Dass Glück und Pech im Sport eng beieinander liegen, kann Matthias Haufer, Sportlicher Leiter beim BBC Coburg seit Sommer 2016, nur zu gut bestätigen. "Das Glück war uns in dieser Saison bisher nicht sehr hold, dies haben wir wahrscheinlich komplett in der Aufstiegssaison letztes Jahr aufgebraucht", sagt Haufer, der aber selbstkritisch anfügt: "Es wäre aber zu einfach, unser Abschneiden nur mit Pech zu erklären."

Die Bilanz der Coburger Basketballer in ihrer ersten Spielzeit in der dritthöchsten deutschen Spielklasse, der ProB, fällt mäßig aus. Der ambitionierte Aufsteiger hat mit lediglich sechs Siegen aus 22 Spielen das erklärte Saisonziel, den Sprung unter die Top 8 und somit den Einzug in die Play-offs, verpasst. "Dieses Ziel haben wir klar und auch verdient verfehlt. Wir hatten einfach zu viele Spiele dabei, in denen wir eine gute Chance hatten, aber am Ende nichts geholt haben. Sport ruht auf Ergebnissen, und davon haben wir zu wenig positive erzielt", so Haufer. Anstatt in den nächsten Wochen in den Play-offs um den Aufstieg in die ProA mitzuspielen, müssen die Coburger nun in die Abstiegsrunde, den sogenannten "Play-downs" (Erklärung siehe Infobox unten), um den Klassenerhalt bangen.

Die Ausgangslage ist schwierig, denn aktuell steht die Mannschaft von Trainer Derrick Taylor als Tabellenelfter auf einem Abstiegsplatz. Punktgleich auf Platz 10 rangiert die TG s. Oliver Würzburg, die Bundesliga-Reserve der Unterfranken.


Franke ist beruflich gebunden

Für die zu erwartende Knochenmühle Play-downs hatten die Coburger Verantwortlichen noch ein Ass im Ärmel vorgesehen. Der Rödentaler Fabian Franke, der seine Basketball-Karriere berufsbedingt im vergangenen Sommer nach dem ProB-Austieg beendet hatte, sollte für die sechs Spiele der Abstiegsrunde reaktiviert werden. Der 29-Jährige erklärte sich im Januar dazu bereit, im "Notfall" auszuhelfen. Mit dem Verpassen der Play-offs sei der "Tatbestand des Notfalls" laut Haufer erfüllt, der Bundesliga-erfahrene Franke nahm folglich bereits die letzten zwei Wochen am Coburger Abendtraining teil.

Als Haufer im Gespräch mit dem Tageblatt am Dienstagnachmittag noch von den Führungsqualitäten und der Erfahrung des Rödentalers schwärmte, ahnte er nicht, dass er wenige Stunden später einen Dämpfer hinnehmen muss. Denn Franke sagte sein geplantes Basketball-Comeback kurzerhand ab, da die von ihm geführte Firma im Gesundheitsbereich überraschenderweise den Zuschlag für ein Großprojekt erhielt. "Ein neuerlicher Tiefschlag, aber wir werden den Klassenerhalt auch ohne ihn schaffen", meint Haufer.

Dabei hätte ein erfahrener und stets selbstbewusster Ex-Profi wie Fabian Franke dem Coburger Teamgefüge gutgetan. "Wir haben eine Reihe von Spielern im Kader, die abhängig von ihrer ersten Aktion sind. Geht diese schief, löst das eine Blockade aus. Das sind Erfahrungsgeschichten", erklärt Haufer, der zugibt, das Thema "Erfahrung" bei der Kaderzusammenstellung etwas unterschätzt zu haben.
Einen Rückschlag mussten die Vestestädter bereits vergangene Woche mit dem vorzeitigen Saisonaus für Yasin Turan hinnehmen. Der Aufbauspieler hatte sich ausgerechnet im wohl besten Spiel seiner Karriere beim 88:60-Sieg gegen Karlsruhe, als ihm 18 Punkte, neun Rebounds und zehn Assists glückten, die Hand gebrochen. Aber auch ohne Franke, Turan und den ebenfalls in dieser Saison nicht mehr zur Verfügung stehenden Matthias Fichtner (Knieverletzung) ist das Talent im Kader der Coburger unbestritten. Nur tat sich in der gesamten Hauptrunde kein Akteur konstant hervor, der in knappen Partien kühlen Kopf bewahrte.


