Konzern, der Millionen macht, müsste doch ein Zeitausgleich für Schichtarbeiter oder Pflegende möglich sein", betonte er. Am Ende seien es bestimmt nur zehn bis zwölf Prozent der Belegschaft, welche diese Maßnahme ergreifen würden. Auch für die Azubis wären zwei freie Tage zur Prüfungsvorbereitung wichtig.
Sollte sich in den nächsten Verhandlungsrunden nichts tun, gäbe es in Bamberg eine größere Aktion und es würde dann zu 24-Stunden-Streiks kommen.
Andreas Sänger, Betriebsratsvorsitzender aus dem Schwesterwerk Hirschaid, richtete von dort solidarische Grüße aus, und Manfred Böhm von der katholischen Betriebsfürsorge Bamberg betonte, dass die Wertschätzung eines Arbeitenden über den Lohn erfolge und die Forderung nach reduzierter Vollzeit der Selbstbestimmung diene. "Das Interesse des Arbeitgebers am Wohlergehen des Arbeitnehmers motiviert die Mitarbeiter. Bleibt zäh und lasst euch nicht billig abspeisen", waren seine Schlussworte.