"Wenn wir Sie nicht haben und Sie nicht pflegen, geht es uns in Bad Rodach allen nicht gut!" Diese Worte richtete Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) beim 1. Unternehmer-Dialog an die im Festsaal des Jagdschlosses versammelten Geschäftsleute. Mit dem neuen Format sollten auf Einladung der Stadt und des Netzwerks "Bad Rodach begeistert" beide Seiten miteinander ins Gespräch über aktuelle Themen und Probleme kommen.

Welche Projekte stehen an? Angesichts von über 4100 Arbeitsplätzen in der Kommune mit aktuell 6327 Einwohnern, von denen rund 2500 von Pendlern in Anspruch genommen werden, soll die Infrastruktur ausgebaut werden. Die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern bezeichnete der Bürgermeister als "drängendes Problem". Um Fachkräfte zu er- und behalten, investiert Bad Rodach in die Kinderbetreuung und den Wohnungsbau ebenso wie in den Breitbandausbau. Die Initiative "Gesunde Stadt" soll die Arbeitskräfte sichern, eine Onlinebörse für Auszubildende und Praktikanten für den notwendigen Nachwuchs sorgen. Damit Pendler, Besucher und Lieferanten zügig in die Kurstadt gelangen, soll die Staatsstraße 2205 teilweise neu gebaut werden; damit alle ihr Ziel zügig finden, soll innerorts die Beschilderung neu strukturiert werden.


"Überdurchschnittlich hohe Einnahmen"

"Wir können uns als Stadt etwas leisten, weil Sie alle so tüchtig sind", betonte der Bürgermeister. Mit 3,3 Millionen Euro liegen die erwarteten Gewerbesteuer-Einnahmen für 2018 rund 1,1 Millionen über denen im Vorjahr. Für "überdurchschnittlich hohe Einnahmen" sorgen laut Ehrlicher auch Rekord-Schlüsselzuweisungen und eine geringere Kreisumlage. Die Verschuldung soll von 13 Millionen auf 11 Millionen Euro gesenkt werden.

Auf gutem Wege sieht Ehrlicher die Therme Natur. Damit der mittlerweile in privater Trägerschaft betriebene "touristische Leuchtturm" wettbewerbsfähig bleibt, sollen nach den Investitionen in das neue Kassensystem, den Baumwipfelpfad und den Wohnmobil-Stellplatz nun die Duschbereiche erneuert und ein Trinkbrunnen aktiviert werden. Der Rathauschef machte deutlich, dass die Stadt dies nicht allein, sondern nur mit den Partnern wird stemmen können.


Jetzt kommt der Schlossplatz dran

Zur Steigerung der Wohnortqualität wird nach Marktplatz und Wallgraben nun der Schlossplatz in Angriff genommen. Weiter zählte Ehrlicher die Dorferneuerungen in Elsa und Roßfeld sowie den Bau von Kernwegen auf. "Ordentliche Übernachtungsmöglichkeiten" sollen ebenso geschaffen werden. Nach Abriss der alten Siemens-Blöcke ist auf dem Areal der Bau von neuen Quartieren geplant (Kosten: 3,4 Millionen Euro). Auf dem ehemaligen Habermaß-Grundstück entstehen bis spätestens Anfang des nächsten Jahres 15 Tagespflege-Plätze. Allein in die Kinderbetreuung steckt die Stadt rund 1,1 Millionen Euro. Spielplatz-Initiativen gibt es laut Ehrlicher in allen Stadtteilen; teurer zu stehen kämen vor allem die neuen Spielplätze in Roßfeld und der Innenstadt.

