Der Erfinder des Neustadter Puppenfestivals ist tot. Wie am Freitag bekannt geworden ist, starb Joachim Sauer bereits vergangene Woche im Alter von 82 Jahren. Mit ihm verliert die Stadt einen der kreativsten Köpfe der lokalen Kulturpolitik.
Im vergangenen Mai, im 26. seit der ersten Auflage des Internationalen Puppenfestivals in Neustadt, war Joachim Sauer nach jahrelanger Pause wieder Gast bei gleich mehreren Veranstaltungen des Puppenfestivals. Die Sympathien schlugen dem Erfinder der Veranstaltung überall entgegen, viele der Aussteller, Puppenkünstler und Helfer hatten Joachim Sauer in den vergangenen Jahren vermisst. Der Festivalgründer hatte sich lange rar gemacht, im vergangenen Jahr aber seinen Frieden mit seinen Nachfolgern gemacht. Ausdrücklich lobte er im vergangenen Jahr das, was seitens der Stadt unter der Führung von Kulturbürgermeister Martin Stingl (SPD) und Andre Röttger vom städtischen Kulturamt auf den Weg gebracht worden war.
Einer, der lange Zeit Seite an Seite mit Joachim Sauer gearbeitet hat, ist der Kölner Unternehmer Walter Neumann. Der Veranstalter der Puppenbörse in der Frankenhalle erinnerte sich dem Tageblatt gegenüber noch gut an das erste Festival: Nach einem gemeinsamen Wurstkuchen-Essen habe er gemeinsam mit Sauer die Frankenhalle besichtigt und ihm da in die Hand versprochen: "Ich kriege die Halle voll." Das Puppenfestival war geboren.
"Joachim Sauer war der Kopf des Festivals" - so einfach sei das, sagte Neumann gestern über seinen langjährigen Weggefährten. An der Seite des "Kulturpapstes" von Neustadt habe die Arbeit immer sehr viel Spaß gemacht, betonte Neumann. Auch wenn es nicht immer einfach mit umtriebigen Sauer gewesen sei: "Er war immer unruhig und hatte immer noch was zu tun. Aber für mich nahm er sich immer Zeit."
Auch Martin Stingl (SPD) konnte sich auf Sauer stets verlassen. Der für die Kultur verantwortliche Dritte Bürgermeister erinnert sich: Achim war ein echter Freigeist im besten künstlerischen Sinne."
Anders zu denken und zu handeln, als es standardisierte Grundströmungen vorsahen - auch das habe den Verstorbenen ausgezeichnet. Stingl würdigte zudem die "diebische Freude" Sauers daran, alleine Wege vorzugehen, sich dafür sogar anfangs belächeln zu lassen, um dann erleben zu dürfen, dass plötzlich viele der ursprünglichen Kopfschüttler später genau diese Wege nachgingen.


Auch in der Politik engagiert

Joachim Sauer engagierte sich aber nicht nur beim Puppenfestival. Drei Wahlperioden lang, von 1990 bis 2008, saß er für die CSU-Fraktion im Stadtrat. Er verstand sich dort als freier Geist, der sich auch nicht immer an parteipolitische Vorgaben gebunden sah. Nach seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat zog sich Sauer aus dem politischen Geschehen zurück, öffentliche Aussagen zur städtischen (Kultur-)Politik ersparte er sich. Die Stadt dankte Joachim Sauer unter anderem dadurch, dass sie ihm zwei außergewöhnlich hochrangige Ehrungen zukommen ließ: die goldene Stadtmedaille für besondere Verdienste (1986) sowie die Stadtehrenschale (2008).
Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) trauert "mit der Familie und mit Neustadt um ein Mitglied einer großen Unternehmerfamilie". Joachim Sauer habe bleibende Spuren in der Stadt hinterlassen - sei es als "Vater des Puppenfestivals" oder als Initiator des Max-Oscar-Arnold-Kunstpreises. Mit beiden strahle das Wirken Sauers bis heute weit über die Stadt Neustadt bei Coburg hinaus. Sein Tod sei umso bedauerlicher, weil sich Joachim Sauer erst wieder regelmäßig beim Puppenfestival habe blicken lassen und dabei seine Freude und Zufriedenheit über die Arbeit bei "seinem Puppenfest" zum Ausdruck gebracht habe. Nicht zu vergessen, betonte Rebhan: Gemeinsam mit seinem treuen Freund Erich Leistner war Joachim Sauer treibende Kraft bei der Gründung und dem Aufbau des Museums der Deutschen Spielzeugindustrie am Hindenburgplatz.