Die explosionsartige Steigerung der Preise im Bausektor bringt die Planungen der Bauverwaltung im Landratsamt gewaltig durcheinander. So musste gestern der Kreis-Bauausschuss zur Kenntnis nehmen, dass zwei ursprünglich für heuer geplante Projekte nicht zu verwirklichen sind. Eine Maßnahme wurde dann aber zumindest doch auf den Weg gebracht: Der Bau einer neuen Brücke über den Grundgraben in Ottowind. Aber auch da ging die Sache aber nicht ohne Kostensteigerung vom Tisch.
Wie Jürgen Alt, Sachgebietsleiter für den Tiefbau, erläuterte, waren es bei der Grundgrabenbrücke auch Anforderungen der Regierung von Oberfranken die zu "Kostenanpassungen" geführt haben. So ist auch der im Investitionsplan des Landkreises für die Jahre 2017 bis 2021 vorgesehene Ansatz nicht mehr zu halten - aus dort eingeplanten 280 000 Euro sind mittlerweile 458 000 Euro in der Realität geworden. Tröstlich: Weil der Landkreis derzeit mit recht hohen staatlichen Zuschüssen rechnen kann, schlägt die Kostenerhöhung nur teilweise auf die Kreiskasse durch. Kreiskämmerer Manfred Schillig ging im Bauausschuss von einer Erhöhung des Eigenanteil um rund 40 000 Euro auf rund um 130 000 Euro aus.
Nach dem einstimmigen Empfehlungsbeschluss des Ausschusses (dem freilich der Kreistag kommende Woche erst noch zustimmen muss) greift nun der Zeitplan, den Melanie Dressel (Verantwortliche für Brückenbauprojekte des Landkreises) für den Ersatzneubau der Brücke an der Kreisstraße CO 4 entworfen hat. Gibt die Regierung erwartungsgemäß ihr Okay zu den Plänen, wird schon kurz darauf - also noch im Herbst - die Ausschreibung erfolgen. "Läuft die gut, können wir im April in Ottowind anfangen", sagte Dressel.


Da lief es gar nicht gut

Allerdings hat der Landkreis bei zwei anderen Projekten jetzt die Erfahrung machen müssen, dass derzeit eben nicht mehr alle Ausschreibungen gut laufen. Sowohl bei der Sanierung der Brücke über den Lauterbach in Oberlauter (Kostenberechnung: 285 000 Euro/Angebot: 445 000 Euro) als auch bei der Stützmauersanierung in der Untersiemauer Ortsdurchfahrt (275 000 Euro/601 000 Euro) lagen die von den Baufirmen aufgerufen Preise meilenweit über den Ansätzen der Landkreisverwaltung. Da gab es auch für die Mitglieder des Bauausschusses keine Diskussion: Die Ausschreibungen wurden aufgehoben. Das heißt: Keine Aufträge vergeben.
Jürgen Alt blieb auch nur Schulterzucken. Natürlich, sagte der Tiefbau-Verantwortliche, sei man in der Verwaltung die Kostenberechnungen noch einmal genau durchgegangen. Aber hier wie da sei man zur Erkenntnis gekommen: "Sie passen." Da sei es nun sinnvoller, beide Bauprojekte noch einmal "auf den Markt zu werfen" und auf bessere Ausschreibungsergebnisse im Herbst zu hoffen.
Bernd Reisenweber (Freie Wähler) schlug vor, bei den Vorgaben für beide Projekte den Baufirmen zeitlich ein bisschen mehr Luft zu geben. Wenn denen die Möglichkeit gegeben werde, eine Baumaßnahme mal drei, vier Wochen nach vorne oder hinten zu schieben, könne man sicher bessere Preise erzielen. "Die Idee finde ich gut", sagte da Landrat Michael Busch (SPD), auch von der Verwaltung gab es keinen Widerstand. "Wir sind da zeitlich nicht gebunden", versicherte Alt mit Blick auf die Oberlauterer Brückensanierung, die dennoch 2019 verwirklicht werden soll.
Die Neuausschreibung der Stützmauersanierung in Untersiemau könnte sogar dazu führen, dass die Arbeiten in Gänze um noch ein Jahr nach hinten geschoben werden. Melanie Dressel sicherte dem Ausschuss zu, dass ein Jahr Wartezeit den Zustand der Mauer neben der Kreisstraße CO 28 (der ehemaligen Bundesstraße 289) nicht allzu sehr verschlechtern dürfte. Ausgeschrieben werden die Arbeiten dennoch schon jetzt, der Bauausschuss soll dann nach Vorliegen belastbarer Zahlen bei seiner September-Sitzung entschieden, wie es in Untersiemau weitergeht. Trotz kräftig sprudelnder Zuschüsse stellte Bernd Reisenweber abschließend die Überlegung in den Raum, ob der Landkreis nicht vielleicht bautechnisch ein bisschen auf die Bremse treten solle. Reisenweber riet zum antizyklischen Vorgehen: "Wenn alle bauen, müssen wir nicht auch noch bauen."