1814 eröffnete in Coburg die Baumeisterschule, 1818 legte der Direktor des Casimirianums, Johann Christoph Matthias Reinecke, seine Schrift über "Des Urmeeres Nautili" vor. Beide Ereignisse zeigten, dass damals, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, ein Wandel einsetzte, sagt Professor Christian Holtorf von der Hochschule Coburg, der Nachfolgerin der Bauschule. "Es gab ein Interesse, akademisch zu qualifizieren. Das war der Aufbruch in die Moderne."

Diesem Aufbruch in die Moderne geht am Donnerstag ein ganztägiger Workshop im Naturkundemuseum nach, den das Museum und die Hochschule gemeinsam veranstalten. Professor Holtorf hat Referenten aus anderen Instituten gewinnen können: Professorin Iris Schröder vom Forschungszentrum Gotha referiert über Johann Christoph Matthias Reinecke und die Karthographie, Jana Riedel schildert die Coburger Einflüsse auf das Kunst- und Wissenschaftsverständnis von Prinz Albert.

Die 42-Jährige schreibt gerade ihre Doktorarbeit über Alberts Rolle bei der ersten Weltausstellung in London 1851. Dafür recherchiert sie auch im Staatsarchiv Coburg, im Naturkundemuseum und in der Landesbibliothek.


Moderner Stundenplan

Johann Christoph Matthias Reinecke spielt dabei durchaus eine Rolle, wie Eckhard Mönnig herausgefunden hat. Er hat die derzeit laufende Ausstellung über Leben und Werk von JCM Reinecke im Naturkundemuseum kuratiert. Wie er berichtet, hatte Reinecke seinen Schüler Christoph Florschütz als Leiter des Naturalienkabinetts des Gymnasiums Casimirianum eingesetzt. Derselbe Florschütz unterrichtete später die beiden Prinzen Ernst (später Herzog Ernst II.) und Albert, den späteren Prinzgemahl. Der Stundenplan entsprach dem, was schon Reinecke gefordert hatte: Weniger Latein, mehr moderne Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften.

"Für Albert gehörten Kunst und Wissenschaften zusammen", sagt Jana Riedel. Albert persönlich habe die Hauptkategorien festgelegt, nach denen die Weltausstellung gegliedert wurde: Rohstoffe, Maschinen, Verarbeitung, plastische Kunst (Raw Materials, Machinery, Manufacturing, Plastic Arts), wobei bei der Kunst die Techniken im Vordergrund standen. Prinz Albert habe ein starkes und nachweisbares Interesse an angewandter Wissenschaft gehabt.

Zur Weltausstellung gehörte Mönnig zufolge auch eine Dinosaurierschau im Glaspalast (dessen Plan die Albertfigur auf dem Marktplatz in der Hand hält). Als nach der Weltausstellung der Crystal Palace Park in Sydenham südlich von London angelegt wurde, gehörte eine Saurierschau dazu. Die in Beton gegossenen Tiere haben zum Teil bis heute überdauert.

Albert schickte bis zu seinem frühen Tod 1861 regelmäßig Tierpräparate, Muscheln, Mineralien und Fachliteratur an das Coburger Naturalienkabinett, berichtet Eckhard Mönnig. Die Korrespondenz dazu ist eine wichtige Quelle für Jana Riedel, die ihrerseits im Auftrag der Queen Mary University und des Victoria & Albert Museum forscht. Bis Herbst 2019 müsse sie die Arbeit abgeschlossen haben, berichtet sie.

Nächstes Jahr jähren sich die Geburtstage von Queen Victoria und Prinz Albert zum 200. Mal. Das sei der Grund, warum auch das Victoria & Albert Museum die Bedeutung des Prinzgemahls für Großbritannien wieder stärker hervorheben will, sagt Jana Riedel. Es sei auch daran gedacht, die "Prince Consort Gallery" des Museums wieder in ihrem ursprünglichen Zustand zu zeigen.

Workshop
Vortrag Professor Thomas Juncker (Universität Tübingen) spricht über "Frühe Evolutionstheorien des 19. Jahrhunderts". Mittwoch, 25. April, 19 Uhr, Naturkundemuseum. Eintritt: 3 Euro (Schüler und Studenten frei).

Workshop Ganztägig am Donnerstag, 26. April, von 9 bis 16 Uhr im Naturkundemuseum Coburg. Eintritt frei. Mehrere Fachvorträge; Rundgang durch die Ausstellung "Des Urmeers Nautili" (12 Uhr). Jana Riedel spricht ab 14.15 Uhr zum Thema "Frühe Einflüsse auf Prinz Albert". Mehr unter www.naturkunde-museum-coburg.de

Unterstützung Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels unterstützt sowohl die Arbeit von Jana Riedel als auch den Workshop. Partner des Workshops ist die Universität Erfurt mit der Kartografischen Forschungsstelle in Gotha. Gefördert wird der Workshop vom Bundesforschungsministerium.