"Das war so ärgerlich, aber trotzdem geil. Ein toller Abend." Noël aus Neustadt war am Montagabend mittendrin, statt nur dabei. Gemeinsam mit 15 500 Fußballfans erlebte der Zehnjährige im Fürther Ronhof einen unvergesslichen Pokalabend mit Gänsehaut-Stimmung im ausverkauften Sportpark.
Die Anhänger der SpVgg Greuther Fürth und die von Borussia Dortmund sorgten dabei für eine angenehme und bemerkenswert friedvolle Atmosphäre, obwohl zumindest die "Grünen" vor Wut hätten platzen können! Zwei späte Gegentore - eins in der fünften Minute der (zu) langen Nachspielzeit und eines in der 120. Minute - ließen den "grün-weißen" Pokaltraum platzen.
Fünf Minuten Nachspielzeit
;"So viel Pech gibt es doch gar nicht", schimpfte ein Fürther Urgestein im Block 4. "Wofür denn bitte schön fünf Minuten Nachspielzeit?", schrie er völlig verärgert in die Runde. "Das ist doch Beschiss. Da hat der DFB die Finger im Spiel!"
Dortmund-Fan Leo aus Mönchröden wusste genau, warum Schiedsrichter Manuel Gräfe so viel Zuschlag gab und flüsterte: "Für die ständigen Wadenkrämpfe in der Schlussphase. Die Fürther lagen doch nur noch am Boden." Laut traute sich der ehrgeizige C-Jugendkicker aus dem Nachwuchsleistungszentrum Coburg in diesem Moment, also unmittelbar vor der Verlängerung, nicht zu reden. Schließlich verzogen sich gerade nicht nur die Rauchschwaden zweier Bengalos am Fürther Abendhimmel, sondern es lag auch jede Menge Konfliktpotenzial in der Luft.
Doch selbst eine Dreiviertelstunde später, als Nationalspieler Marco Reus den Fürthern mit seinem Siegtreffer in der 120. Minute den nächsten und schließlich entscheidenden Genickschlag verpasste, und somit den Kleeblättlern auch noch die Chance auf das erhoffte Elfmeterschießen raubte, blieb es friedlich im weiten Rund. Die Gastgeber trugen ihre Niederlage nach großartigem Kampf mit Fassung, aber auch mit einer gehörigen Portion Stolz.
Das Tageblatt hat sich bei einigen Stadion-Besuchern aus der Region umgehört. Und alle waren sie von diesem Pokalfight begeistert: Markus Fischer aus Mitwitz, ehemaliger Leiter des Nachwuchsleistungszentrum Coburg und jetzt Nachwuchstrainer beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth: "Der Mannschaft muss man für die gezeigte Leistung ein großes Kompliment machen. Die Leidenschaft, auch mit den Fans im Rücken, war an diesem Tag absolut gigantisch. Aber nicht nur das, sondern auch die teilweise wirklich sehr guten spielerischen Anteile machen Lust auf mehr. Besonders beeindruckend war natürlich der Auftritt von Maxi Bauer, der mit seinen 18 Jahren den etablierten BVB Stars die Stirn geboten hat, und zeigt, wie kurz der Weg zu den Profis bei der SpVgg ist." Marco Stalla aus Schottenstein, ehemaliger Bayern- und Landesligaspieler (u. a. beim VfL Frohnlach, DVV Coburg, TSV Mönchröden): "Spannung pur bis zur letzten Sekunde bei einem super Publikum. Mit einem glücklichen Ende für meine Dortmunder. Ich stand mit meiner Family im ,Lohner Block' und muss schon sagen, dass mir die Fürther schon etwas leidgetan haben. Alles in allem war es aber ein super Ausflug für die ganze Familie."
Johanna Stalla aus Schottenstein, die mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen live im Stadion dabei war: "Schlussendlich war es ein bis zur letzten Minute spannendes Spiel in schöner Atmosphäre. Dortmund hat verdient gewonnen, sie hätten schon viel eher ein paar Tore schießen müssen. Fürth hat aber auch super gespielt und der Keeper eine Top-Leistung gezeigt."
Leo Steblau aus Mönchröden und C-Jugendspieler im Nachwuchsleistungszentrum Coburg:
Phil aus Fürth am Berg und begeisterter BVB-Fan: "Geile Auswärtsstimmung, jetzt will ich endlich mal nach Dortmund in die gelbe Wand. Die Fans haben bis zum Schluss daran geglaubt und als Roman Bürki mit in den Strafraum kam, habe ich gesagt ,jetzt machen wir es'. Und genauso ist es gekommen. Die Fürther tun mir schon ein wenig leid. Man sagt ja immer, dass Elfmeterschießen ungerecht und eine Glückssache sei, aber bei diesem Spiel wären Elfmeter sicher der gerechte Höhepunkt für alle Fans gewesen." "Calle" Schiebel aus Coburg, NLZ-Trainer und Landesligaspieler beim FC Coburg: "Das die kleineren Vereine ihre Chance immer wieder wittern, vor allem zu Hause bei ausverkauftem Haus ist klar. Auch wenn noch nicht alles rund gelaufen ist, konnte ich schon die Handschrift von Lucien Favre erkennen. Das ist jetzt viel Kontrolle im BVB-Spiel. Dennoch ist mir das Spiel viel zu viel in die Breite angelegt, davon bin ich absolut kein Fan.
Am Ende war es ein mehr als glücklicher Sieg, aber dennoch verdient. Für uns im Stadion natürlich ein geiler Fußballabend mit Verlängerung und jeweils in der letzten Minute die entscheidenden Tore."
Einberger unter sich - Rothosen und Wölfe
Philipp Friedrich aus Einberg, ehemaliger Landesligaspieler und jetzt Kapitän des Kreisligisten VfB Einberg, nahm den Neu-Dortmunder Marius Wolf unter die Lupe. Der Profi, der mit Eintracht Frankfurt in diesem Jahr den DFB-Pokal in Berlin gewann, spielte in der Jugend ebenfalls für den VfB Einberg.
"In der ersten Halbzeit fand ich Marius gut. Da hat er nach vorne hin einige gute Szenen gehabt und hatte kaum Ballverluste. In der zweiten Halbzeit war er unauffälliger, aber insgesamt fand ich, dass es für sein erstes Pflichtspiel gut war."
Überhaupt fand Friedrich lobende Worte für beide Teams: "Da die Zweitligisten schon voll im Saft stehen und die Bundesligisten, vor allem die mit vielen WM-Fahrern kaum Zeit für eine anständige Vorbereitung hatten, war es zu erwarten, dass sich der BVB schwertut. Trotzdem fand ich die Leistung der Dortmunder nicht so schlecht, wie sie jetzt in manchen Medien dargestellt wird. Im Spielaufbau hatten sie zwar noch Probleme, vor allem Delaney hatte einige unnötige Ballverluste, aber nach vorne hin haben sie ihr Potenzial in einigen Situationen gezeigt. Insgesamt geht der Dortmunder Sieg meiner Meinung nach in Ordnung, auch wenn er natürlich aufgrund der späten Tore glücklich war. Als Club-Fan konnte ich mir ein Schmunzeln natürlich nicht verkneifen."