Wie soll Herzogenaurach in 15 Jahren aussehen? Darüber machten sich etwa 80 Teilnehmer bei einer öffentlichen Denkwerkstatt im Jugendhaus Rabatz Gedanken. Die Stadt meint es durchaus ernst in ihrem Bemühen um mehr Bürgerbeteiligung. Die Stadtverwaltung und der Stadtrat wollen in den kommenden Monaten ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept für die Stadt Herzogenaurach - kurz: Isek Herzogenaurach 2030plus - mit strategisch angelegten Handlungsfeldern, räumlichen Schwerpunkten und Projekten erarbeiten.
Die Bürger sollen sich daran beteiligen und wollen das auch. Das zeigte sich am Donnerstagabend, denn der Saal im Jugendhaus war voll besetzt. Sinn und Zweck sei nicht, ein Konzept bloß für den Aktenschrank zu erstellen, erklärte dazu Planungsamtsleiterin Anja Wettstein. Isek sei auch eine Voraussetzung für die Beantragung von Fördermitteln bei der Städtebauförderung, außerdem sei es eine gute Vorarbeit für die Überarbeitung der Flächennutzungspläne.


Bürger zeigen Interesse an ihrer Stadt

Begleitet wird das Projekt vom "Büro für urbane Projekte" aus Leipzig. Dessen Mitarbeiter Christiane Kornhaß und Wolfram Georg sowie Andreas Paul stellten die bisherigen Erkenntnisse zusammen. Dabei wurde deutlich, dass die Mitarbeiter des Leipziger Büros nicht nur einen Auftrag erledigen, sondern Herzogenaurach bereits bestens kennen und sich sehr gut eingearbeitet haben. Für Judith Jochmann war besonders erfreulich, dass eine Reihe von Besuchern der Ideen-Werkstatt und der Auftaktveranstaltung auch wieder zur Denkwerkstatt ins Rabatz kamen. "Das zeigt, dass die Leute Interesse an ihrer Stadt und der Weiterentwicklung haben und wir können sehr konstruktive Vorschläge mitnehmen", erklärte am Ende die Leiterin des Amtes für Stadtmarketing und Kultur.
Bereits im Vorfeld waren Schwerpunkte und Stärken und Schwächen sowie Bedarfe festgelegt und der Fokus auf Themen und Räume gelenkt worden. Dann folgte ein öffentliches Forum und die Analysen zum Ist-Zustand wurden vorgestellt. Mit rund 90 interessierten Gästen war die Auftaktveranstaltung sehr gut besucht, und zahlreiche Bürger nutzten die Gelegenheit, die aus ihrer Sicht wichtigen Themen und Aufgaben zu benennen. Wie Judith Jochmann am Donnerstag erklärte, gab es rund 800 Vorschläge, Ideen und Hinweise zu den Stärken und Schwächen sowie zu den Zielen.
Die Themen "Wohnen und Siedlungsentwicklung", "Freiflächen und Mobilität" sowie "(Innenstadt)Stadtbelebung - Soziales, Kultur, Tourismus, Handel und Gastronomie" wurden an drei Thementischen diskutiert und Schwerpunkte gesetzt. Dabei wechselten die Diskussionsteilnehmer jeweils nach 45 Minuten im Rotationsprinzip die Tische, und so konnte sich jeder Teilnehmer zu jedem Thema einbringen. Bei einigen Vorschlägen wiesen Bürgermeister German Hacker (SPD), Anja Wettstein und Judith Jochmann sowie Monika Preinl vom Sachgebiet Umwelt-, Natur- und Klimaschutz darauf hin, dass bereits Maßnahmen in der Planung seien, so zum Beispiel gewünschte Frei- und Ruheflächen entlang der Aurach im Stadtgebiet. Für die Leiterin des Planungsamtes war es wichtig, dass insbesondere im Bereich Wohnen, Barrierefreiheit und Mobilität Vertreter der Lebenshilfe und des Seniorenbeirats sowie der Seniorenbeauftragte an der Veranstaltung teilnahmen.
Dass es bei einer Reihe von Themen auch konträre Meinungen gibt, insbesondere beim Thema Verkehr in der Innenstadt, ist völlig normal. So vertrat Thomas Kotzer von der Förder- und Werbegemeinschaft die Meinung: "Wenn die Autos aus der Innenstadt verschwinden, dann wird es auch keine Geschäfte und Gastronomie mehr geben." Ein wichtiges Thema waren auch die Belebung der Innenstadt sowie eine nachhaltige bauliche Entwicklung und nicht zuletzt bezahlbarer Wohnraum.
"Man kann sicher nicht alle Wünsche erfüllen, aber wir nehmen die Anregungen sehr ernst, arbeiten diese ein und legen bei der zweiten Denkwerkstatt am 6. März den Fokus auf die Umsetzung", erklärte Andreas Paul. Dann sollen ebenfalls an den Thementischen Schwerpunkträume, Maßnahmen und Projekte diskutiert werden. Der Wunsch nach einer Stadtbibliothek und einem Treffpunkt, ähnlich eines Bürgerzentrums, werde sich mittelfristig aber nicht umsetzen lassen, da dies durch ein Bürgerbegehren verhindert werden soll.