Spielpause raubte Momentum

Verunsicherten Akteuren das Selbstvertrauen zurückgeben und Konstanz über 40 Minuten ins Coburger Spiel zu bringen: das war die Aufgabe von Derrick Taylor, der nach einer durchwachsenen Hinrunde den Meistertrainer der Vorsaison, Simon Bertram, ablöste. In der dritten Partie unter Taylors Regie schien der Durchbruch geschafft. Eine Woche vor Weihnachten zeigten die Coburger bis dato ihre beste Saisonleistung und besiegten das Spitzenteam aus Elchingen mit 105:97 - auch dank eines bärenstarken Auftritts des viel gescholtenen Byron Sanford (40 Punkte, 13 Rebounds), der sich unter Coach Taylor insgesamt deutlich stabiler präsentierte.

Die dreiwöchige Weihnachtspause kam den Coburgern aber ungelegen, denn nach dem überzeugenden Erfolg gegen Elchingen ging es weiter mit den unkonstanten Leistungen - vor allem auswärts (nur ein Sieg aus elf Spielen) setzte es trotz teilweise überlegener Auftritte eine frustrierende und knappe Schlappe nach der anderen. "Vom subjektiven Empfinden konnte man sich unseren Basketball in der Rückrunde besser anschauen, unser Spiel ist weniger statisch. Im Heimspiel gegen Karlsruhe haben wir den Ball richtig gut bewegt, hatten viele schöne Spielzüge dabei", sagt Haufer.

Nüchtern betrachtet reichte es aber auch unter Taylors Leitung trotz einer spielerischen Steigerung nur zu drei Siegen in elf Rückrunden-Partien. Zu wenig für die Ansprüche des BBC Coburg und möglicherweise auch zu wenig für den Klassenerhalt. Von diesem ist Haufer aber nach wie vor überzeugt: "Die Jungs haben jetzt verstanden, worum es geht."


Bayern, Würzburg und Karlsruhe: Die Coburger Gegner im Kampf um den Klassenerhalt


Der BBC Coburg, KIT Karlsruhe und die beiden Bundesliga-Reserven aus München und Würzburg kämpfen in den nächsten sieben Wochen in Hin- und Rückspielen um den Klassenerhalt in der dritthöchsten deutschen Spielklasse, der ProB. Die beiden Letztplatzierten müssen den Weg in die 1. Regionalliga antreten.

Da die Siege aus der Hauptrunde übernommen werden, hat der FC Bayern Basketball II (acht Siege) die mit Abstand besten Karten auf den Ligaverbleib. Bei Punktgleichheit würde der direkte Vergleich über den Klassenerhalt entscheiden. Das erste Spiel der Abstiegsrunde steht für die Coburger am Samstag, 10. März, in Karlsruhe an (alle Termine siehe Spalte rechts). Die drei Gegner im Check:

FC Bayern Basketball II
Platz 9, 16:28 Punkte

Der Nachwuchs der Bayern-Basketballer hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. 2015 und 2017 wurden die Münchner deutscher Meister in der Nachwuchs-Bundesliga (NBBL). Der Kern dieser Generation trägt auch das diesjährige ProB-Team der Bayern. Angeführt von Flügelspieler Karim Jallow (20,1 Punkte und 6,1 Rebounds pro Spiel), der bereits einige Einsätze in der Bundesliga-Mannschaft vorweisen kann, haben die Bayern die mit Abstand jüngste Mannschaft der Liga. Neben Jallow wird auch den Guards Nelson Weidemann (18 Jahre), Georg Beyschlag (20), Amar Gegic (20) und Flügelspieler Marvin Ogunsipe (22) der große Durchbruch in den nächsten Jahren zugetraut.

