Die letzte Musiktheater-Premiere der Intendanten-losen Spielzeit 2017/2018 am Landestheater Coburg ist der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Kurt Weill und Bert Brecht gewidmet. In der Inszenierung von Gast-Regisseurin Konstanze Lauterbach feiert das Werk am Freitag Premiere im Großen Haus (Beginn: 19.30 Uhr).

Nach "Antigone" in der vergangenen Spielzeit ist "Mahagony" bereits die fünfte Inszenierung Lauterbachs am Landestheater. Die Geschichte der 1930 in Leipzig uraufgeführten Oper erzählt von skrupellosen Glückssuchern.

Leokadja Begbick, Fatty der "Prokurist" und Dreieinigkeitsmoses sind auf der Flucht vor der Polizei als sie die Stadt Mahagonny gründen. Die Stadt floriert, Jenny und sechs andere Mädchen kommen auf der Suche nach Whiskey, Dollars und hübschen Männern nach Mahagonny. Und auch die Holzfäller Jim Mahoney, Jakob Schmidt, Sparbüchsenbill und Alaskawolfjoe wollen sich für ihr in den Wäldern Alaskas schwer verdientes Geld Vergnügen leisten.

Doch bald kehren Langeweile und Unzufriedenheit ein, etwas fehlt. Da wird ein Hurrikan angekündigt, der direkt auf Mahagonny zusteuert und im Moment der größten Gefahr findet Jim Mahoney "Die Gesetze der menschlichen Glückseligkeit", nämlich alles zu dürfen und sich nicht an Gesetze halten zu müssen. Die Stadt wird in letzter Sekunde vom Hurrikan verschont und steht von nun an unter der Devise "Du darfst".


Spaß und Sinnlichkeit

Alles ist möglich: Fressen, Saufen, Boxen, Liebe machen. Nur eines ist verboten: kein Geld zu haben. Und das wird dem glücksuchenden Jim Mahoney zum Verhängnis und er bezahlt drei Flaschen Whiskey mit seinem Leben.

Doch ganz am Ende steht schließlich auch der Untergang des "Du darfst"-Paradieses, das an seiner Entgrenzung erstickt. Bertolt Brecht und Kurt Weill hielten mit ihrem gesellschaftskritischen Werk der bürgerlichen Gesellschaft der Weimarer Republik, die noch nicht gemerkt hatte, wie nahe sie bereits am Abgrund stand, den Spiegel vor. Und auch heute hat das Stück, das in Krisenzeiten spielt, an Aktualität nichts verloren.

Regisseurin Konstanze Lauterbach, die gemeinsam mit der Bühnenbildnerin Ariane Salzbrunn die Handlung sehr bildreich umgesetzt hat, interessiert der politische Vorgang der Gründung der Stadt Mahagonny und die Vergeblichkeit der Suche nach menschlicher Würde und Existenz. Sie lässt das Stück in einer alten Villa spielen, als ehemalige Grundfeste der bürgerlichen Welt, die verkommt und ihren früheren Glanz verloren hat.

Musikalisch erklingen in "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" Jazz, Blues und Tanzmusik, aber auch Parodien zeitgenössischer Schlager und zahlreiche Zitate aus der klassischen Musik. Einerseits spielen Weill und Brecht mit den Traditionen des Musiktheaters, wollten aber auch große, neue, unterhaltsame Oper machen. "Spaß und Sinnlichkeit stecken in der Musik", so Generalmusikdirektor Roland Kluttig, der die musikalische Leitung der Oper übernimmt. red





Sie bringen "Mahagonny" nach Coburg

Premieren-Tipp "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" - Oper von Kurt Weill, Texte von Bert Brecht; Freitag, 22. Juni, 19.30 Uhr, Landestheater Coburg

Produktionsteam
Musikalische Leitung: Roland Kluttig; Inszenierung: Konstanze Lauterbach; Bühnenbild: Ariane Salzbrunn; Kostüme: Konstanze Lauterbach; Dramaturgie: Susanne von Tobien

Termine Matinee: Sonntag, 10. Juni, 11 Uhr; 29. Juni, 19.30 Uhr, 1. Juli, 18 Uhr, 3., 5., 11. Juli, 19.30 Uhr, Landestheater

Tickets Tageblatt-Geschäftsstelle, Theaterkasse

Entstehung Die Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" erlebte am 9. März 1930 ihre Uraufführung im Neuen Theater in Leipzig. Gestört wurde die Uraufführung durch von Nazis organisierte Proteste. Die Keimzelle des dreiaktigen Werkes bildet "Mahagonny. Ein Songspiel", uraufgeführt im Juli 1927 beim Musikfest in Baden-Baden. Stilistisch verknüpft Weill Jazz, Foxtrott und Blues mit Zitaten von Bach bis Weber.

Konstanze Lauterbach absolvierte zunächst eine Ausbildung als Textilfacharbeiterin, wirkte dann als Requisiteurin in Gera. 1976 bis 1981 studierte sie an der Karl-Marx-Universität in Leipzig Germanistik und Literaturwissenschaften. 1987 bis 1990 war sie Regisseurin am Thüringer Landestheater Rudolstadt. Konstanze Lauterbach wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Am Landestheater Coburg war sie mehrfach als Regisseurin zu Gast. Im Juni 2013 inszenierte sie Tschaikowskys "Eugen Onegin", im Mai 2014 Ödon von Horváths schwarze Komödie "Zur schönen Aussicht", im September 2015 Bellinis Oper "Norma", im Januar 2017 folgte "Antigone" von Euripides.