Was den Neubau der St 2205 betrifft, für die seit Oktober 2017 Baurecht besteht, so fehlt es laut Ehrlicher noch am notwendigen Grunderwerb. Kritik übte er an der Agenda: "Uns mit 2024 abzuspeisen, ist nicht akzeptabel." Ebenso wie die Verwaltung sollten auch die Unternehmen hier Druck machen, schließlich gehe es um die "Lebensader" Bad Rodachs. Hauptgeschäftsführer Siegmar Schnabel sicherte die volle Unterstützung der IHK zu Coburg zu: "2024 ist auch für uns kein Zeitplan, mit dem wir leben können."


Glasfaser für jedes Haus

"Wir brauchen Breitbandversorgung mit Glasfaser ins Haus, damit wir auf dem Land nicht abgehängt werden", fuhr Ehrlicher fort. Bisher würden nur 100 von 800 möglichen Anschlüssen ans schnelle Datennetz genutzt. Kurhotel, Medical Park und Therme sollen nun eingebunden werden. Ziel sei es "jedes Haus mit Glasfaser zu erschließen". Angesichts von 8000 Euro pro Anschluss sei dies ohne staatliche Förderung nicht machbar.

Anlässlich des betrieblichen Gesundheitsmanagements werden sich am 21. März von 11 bis 14 Uhr in der Gerhard-Strobel-Halle alle Gesundheitseinrichtungen der Stadt präsentieren. Außerdem wird am 7. September hier ein Firmenlauf stattfinden. "Es ist sensationell, was wir als Stadt alles zu bieten haben", schloss Ehrlicher.

Überwältigt von der Resonanz angesichts von gut 75 Teilnehmern zeigte sich Lars-Jörg Otto, Vorstand von "Bad Rodach begeistert". Um die Stadt lebens- und liebenswert zu machen, würden alle Anwesenden gebraucht, so der Unternehmer. Als konkrete Maßnahme stellte die fürs Stadtmarketing verantwortliche Ramona Stegner eine Praktikums- und Ausbildungsbörse vor. Sie soll Schülern und Jugendlichen vor Augen führen, was bereits vor Ort vorhanden ist, bevor sie in der Ferne nach dem richtigen Einstieg ins Berufsleben suchen.


Wichtig: die Verkehrsanbindung

Und was bewegt die Unternehmer? Nach dem Stand des "zweiten Fluchtwegs zur Autobahn" erkundigte sich Reinhard Hofmann (Figuren Hofmann). Er spielte damit auf die Diskussion um die CO 23 zwischen Ahlstadt und Rottenbach an, für die eine Herabstufung oder gar Rückbau zum Radweg ins Gespräch gebracht wurde. Er sei derzeit "in guten Gesprächen" über diese zwar "untergeordnete, aber für uns wichtige Straße" mit seinen Kollegen Bernd Höfer (Meeder) und Sebastian Straubel (Lautertal) sowie Landrat Michael Busch, sagte Ehrlicher. Dabei gehe es darum, wie die Straße ausgebaut oder verlegt werden könne, z.B. über Ottowind.

Auf Kritik, dass der Wallgraben zwar schön sei, aber ebenso wie der Kurpark zu wenig genutzt werde, kündigte der Rathauschef an den Kurpark "bespielen" zu wollen. Julia Reinermann schlug einen Wasserspielplatz vor. Außerdem forderte sie einen Shuttle-Service zwischen Medical Park, Therme und Stadtmitte, weil "jetzt keiner in die Stadt reinkommt", wie sie monierte. Laut Ehrlicher ist die Verwaltung bereits an dem Thema dran. Genutzt werden solle dazu die bestehende Buslinie von Hildburghausen, die unter der Woche im Stundentakt verkehre. Der Wohnmobil-Stellplatz habe bereits positive Impulse für Einzelhandel und Gastronomie gebracht, betonte der Bürgermeister. Stadtrat Stephan Schink (CSU) forderte einen Ausbau der Funknetze und wies etwa auf die Funklöcher in Gauerstadt oder Breitenau hin.

Zukünftig soll der zwangslose Austausch über aktuelle Themen ein bis zwei Mal im Jahr stattfinden.