Roland Eibl gibt sich entschlossen: "Als Scheuerfelder kämpfen wir für die Schule", sagt er beim Ortstermin in der Sporthalle des TSV Scheuerfeld. Eibl ist zum einen Ortssprecher für Scheuerfeld, zum anderen Präsident des TSV. Als Ortssprecher schon muss Eibl wünschen, dass der Stadtteil seine Grundschule (und die Grundschüler) behält, als TSV-Präsident muss er das erst recht. Denn die Grundschule ist einer der wichtigsten Nutzer der vereinseigenen Turnhalle gleich nebenan.
Am Dienstagnachmittag kann er sich auf die Schulter klopfen: Der Kultur- und Schulsenat beschließt die Generalsanierung des Schulhauses einstimmig. Die Mittagsbetreuung wird demnach integriert. Die geschätzten Kosten belaufen sich nach Peter Cosack, Leiter des Hochbauamtes auf rund 960 000 Euro zuzüglich der Mittel für die Barrierefreiheit und Statik.
Insgesamt sechs Varianten hatte Cosack erarbeitet und errechnet. Dennoch sprachen sich alle Mitglieder für die Generalsanierung aus. Sollte die Barrierefreiheit nicht gewährleistet werden können oder die Statik im Obergeschoss Probleme machen, wird eine Sanierung plus Anbau ins Auge gefasst. Geschätzte Kosten dann: 1,4 Millionen Euro.
Als Ortssprecher hatte Eibl schon im September 2017 den Antrag gestellt, die Scheuerfelder Schule zu sanieren und dort Raum für die Mittagsbetreuung zu schaffen. Die evangelische Kirchengemeinde Scheuerfeld bietet die Mittagsbetreuung schon seit über 20 Jahren an, aber seit einigen Jahren boomt das Angebot regelrecht, wie Pfarrer Hartmut Braune-Bezold berichtet. Fanden die Kinder anfangs noch im Scheuerfelder Kindergarten Platz, so ist der inzwischen auch wieder ausgebucht. Dank der Baugebiete und der Kinderbetreuung vor Ort ziehen junge Familien nach Scheuerfeld, aber die Mittagsbetreuung ist an ihre räumlichen Grenzen gelangt. 40 Kinder können aufgenommen werden, sagt Braune-Bezold. Doch inzwischen brauche jedes Kind, das eingeschult wird, einen Platz. Im Haus der Jugend wollen sich aber auch noch andere treffen, wie zum Beispiel der Seniorenkreis.
"Scheuerfeld wird in der Innenstadt gerade neu erfunden", sagt Eibl: Das, was als "Bildungshaus" in der Lutherschule geschaffen werden solle, nämlich ein Miteinander von Kindergarten und Schule, werde in Scheuerfeld aufgrund der räumlichen Nähe doch schon lang praktiziert. Da seien größere und kleinere Kinder eng beieinander, und der TSV tue mit seinen Sportangeboten das Seine dazu.
Auch Schulleiterin Susanne Thaler von der Melchior-Franck-Schule hat nicht vor, auf ihren zweiten Standort zu verzichten, wie sie sagt. Fürs nächste Schuljahr seien dort wieder zwei Flexklassen geplant, sagt sie. Diese Flexklassen ermöglichen es den Kindern, je nach Begabung und Entwicklungsstand die erste und zweite Klasse in einem, zwei oder drei Jahren zu durchlaufen. Außerdem wird es eine dritte und eine vierte Klasse geben, wie jetzt auch.
Thaler räumt ein, dass die zwei Standorte hohen Aufwand mit sich bringen. Es fahren ja trotzdem Scheuerfelder Kinder zu Melchior-Franck-Schule, weil es nur dort die Ganztagsklassen gibt. Dafür gehen aber auch Kinder aus dem Sprengel der Melchior-Franck-Schule in Scheuerfeld zum Unterricht. Auch die Lehrkräfte pendeln.
Wegen dieses Aufwands und der zwischenzeitlich gesunkenen Schülerzahlen stand auch schon die Schließung der Schule im Raum. Aber es gebe nun wieder mehr Kinder und die Zusage aus der Zeit der Scheuerfelder Eingemeindung 1972, dass die Schule erhalten bleibt, sagt Eibl. Auch das Kultusministerium habe 2012 zugesagt, die Schule zu erhalten.
Die einstimmige Entscheidung des Senats bedeutet, dass die Generalsanierung beim Bauinvestitions-Controlling angemeldet wird und die Prioritätenliste für Schulbaumaßnahmen fortgeschrieben wird.
Schulleiterin Susanne Thaler freut sich zwar über die Entscheidung, eine aktuelle Lösung für die Mittagsbetreuung sei das aber nicht. "Wie es im kommenden Schuljahr weitergeht, weiß ich nicht. Die Mittagsbetreuung platzt aus allen Nähten. Eltern haben schon mit Gastschulanträgen gedroht, sollten sich keine geeigneten Räumlichkeiten finden", sagt sie. Wer weiß, wann die Generalsanierung abgeschlossen sei. Immerhin gebe es ja noch die Prioritätenliste - und da stünden andere Schulen weiter oben.