Dass es für die Münchner Talente nicht für den Einzug in die Play-offs reichte, liegt neben der Unerfahrenheit auch an der fehlenden Präsenz unter den Körben. Den Größenvorteil konnten die Coburger in den beiden Hauptrundenpartien zwar teilweise ausnutzen, zu einem Sieg reichte es allerdings nicht. Der BBC hatte in der Verteidigung Probleme, die athletischen Akteure der Bayern beim Zug zum Korb zu stoppen. Die Devise der Taylor-Schützlinge muss sein, Jallow und Co. zu mehr Würfen von außen zu zwingen, denn von der Dreierlinie offenbaren die Münchner als zweitschlechtestes Team der Liga (30,4 Prozent Trefferquote) Schwächen.

TG s. Oliver Würzburg
Platz 10, 12:32 Punkte

Einen etwas anderen Weg als die Bayern-Reserve geht das ProB-Team aus Würzburg. Zwar verstehen sich auch die Unterfranken als Entwicklungsteam für die Bundesliga-Mannschaft, aber die Hauptverantwortung in der Truppe des australischen Trainers Liam Flynn tragen erfahrene ausländische Akteure. Das Duo Miles Jackson-Cartwright und Garrett Jackson erzielen zusammen über 37 Punkte pro Partie. Unterstützt werden die beiden US-Amerikaner vom Europokal-erprobten Karlis Apsitis aus Lettland, der im Januar kurz vor der Wechselfrist nachverpflichtet wurde.

Unter den Körben spielt das deutsche Centertalent Dejan Kovacevic (13,6 Punkte und 7,5 Rebounds) eine gute Saison. Bekanntester Akteur der Würzburger ist aber wohl Centerkollege Leon Kratzer, der von Brose Bamberg ausgeliehen ist. Der 2,11 Meter große Mann ist zwar vornehmlich für die erste Mannschaft eingeplant und kam bisher auch nur auf fünf ProB-Einsätze, doch nach einer mehrwöchigen Verletzungspause ist davon auszugehen, dass Kratzer nun in der ProB verstärkt Spielpraxis erhalten wird, um sich die Wettkampfhärte für die 1. Liga zurückzuholen.

KIT Karlsruhe
Platz 12, 8:36 Punkte

Anfang Februar schien der Abstieg der Badener bei gerade einmal zwei Siegen aus 19 Partien besiegelt. Doch durch zwei klare Heimsiege zuletzt gegen die Play-off-Teams aus Dresden und Rhöndorf schöpft der Tabellenletzte noch einmal Mut. Zwischen den zwei Heimpartien kamen die Karlsruher, die offensiv vom kroatischen Scharfschützen Luka Drezga und US-Center Jeremy Black getragen werden, übrigens in Coburg beim 60:88 gewaltig unter die Räder. Auch das Hinspiel im November gewann der BBC mit 72:59 - übrigens der einzige Auswärtserfolg der Coburger.

Eine dankbare Aufgabe ist das erste Play-down-Spiel in Karlsruhe für die Coburger aber trotzdem nicht, schließlich ist der Mitaufsteiger zum Siegen verdammt, um in den restlichen fünf Partien noch eine realistische Chance auf den rettenden 10. Platz zu haben.


Der Modus der Abstiegsrunde "Play-downs"


Abstiegsrunde Während die jeweils besten acht Teams der ProB Süd und Nord in den nächsten Wochen in den "Play-offs" die zwei Aufsteiger für die ProA ermitteln, kämpfen die vier Mannschaften, die auf den Plätzen 9 bis 12 landeten, in den "Play-downs" um den Klassenerhalt.
Modus Die Punkte aus der Hauptrunde werden mit in die Play-downs genommen. In Hin- und Rückspiel treffen der FC Bayern II, die TG s. Oliver Würzburg, Coburg und KIT Karlsruhe noch einmal aufeinander. Wer nach diesen sechs Spielen die Plätze 11 und 12 belegt, steigt in die Regionalliga ab.