Ein beeindruckender barocker Theatersaal verbirgt sich in einem modernen Gebäude in Erlangen: das Markgrafentheater. 2019 feierte es sein 300-jähriges Jubiläum. Hier kannst du das abwechslungsreiche Programm des Erlanger Stadttheaters erleben.

Modernes Theater in historischer Kulisse

Das Erlanger Markgrafentheater liegt am Rand des Schlossgartens. Von außen ist das gelbe Haus mit seiner 1960er Jahre Fassade eher unscheinbar. Doch im Inneren verbirgt sich das älteste noch bespielte Barocktheater Süddeutschlands. Die barocke Markgrafenbühne ist heute der Hauptspielort des Erlanger Stadttheaters. Die Atmosphäre im prunkvollen Theatersaal bei einer der Aufführungen zu genießen, ist ein besonderes Erlebnis.

Im Theater Erlangen erwartet dich ein abwechslungsreiches Programm: eigene Produktionen – vom Klassiker bis zum modernen Stück – sowie Musiktheater- und Schauspielgastspiele. Außerdem Lesungen, offene Proben, Matineen, Führungen und Podiumsdiskussionen. Ein großes Angebot für Kinder und Jugendliche und sogar Pop-Konzerte findest du hier ebenfalls. Neben dem Markgrafentheater mit 480 Plätzen wird auch im "Theater in der Garage" gespielt, das sich in der ehemaligen markgräflichen Kutschenremise befindet.

Auch Festivals finden hier statt. Das internationale figuren.theater.festival ist mit über 150 Vorstellungen von etwa 70 verschiedenen Theatercompagnien eines der größten deutschen Theaterfestivals. In Erlangen gehört das Markgrafentheater zu den Hauptspielorten. Hier siehst du während des Festivals zeitgenössisches Figurentheater.

  • Adresse: Markgrafentheater, Theaterplatz 2, 91054 Erlangen
  • Parkplatz am Theaterplatz 7 (ab 19 Uhr Montag bis Samstag kostenlos) oder Kauflandparkplatz am E-Werk (kostenpflichtig bis 20:30 Uhr). Mit einer Theaterkarte kannst du kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Verbundgebiet fahren.
  • Theaterkasse Theaterstr. 1,  91054 Erlangen, Mo, Mi, Do: 12 bis 18 Uhr; Di, Fr: 10 bis 16 Uhr; Sa: 11 bis 14 Uhr
  • Aktueller Spielplan: https://www.theater-erlangen.de/de/spielplan
  • Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.

Eine versteckte barocke Schönheit

Das Markgrafentheater in Erlangen wurde als "hochfürstliches Opern- und Comoedien-Haus" 1715 bis 1719 im Auftrag von Markgraf Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth gebaut. Erlangen war die Nebenresidenz der Markgrafen und der Hof sollte bei seinen gelegentlichen Aufenthalten auch hier Oper und Schauspiel genießen.

Von außen wirkt das Markgrafentheater Erlangen schlicht und verrät nichts über seine inneren Werte.
Susy Bergmann

Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth ließ das Theater schließlich 1740 bis 1744 von dem venezianischen Theaterarchitekten Giovanni Paolo Gaspari umgestalten. Nach ihren Ideen entstand der neue Zuschauerraum im Stil des Rokoko. Die berühmte Markgräfin lud zahlreiche Künstler aus aller Welt in ihr Theater ein und dirigierte, schrieb und inszenierte viele Aufführungen selber.

So wie Wilhelmine das Theater gestaltete, ist es bis heute im Inneren weitgehend erhalten. Das Äußere dagegen ist in den 1960er Jahren neu gebaut worden. Du erreichst den Theaterraum daher durch schlichte Gänge. Dann öffnet sich die Tür und du stehst staunend in dem wunderschönen barocken Zuschauerraum: rote Samtsitze, Gold und Ornamente, geschwungene Logen. In der Mitte siehst du die Fürstenloge, überdacht von einem Baldachin. Die zwei vergoldeten Figuren an den Seiten der Loge symbolisieren Tragödie und Komödie.

So war Theater im 18. Jahrhundert: lebende Tiere, Feuerwerk und viel Lärm

Wie kannst du dir Theateraufführungen von damals vorstellen? Die Epoche des Barock liebte Prunk und Pomp. Heute würde man sagen, die Hofadligen und Herrschenden gaben gerne mit ihrem Reichtum und ihrer Macht an. So scheute man auch im Theater keine Kosten und Mühen. Feuerwerk, Wasserspiele, lebende Tiere und vielfältige Bühnenbilder wurden geboten. Das Erlanger Markgrafentheater soll dabei an einem Abend mit bis zu 6.000 Kerzen beleuchtet gewesen sein.

Die neuen Guckkastenbühnen des Theaters dieser Zeit erlaubten den Eindruck räumlicher Tiefe im Bühnenbild. Durch neu erfundene Maschinerie konnten die Kulissen jetzt schnell und oft gewechselt werden. Auch Bühnenmaschinen für verschiedene Effekte und Geräusche wurden eingesetzt.

Im Zuschauerraum fand wohl ein beinahe genauso großes Spektakel statt. Leise war es hier selten. Unterhalten, essen, lesen, Karten spielen – alles war erlaubt. Es war durchaus üblich, mitten in der Vorführung zu kommen oder zu gehen. Die Schauspieler hatten es nicht leicht, die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen. Du siehst im Erlanger Markgrafentheater, dass die Ränge so ausgerichtet sind, dass du zwar die Bühne siehst, einen noch besseren Blick hast du aber auf die Zuschauer gegenüber. "Sehen und gesehen werden" war hier einst das Motto.

Ein altes Theater immer wieder neu

Seitdem erlebte das Erlanger Markgrafentheater zahlreiche Umbauten, Renovierungen und Umbenennungen. Immer wieder drohte auch das Aus – denn Theater kostet viel Geld.

Hinter dieser Tür verbirgt sich der glanzvolle, historische Theatersaal des Erlanger Theaters.
Susy Bergmann

Nach der Markgrafenzeit gehörte das Fürstentum Bayreuth zunächst Frankreich, das es 1810 an das verbündete Königreich Bayern verkaufte. Das Markgrafentheater wurde auf Befehl des bayerischen Königs Ludwig I. Besitz der Universität. Ab 1817 hieß es daher "Königliches Universitätsspielhaus".

1838 wurde es – nun im Besitz der Stadt – als Erlanger Stadttheater eröffnet. Ab 1876 kümmerte sich der von Bürgern gegründete gemeinnützige Verein Erlangen (gVe) über ein Jahrhundert lang um das Theater. Es musste schließlich 1959 wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Der Abriss drohte. Doch zum Glück entschied man sich für den Erhalt des barocken Inneren und baute ein neues Haus darum herum. So entstand schließlich aus dem historischen Markgrafentheater das heutige Theater Erlangen mit eigenem Ensemble.