Ein Sommerabend wie aus dem Bilderbuch: so präsentierte sich "Classic & Picknick" mit dem Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde vor der grünen Blätterkulisse im Neustadter Märchenbad auch in diesem Jahr wieder seinen zahlreichen Fans aus nah und fern.
Wer ohne Liegestuhl und Picknickkorb gekommen war, suchte sich ein lauschiges Plätzchen oder man fand Platz auf bereitgestellten Stühlen und ließ sich vom Bratwurstduft verführen. Die Akteure waren aufs Beste vorbereitet und überraschten an diesem Abend mit Hitverdächtigem aus Oper und Film. Eine Vielzahl der Melodien hatte der äußerst engagierte musikalische Leiter Hans Stähli speziell für seine Symphoniker arrangiert. Abwechslung und Einfallsreichtum, sowie die bunt schillernde instrumentale Palette sind der Schlüssel für den Erfolg dieser Veranstaltung.


Spanische Tänze

Mit Esprit führte Christine Rebhan durchs Programm und versorgte das Publikum immer wieder mit interessanten Informationen und Geschichten. Ein Wermutstropfen an diesem Abend war jedoch die plötzliche Erkrankung von Hans Stähli. Überaus kurzfristig konnte Dominik Tremel, ehemals Korrepetitor am Landestheater Coburg, das Ruder übernehmen (siehe Artikel "Der Einspringer").
Stimmungsvoll begann das Programm mit einer dreimaligen Bläserfanfare "La ritirate militare" aus Puccinis Oper "La Boheme". Nach "Ernani" von Verdi und einem arabisch anmutenden Marsch von Rossini stellte sich mit Selina Schreiner ein Jungtalent aus Coburg mit der anspruchsvollen Arie "Chacun le sait" aus der "Regimentstochter" von Donizetti vor. Ihr jugendlicher, glitzernder Sopran geriet zum ersten Höhepunkt des musikalischen Feuerwerks. Ihren Namen wird man sich merken müssen.
Mit den "Spanischen Tänzen" von Moszkowski und Waldteufels spritzigem "Espana-Walzer" ging es weiter nach Spanien. Mit nuancenreicher Dynamik brachte Monja Heuler mit ihrer Mundharmonika und "Toledo" von James Moody das Publikum zum Staunen und setzte damit einen weiteren Höhepunkt. Bei einem Sinfoniekonzert des Orchesters konnte man das virtuose Können der Künstlerin bereits im Vorjahr bewundern. Pulsierend und mit emotionaler Spannung beendete das Orchester unter der prägnanten, wie überlegenen Zeichengebung von Dominik Tremel mit "Asturias" von Isaac Albeniz den ersten Teil des spannenden Musikerlebnisses.


"Bonanza" bis "Lindenstraße"

Die Legenden der Filmmusik wurden passenderweise von den Bläsern mit der Fanfare der "Twenty century Fox" eröffnet. Auch Monja Heuler war wieder mit von der Partie mit "Winnetou", "Der Mann mit der Harmonika" oder Morricones "Love Theme" aus "Cinema Paradiso". Bejubelt wurde noch einmal Selina Schreiners ausdruckstarker Sopran mit der stimmungsvollen Melodie aus "Spiel mir das Lied vom Tod".
Auch in dem bestens gelungenen Medley zu "Die Schöne und das Biest" zeigte das Orchester seine technische und gestalterische Vielfalt in allen Stilrichtungen, was sicherlich dem Verdienst von Hans Stähli zuzuschreiben ist.
Galoppierenderweise verabschiedeten sich die Musiker und Dominik Tremel im besten musikalischen Miteinander mit der Titelmelodie aus der legendären Wildwestserie "Bonanza" und rissen das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin.
Die euphorischen Zuhörer erklatschten sich noch vier Zugaben: "Die Sendung mit der Maus", "Lindenstraße", "Bonanza" und "Winnetou". Es wäre wohl niemandem schwergefallen, noch länger zuzuhören und die glücklichen Gesichter der Besucher, die sich ohne Hast auf den Heimweg machten, bewiesen wieder einmal: "Musik ist Balsam für die Seele".





Der Einspringer

Als Einspringer für den erkrankten Hans Stähli hat Dominik Tremel kurzfristig die Leitung des Open-Air-Konzerts in Neustadt übernommen.

In der Region ist er nicht zuletzt durch seine langjährige Tätigkeit am Landestheater Coburg bekannt. Im September 2014 kam Tremel als Ballett- und Solorepetitor ans Landestheater. Hier präsentierte er sich aber immer wieder auch als Dirigent. Nicht zuletzt profilierte er sich als musikalischer Leiter im Bereich der Kinder- und Jugendkonzerte. Aber auch als Pianist wie in der Musical-Produktion "Thrill me" im Frühjahr 2015 in der Reithalle ist Tremel hervorgetreten.


Daneben gestaltete er zudem als Organist Kirchenkonzerte. Derzeit arbeitet Tremel freischaffend.


Zur Geschichte eines Orchesters

Gründung Die Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt wurde im Januar 1925 gegründet. Nach dem schwierigen Wiederbeginn nach Kriegsende begann 1952 die langjährige Ära von Rudolf Potyra als Chefdirigent des Orchesters. Bis in die 50er Jahre waren die Musikfreunde ein Orchester aus Neustadtern und für Neustadter. Nach dem Fall der innerdeutschen Grenze 1989 fanden auch Musikliebhaber aus Sonneberg den Weg in das Orchester. Nachfolger Potyras als musikalischer Leiter wurde Rolf Otto. Seit April 2013 ist Hans Stähli, längjähriger ehemaliger Erster Kapellmeister des Landestheaters, Dirigent des Orchesters. Stähli ist auch als Komponist und Arrangeur hervorgetreten. Sein Konzert für Horn und Orchester wurde im Herbst 2017 in Coburg uraufgeführt.