Betrachtet man die heutige Hochschule Coburg mit ihren fast 4800 Studierenden, mag man kaum glauben, dass ihre Anfänge vor genau 200 Jahren praktisch im Wohnzimmer des Baumeisters Friedrich Streib lagen. Streib, den Herzog Ernst I. 1811 eigens zum Ausbau der Ehrenburg aus Karlsruhe nach Coburg holen ließ, eröffnete am 7. November 1814 die Schule für "bürgerliche Baukunst" in seiner Wohnung im Steinweg 3. Über zahlreiche Stationen und viele Jahrzehnte hinweg entwickelte sich daraus die heutige Coburger Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Das 200-jährige Bestehen will die Hochschule selbstverständlich angemessen feiern. Welche Projekte und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2014 geplant sind, stellten gestern Projektleiterin Monika Faaß, Stadtheimatpfleger Hubertus Habel und die Leiterin der Pressestelle der Hochschule, Margareta Bögelein, vor. So soll es neben einer Ausstellung auch eine Dokumentation zur Geschichte der Hochschule in Buchform geben. Autoren dieser Dokumentation sind unter anderem Hubertus Habel und Kuratorin Antonia Humm aus Berlin. Die Historikerin sei bekannt durch die Ausstellung "König & Kartoffel", die 2011/12 in Potsdam gezeigt wurde, berichtete Margareta Bögelein.
Hubertus Habel gab einen kurzen Abriss über die Entwicklung von der Schule für "bürgerliche Baukunst" bis zur heutigen Hochschule für angewandte Wissenschaften mit insgesamt sechs Fakultäten. Friedrich Streibs Schule sei winzig gewesen, sagte Habel. Sie habe nur überleben können, weil damals vor 200 Jahren hauptsächlich in die Bildung investiert worden sei und nicht in die "Hardware" - also Gebäude und Ausstattung. "Zehn bis zwölf Schüler im Jahr, das war in Streibs Wohnzimmer kein Problem", erläuterte der Volkskundler.
Breiten Raum wird auch die Geschichte der Schule während der beiden Weltkriege und besonders während der NS-Zeit in der Dokumentation einnehmen. "Viele Hochschulen arbeiten gerade die NS-Zeit auf", sagte Margareta Bögelein. "Es ist wichtig, dass wir uns ebenfalls mit diesem Thema befassen." Speziell für das Buch habe das Team Fachleute ins Boot geholt. Dafür sei so eine Dokumentation aber etwas Nachhaltiges und stehe auch nach der Jubiläumsfeier noch jedem Interessenten zur Verfügung.

Kosten mit Puffer veranschlagt

Bögelein spielte damit auch auf die jüngste Sitzung des Kreistags an, in der die veranschlagten Kosten für die Jubiläumsfeier der Hochschule unisono als "zu opulent" kritisiert worden waren. Am Ende hatte der Kreistag den erbetenen Zuschuss von 15 000 Euro auf 5000 Euro zusammengestrichen.
180 000 Euro hat die Hochschule für die gesamten Feierlichkeiten veranschlagt - allerdings, so betonte Bögelein, seien darin schon 15 Prozent Puffer enthalten. "Wir haben lieber vorher großzügig kalkuliert, ehe wir mittendrin sagen müssen, das Geld reicht nicht." Selbstverständlich sei man bemüht, deutlich unter der veranschlagten Summe zu bleiben, etwa, indem ehrenamtliche Helfer für die Aufsicht bei den Ausstelllungen gefunden werden.
"Von Zirkeln, Lamb-Wellen und dem Überleben in der Wüste" erzählt die Ausstellung in der Säulenhalle auf dem Campus Friedrich-Streib-Straße (öffentliche Vernissage am 13. Oktober um 16 Uhr). Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit den Wurzeln der Hochschule, mit deren Menschen, deren Weltoffenheit, Unterrichtsmethoden damals und heute sowie den über die Jahrhunderte gesammelten Erkenntnissen.
Am Albertsplatz wird zudem ein Überseecontainer aufgestellt, in dem Besucher einen Monat lang täglich von 10 bis 18 Uhr studentisches Wohnen erleben und historische Exponate bewundern können.
Gekrönt wird das Jubiläumsjahr genau am Gründungstag, dem 7. November, 11 Uhr, mit einem Festakt für geladene Gäste. Ehrengast wird der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle sein.